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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rechten Arm.
    Sie reagierten nicht.
    Dann eben anders. »Hi, Gitti! Hi, Sascha! Genau euch habe ich gesucht. Toll, dass ich euch gefunden habe.«
    Wieder schwiegen sie.
    Wie konnte ich den Panzer knacken? Ich sprach sie auf ihre Eltern an. »Sind euer Vater und eure Mutter auch in der Nähe? Sagt einfach Bescheid oder nickt.«
    Ich sprach gegen eine Wand. Es gab einfach keine Reaktion von ihnen. Aber sie waren nicht grundlos gekommen. Sie hätten auch im Wald bleiben können. Wahrscheinlich waren sie geschickt worden, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie auf eigene Faust gehandelt hatten. Geschickt worden, um mich in die Falle der Hexe Elvira zu locken? So stellte ich mir das vor.
    »Wollt ihr nicht zu mir kommen?«, fragte ich, »dann muss ich nicht so laut sprechen.«
    Zum ersten Mal erlebte ich bei ihnen eine Reaktion, denn beide schüttelten die Köpfe.
    »Schade«, bedauerte ich. »Dann muss ich wirklich überlegen, wie wir uns treffen können. Ich denke aber, dass es auch geht, wenn ich zu euch rüberkomme.«
    Diesmal nickten sie.
    Aha, deshalb also waren sie erschienen. Sie wollten mich auf die andere Seite locken.
    Ich hob die Arme. »Wie ihr wollt!«, rief ich dann nach drüben. »Es ist alles ganz locker, denke ich.«
    »Ja, komm…«
    Sie hatten sich gemeldet, aber ich wusste nicht, wer von ihnen gesprochen hatte. Außerdem hatte ich mich über den Klang der Stimme gewundert. Er war mir etwas hallend vorgekommen, als hätte das Rauschen des Wassers ihn weitergetragen.
    Ich wartete auf weitere Erklärungen, die leider ausblieben.
    Die Kinder beobachteten mich nur. Sie lauerten darauf, wie ich mich verhalten würde.
    Dabei gab es nur eine Möglichkeit für mich. Eine trockene Stelle zum Überqueren des Baches hatte ich bisher nicht entdeckt. So blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu Fuß zu durchqueren, auch wenn ich dabei nasse Socken bekam.
    Das war schwieriger als es aussah. Glatte Steine, die zudem mit dünnen Pflanzenschichten bewachsen waren, würden es mir schwer machen, einen Halt zu finden. Ich musste schon sehr gut balancieren, und auch beim Abspringen durfte ich auf keinen Fall ausrutschen.
    Die Kinder warteten. Ihr Verhalten fiel mir auf. Sie standen Hand in Hand da, als hätten sie eine unsichtbare Grenze erreicht, die sie beide nicht überschreiten durften. Bisher hatten sie sich keinen Zentimeter nach vorn bewegt.
    Das tat ich.
    Der direkte Kontakt zwischen Wasser und Ufer war recht weich, sodass mein Fuß einen Abdruck hinterließ. Ich peilte den ersten Stein an, der mir vertrauenswürdig genug aussah. Er war zum Glück recht flach und auch nicht bewachsen. Aber er lag leicht schräg. Es würde mein erster Test werden.
    Ich bestand ihn.
    Sogar mit beiden Füßen konnte ich auf ihm stehen, auch wenn ich mit den ausgestreckten Armen um das Gleichgewicht rang, aber es klappte wunderbar.
    Ein schneller Blick zu den Kindern.
    Nichts bewegte sich in ihren Gesichtern. Sie standen noch am gleichen Platz und schauten mir zu. Nicht mal die Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen. Wenn ich den Ausdruck der Gesichter deuten sollte, fiel mir der Begriff »abwesend« ein.
    Egal, ich machte weiter.
    Den nächsten Stein hatte ich bereits im Visier. Der Schritt war nicht sehr groß, und auch hier traf ich mit dem Fuß zielgenau auf. Über meine Lippen huschte ein erstes Lächeln.
    Beim dritten Stein hatte ich die Hälfte der Strecke hinter mir gelassen, ich erwischte auch den vierten, aber da musste ich schon scharf nach rechts hin. Er lag zudem tiefer im Wasser, und jetzt zerrte die Strömung heftig an beiden Beinen, riss mich aber nicht um.
    Alles klar. Ich brauchte nur noch einen Stein als Halt, dann war der Rest ein Kinderspiel.
    Genau auf dem letzten Stein glitt ich zur Seite. Ich fiel nach rechts, ich ruderte mit den Armen, über meine Lippen drang ein Fluch, ich sah mich schon fallen und schaffte es trotzdem noch, mir einen gewissen Schwung zu geben.
    Plötzlich war das andere Ufer so nah. Ich prallte auf, stolperte nach vorn, stützte mich ab, wollte hochkommen - und spürte plötzlich genau dort einen heftigen Stich auf der Brust, wo mein geweihtes Kreuz hing…
    ***
    Mitten in der Bewegung erstarrte ich. Auf einmal war alles anders. Das Kreuz hatte mir ein Zeichen gegeben, und damit hatte ich nicht gerechnet. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich unternehmen sollte, denn eine bedrohliche Gefahr hatte ich nicht erkannt.
    So blieb ich zunächst in dieser unbequemen

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