1222 - Die Jenseits-Sekte
wieder das Pech hatte, in einen Fall hineingerutscht zu sein, in den er gar nicht hatte hineingleiten wollen.
Dabei hatte er nur vorgehabt, mit Suzy Abbot eine romantische Nacht zu verbringen. Nicht mehr und nicht weniger, was zudem aufregend genug war.
Und dann passierte das!
Er saß schweigend neben der Fahrerin, die einen Musiksender angeschaltet hatte, der fast schon kla ssische Melodien brachte.
Sie verteilten sich im Innern des Van und wirkten beruhigend auf die Nerven.
Allerdings machte Johnny Conolly nicht den Eindruck, beruhigt zu sein. Er saß ziemlich starr auf dem Sitz und hatte die Handflächen zusammengedrückt und beide Hände zwischen seine Knie geschoben.
»He, was ist los mit dir?«
»Weiß nicht.«
Suzy lachte. »Natürlich weißt du das. Du denkst immer noch über die angebliche Erscheinung nach und was sie dir ins Ohr gesagt haben soll oder so ähnlich.«
»Das war nicht angeblich und auch nicht so ähnlich, Suzy. Was ich gehört habe, das habe ich gehört.«
»Ja, schon gut, ich sage nichts mehr. Ich verspreche dir, dass es uns bald besser gehen wird. Wir machen es uns gemütlich, öffne die Fenster und denke einfach, dass wir wieder im Wald sind, was nicht schwer sein wird.«
»Wieso das denn nicht?«
»Weil unser Haus in einem Garten liegt. Man kann es sogar als einsam betrachten.«
»Habt ihr keine Nachbarn?«
»Das schon. Aber die leben etwas entfernt. Ich sage immer, dass unser Haus im Niemandsland steht, umgeben von Feldern, Wiesen und Hecken. Richtig romantisch.«
»Aber auch einsam, wie du sagtest.«
»Klar.«
»Und da hast du keine Angst?«
»Nein, habe ich nie gehabt. Hin und wieder mal ein komisches Gefühl, wenn ich allein war, aber das ist vorbei. Schließlich bin ich kein Kind mehr.«
Johnny war da anderer Meinung. »Man muss nicht Kind sein, um Angst zu haben. Die kann man auch als Erwachsener spüren. Ich habe sogar gelernt, dass Angst im Leben wichtig ist.«
»Mag sein. Ich ziehe allerdings die andere Seite vor, wie du sicherlich verstehen kannst.«
»Klar doch.«
Der Nebel war noch immer vorhanden, aber er lag längst nicht mehr so dicht über der Landschaft. Es gab sogar Stellen, wo er sich ganz zurückgezogen hatte und die Sicht wieder klar war. Johnny hatte schon vergessen, wie die Welt außerhalb des Nebels aussah, und so war er froh, wieder in der Ferne Lichter blinken zu sehen und auch über eine normale Straße zu fahren, denn den durch den Wald führenden Weg hatten sie längst verlassen.
Das Licht der Scheinwerfer fraß sich in das Dunkel hinein und zerstörte es. Johnny wollte seine Freundin nicht fragen, wie lange sie noch fahren mussten, da wäre er sich blöd vorgekommen, aber er dachte über Suzy Abbot nach.
Wusste sie wirklich nichts? Hatte sie tatsächlich nichts gesehen? Die beiden Gestalten auf dem See, auch wenn sie im Nebel standen, waren gar nicht zu übersehen gewesen. Und auch später, als sie angehalten hatten, war dies so gewesen. Sie hätte die beiden sehen müssen, denn sie war nicht blind.
Er schaute nach rechts, um ihr Gesicht anzuschauen. Suzy saß entspannt hinter dem Lenkrad. Er mochte den Anblick ihres blonden Haars, das immer etwas zerzaust aussah. Wenn sie es bänd igen wollte, dann band sie es oft genug im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen. Jetzt klebten noch die Reste der Nässe in den Haaren. Deshalb wirkten sie dunkler als sie es eigentlich waren.
Suzys Nase war leicht nach oben gebogen. Darunter zeichnete sich der Mund ab, der so herrlich lächeln konnte, wie Johnny fand. Er hatte sich auch darin verknallt und überhaupt in ihre ganze Art und auch in die hellen Augen mit den zumeist leicht spöttischen Blicken, die sagten, dass sie das Leben nicht unbedingt so schwer nahm.
Beide hatte es getroffen wie ein Blitzschlag. In einem Bistro hatten sie sich zum ersten Mal gesehen, und es war Suzy gewesen, die den Anfang gemacht hatte. Sie hatte sich neben Johnny an die Theke gesetzt und einen Prosecco mit Pfirsichsaft bestellt und einer kleinen Kugel Pfirsicheis darin.
Der Rest war einfach gewesen.
Beide waren nach etwa einer Stunde gemeinsam verschwunden. Sie hatten sich in ein Kino verdrückt und dort die ersten Zärtlichkeiten ausgetauscht, wobei Suzy ganz schön zur Sache gegangen war, was Johnny allerdings nicht unangenehm gewesen war.
Miteinander geschlafen hatten sie noch nicht. Dafür waren sie Meister im Petting gewesen, aber die erste Nacht hatte kommen sollen. Es war ja alles vorbereitet gewesen, aber
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