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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch zu riechen.
    Trotzdem passte mir die Stille nicht. Sie machte auf mich einen beunruhigenden Eindruck, als würde sich in ihr etwas verbergen.
    Egal, was es auch war. Egal, mit welchen Problemen ich zu rechnen hatte. Für mich zählte einzig und allein die Besichtigung des Hauses und das Treffen mit Elvira.
    Auch wenn sie sich nicht zeigte, war mir klar, dass sie über mein Eindringen Bescheid wusste. Hexen waren da sehr sensibel und aufmerksam.
    Deshalb nahm ich den direkten Weg zum Eingang. Wieder umgab mich nur die tiefe Stille des Waldes. Selbst die Tiere waren verstummt. Als ich noch mal gegen das Dach schaute, da entdeckte ich auf dem schmalen First die sechs Raben. Ich hatte sie gar nicht herfliegen sehen und auch nichts von ihnen gehört.
    Das war keine glatte Hauswand. Raues Holz, an einigen Stellen gerissen, stapelte sich übereinander. Die Zwischenräume waren mit Moos und Pflanzenteilen abgedichtet worden, und die nicht sehr hohe, schiefe Tür war weder geschlossen noch stand sie richtig offen.
    Um das Haus zu betreten, musste ich sie aufzerren.
    Die dabei entstehenden Geräusche regten mich auf, aber sie ließen sich nicht ändern. Ich zog den Kopf ein. Die Beretta hatte ich wieder verschwinden lassen. Wenn es allerdings sein musste, konnte ich sie blitzschnell ziehen.
    Ein kleiner Schritt brachte mich direkt in das alte Hexenhaus hinein und damit auch in die Nähe des Lichts, sodass ich schon etwas im Innern erkennen konnte.
    Ich entdeckte mehrere Sitzgelegenheiten, wobei mir die Bank besonders auffiel, die keine Rückenlehne besaß. Zwei Hocker sah ich auch noch und den Umriss eines Tisches.
    Wichtig aber war der Stuhl, der eine hohe Lehne besaß und einer ebenfalls wichtigen Person Platz bot. Auf dem Stuhl saß, aufrecht und auch im Lichtbereich der Ölleuchte, Elvira.
    Ob sie nun eine Hexe war oder nicht, konnte ich nicht mit Bestimmheit sagen. Hexen sehen zumeist nicht so aus, wie man sie sich vorstellt. Diese Elvira machte auf mich einen recht normalen Eindruck. Sie war keine krumme, bucklige Frauengestalt mit runzeligem Gesicht, Höckernase und Vogel auf der Schulter. Es mochte am Licht liegen, das auch gegen ihr Gesicht fiel, doch auf mich persönlich machte sie zwar keinen alterslosen Eindruck, glich allerdings einer Frau, deren Alter nur schlecht zu schätzen war.
    So wie mich der Keiler im Wald angeschaut hatte, blickte auch sie mich an. Nur war der Ausdruck in ihren Augen nicht so starr. Mir kam er lauernder vor. Die dünnen Lippen hatten sich zu einem Grinsen verzogen, aber der Mund blieb verschlossen.
    Auch ich sagte zunächst nichts, sondern nickte der Frau nach dem Eintreten nur kurz zu.
    Jetzt sprach sie. »Ich darf dich begrüßen. Komm nur näher, Märchenprinz.«
    Märchenprinz!
    Ich schüttelte den Kopf. So war ich bisher noch von keiner Person bezeichnet worden.
    »Märchenprinz?«, wiederholte ich mit tonloser Stimme. »Wie kommst du auf Märchenprinz?«
    »Bist du nicht der Prinz, der gekommen ist, um die Menschen hier zu befreien?«
    »Wenn du es so siehst, dann hast du Recht.«
    »Gut.« Elvira rieb ihre Handflächen über die Stuhllehnen hinweg. »Und welchen Namen hat der Märchenprinz?«
    »Ich heiße John Sinclair. Warum?«
    »Weil ich meinen Wildschweinen nicht gern namenlose Opfer zum Fraß vorwerfe…«
    ***
    Blickte Harry Stahl nach rechts, sah er Boris Helm. Drehte er den Kopf nach links, geriet Ute Helm in sein Blickfeld. Er musste zugeben, dass es den beiden noch schlechter ging als ihm, obwohl er sich vorkam wie ein Bleichgesicht am Marterpfahl der Indianer.
    Ja, man hatte ihn und die Helms tatsächlich an Pfähle gebunden, die in einer stinkenden Umgebung standen. Die Stricke waren so fest um die Körper der Gefangenen gedreht worden, dass Bewegungen fast nicht möglich waren.
    Harry versuchte, die Erinnerung zu klären, wie es genau dazu gekommen war, dass er sich in dieser hilflosen Lage befand. Es hatte viel mit Elvira zu tun auch viel mit ihren monströsen Wildschweinen, die sie gemästet hatte. Sie waren ihre Helfer.
    Sie taten alles, was sie wollte. Sie reagierten auf jede Bewegung, auf jeden Laut, und Harry hatte keine Chance gehabt.
    Die Tiere hatten sich in seiner Kleidung festgebissen und ihn weggeschleift. Eine Beute, die sie nicht losließen. Er war sich so gedemütigt vorgekommen, als man ihn durch den Dreck zog. Er war auch nicht in der Lage gewesen, sich zu wehren, weder durch eine Waffe noch mit seinen Fäusten. Hätte er es versucht, dann wäre

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