1220 - Im mentalen Netz
ich wohl an der Reihe", meinte Stalion Dove.
Er ging zu dem Zylinder, beugte sich darüber und drehte das Handrad. Das hieß, er versuchte es, aber es saß fest. Stalion setzte mehr Kraft ein, aber nicht seine ganze Kraft, denn er wollte das Rad weder abbrechen noch mit der Spindel herausreißen. Schließlich gab es knirschend nach. Anschließend ließ es sich leicht drehen. Als es anschlug, hob Stalion den Deckel hoch.
Im nächsten Augenblick war Peruz durch die Öffnung gesprungen.
Der Oxtorner schloß im ersten Schreck die Augen, weil er annahm, der Okrill würde sich durch die senkrechte Röhre zu Tode stürzen. Aber dann hörte er das Scharren und Klicken, mit dem die Raubtiertatzen über so etwas wie Sprossen fuhren.
Er öffnete die Augen wieder, tastete in die Öffnung und fühlte die in die Innenwandung eingelassenen Sprossen. Er schwang sich mühelos durch die Öffnung und ließ sich die Sprossenwandung hinab.
Obwohl Stalion sich mit Geduld gewappnet hatte, wurde er nach zirka einer Stunde nervös. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, diesen Zugang zu benutzen. Die Röhre konnte eigentlich nur eine Art Notausstieg sein. Es mußte andere, technisch hochstehende Zugangsmöglichkeiten geben.
Er legte eine Pause ein und zuckte die Schultern. Jetzt war es zu spät zum Umkehren.
Er lauschte nach unten. Der Okrill verursachte noch immer Geräusche. Aber sein Vorsprung war gewachsen. Offenbar ließ er sich einfach gleiten mit dem Rücken an der glatten und mit den Krallentatzen an der geriffelten Wand. Dadurch kam er erheblich schneller vorwärts als sein Herr.
Stalion setzte seinen Weg fort.
Anderthalb Stunden später erreichte er endlich das untere Ende der Röhre und stand vor einem torbogenförmigen Durchgang, hinter dem eine Art Torweg zur Stasiskammer führte. Er sah neben dem Stück eines Stasisfeldprojektors einen Ausschnitt der hellblau leuchtenden Kammerwandung.
Geschafft! dachte er triumphierend.
Stalion sah sich nach dem Okrill um, aber Peruz war nicht zu sehen. Wahrscheinlich war er schon durch den Torweg gelaufen und befand sich irgendwo in dem Bunkersaal, in dem die Stasiskammer stand.
Der Oxtorner beeilte sich, um ihn wieder einzuholen.
In dem Augenblick, in dem er den Torweg betrat, überkam ihn ein ungutes Gefühl. Er zögerte, dann wollte er umkehren. Doch er konnte es nicht mehr. Der Torweg, die Stasiskammer, die Zugangsröhre - alles war verschwunden, sogar er selbst. Zumindest war er nicht mehr körperlich vorhanden.
Stalion Dove wurde von Panik ergriffen.
Als er sie niedergekämpft hatte, verstand er, was geschehen war. Er war die ganze Zeit über nicht körperlich im Bewußtsein des Raumriesen vorhanden gewesen, das schien gar nicht möglich zu sein, da ein Bewußtsein nicht über räumliche Dimensionen verfügte, jedenfalls nicht im Sinne konventioneller Definition. Nur sein Bewußtsein war in das Bewußtsein des schlafenden Raumriesen eingedrungen und hatte wahrscheinlich an einem Traum teilgenommen. Aus unbekannten Gründen war es dann irgendwann aus diesem Traum ausgestoßen worden und befand sich wer weiß wo.
Abermals wollte Panik den Oxtorner ergreifen. Diesmal ließ er es nicht erst dazu kommen. Dennoch blieb die Furcht und das Grauen, denn er fragte sich vergeblich, wo er - beziehungsweise sein Bewußtsein sich jetzt befand und wie er oder sein Bewußtsein wieder Anschluß an die Realität bekommen sollte, oder doch wenigstens an einen Traum des schlafenden Raumriesen.
*
Ich erwachte - und wurde von einem sanften, gleichmäßigen Rauschen wieder in den Schlummer gewiegt.
Irgendwie nahm ich jedoch die Erkenntnis mit in den Schlaf, daß ich eigentlich wach bleiben müßte und als ich nach unbekannter Zeit abermals erwachte, war mein Verhalten dadurch sozusagen vorprogrammiert.
Ich sprang auf die Füße und exerzierte ein paar Atemübungen durch. Die erhöhte Sauerstoff zufuhr belebte den gesamten Organismus und klärte die Gedanken.
Erst danach sah ich mich richtig um und unterdrückte nur mühsam eine Verwünschung, als ich vor mir den weißen Sandstrand und die blaue See sah, die in flachen Wellen über das Ufer rollte und wieder zurückwich.
Diese verflixten Transzendenz-Elemente! Jetzt hatten sie mich schon wieder auf eine Südseeinsel versetzt!
„Konntest du mich nicht vorher warnen, Hilda?" fragte ich.
Als die Positronik meines SERUNS nicht darauf reagierte, aktivierte ich das kleine Checking. Egal, in welcher Stimmung Hilda sich befand, das
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