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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beide haben schon so manches heiße Eisen gelöscht.«
    »Ja, mag sein«, flüsterte Boris nach einer Weile. »Aber was wir hier erleben, ist nicht normal.«
    »Das ist John auch nicht.«
    »Ein Wunderknabe?«
    »Nein, Boris, aber jemand, der mit offenen Augen durch die Welt läuft und allem zugänglich ist. Ich kann dir das jetzt nicht genau erklären, aber du solltest schon noch Vertrauen haben.«
    »Toll… das hatte ich mal.« Er knirschte mit den Zähnen.
    »Aber das ist jetzt endgültig vorbei, verstehst du? Ein für alle Mal dahin. Ich hänge hier fest. Mir geht es verdammt mies und meiner Frau noch schlechter. Es kommt mir vor wie ein Hohn, wenn wir trinken und essen. Man will uns nicht verhungern und nicht verdursten lassen, man hält uns lebendig, bis die verdammten Wildschweine so ausgehungert sind, dass sie uns fressen.«
    »So weit ist es noch nicht.«
    »Hör auf, Harry. Wie willst du dich wehren?«
    Auf diese Frage wusste Stahl keine Antwort. Er musste Boris Helm leider Recht geben. Gegenwehr war so gut wie unmö glich. Er kam von diesem verdammten Stamm im Rücken nicht los und war auch nicht in der Lage gewesen, die Fesseln zu lockern, weil man sie einfach zu raffiniert angelegt hatte.
    Die einzige Hoffnung war Dagmar Hansen. Und sie würde genau das Richtige tun, hoffte Harry. Sie machte sich immer Sorgen, wenn sich ihr Freund nicht nach einer bestimmten Zeit gemeldet hatte.
    Und die Zeit war hier lang geworden, verdammt lang. Man hatte sie nicht so hart gefesselt, dass es zu Blutstaus kam, die dann zum Tod führten. Einen gewissen Bewegungsspielraum besaßen sie schon, aber das nutzte ihnen auch nichts. Bisher hatten alle Befreiungsversuche nichts gebracht. So mussten sie weiterhin erfahren, wie immer mehr Kraft aus ihren Körpern wich.
    Harry ahnte, dass die Hexe einen gewissen Zeitraum abwartete, um dann endgültig zuzuschlagen.
    Die vierbeinigen Wachtposten waren immer in der Nähe. Sie zogen sich manchmal innerhalb des geräumigen Käfigs zurück und versteckten sich für eine Weile. Dann aber tauchten sie wieder auf und schlichen um die Gefangenen herum wie die Katze um den heißen Brei. Dabei schien sich der Hunger in ihren Augen vervielfältigt zu haben.
    Die Kinder sahen sie nicht. Sie sprachen auch nur wenig über sie. Bei diesem Thema drehten die Eltern durch.
    Dämmerlicht am Tag, Dunkelheit in der Nacht. Obwohl Harry noch nicht so lange gefangen war, fühlte er sich schmutzig und wie ausgewrungen. Wenn man ihn jetzt losband, würde er es kaum schaffen, sich auf den Beinen zu halten. Die Schwäche war bereits zu groß. Er würde zusammenbrechen und vor die Körper der Schweine fallen.
    Wieder hörte er das typische Geräusch, das entstand, als sich eine Klappe bewegte und nach unten fiel. Es war der Zugang für die gemästeten Wildschweine, wenn sie vom normalen Wald den aufgebauten Käfig betraten. Harry hatte den Zugang nicht gesehen, aber dem Klang nach konnte es nur etwas Derartiges sein.
    Wieder schlich ein Schwein heran. Diesmal nur eines. Fett und aufgedunsen. Es blieb vor den drei Gefangenen stehen und schaute sie aus tückischen Augen an.
    Ute Helm begann zu jammern. Ihr Mann fluchte leise, während Harry den Mund hielt und den Kopf des Tieres nicht aus den Augen ließ. Inzwischen hatte er den Eindruck, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er den Schweinen zum Fraß vorgeworfen wurde.
    Das Tier bewegte sich vor und stupste Harry mit der Schnauze an, als wäre er ein Kumpel. Es leckte über seine Hosenbeine, aber es griff nicht an. Nach einer gewissen Zeit und nach einem abschließenden Grunzen zog es sich zurück.
    Harry hörte Boris lachen. »Ich weiß, was das bedeutet hat! Er wollte prüfen, ob wir schon reif sind.«
    »Sieh das nicht so eng.«
    »Doch. MUSS ich ja!« Er fluchte wieder. Die Probleme verringerten sich nicht, und die drei Gefange nen blieben auch nicht lange allein, denn sie hörten, wie sich jemand dem Käfig näherte und dann sehr dicht davor stehen blieb.
    Die Sicht war gut genug, um die Person zu erkennen. Sie sahen das Gesicht der Elvira hinter dem Fenster. Eine Hand hatte sie durch das Gitter gestreckt und halb gekrümmt. Eine Geste, die wohl beweisen sollte, dass sie bereit war zuzugreifen.
    Ihre Gesichtshaut war grau und auch schmutzig geworden.
    Die Haare waren verfilzt, und ihre Augen schauten mit einem starren Blick. Sie machte auf die Beobachter den Eindruck einer Person, die sich immer mehr vom Menschen zurück in eine Horrorgestalt

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