1222 - Die Jenseits-Sekte
er nichts mitbekommen.
»Aber da war doch nur Nebel.« Suzy verzog das Gesicht, und so erhielt es einen abwehrenden Ausdruck.
»Und die beiden vom See.«
»Die dann mit dir gesprochen haben?«
Johnny nickte. Er saß, Suzy kniete. Um sie herum waberte der durch das Licht hell gewordene Dunst. Ein Beobachter hätte sie auch als modernes Kunstwerk betrachten können, mit dem der Erschaffer klar machen wollte, dass die Kommunikation zwischen den einzelnen Menschen verstummt war.
Erst nach einer geraumen Weile fühlte sich Suzy wieder in der Lage, eine Frage zu stellen. »Hast du denn hören können, was man dir alles gesagt hat?«
»Ja, schon.« Johnny strich über seine Stirn und schüttelte den Kopf. »Es war schon rätselhaft, muss ich dir sagen. Sehr rätselhaft sogar. Die Stimmen haben mir gesagt, dass ich zu ihnen kommen soll. In ihre Welt. Zu ihnen…«
»Wer sind sie denn?«
»Die Sekte, Suzy«, flüsterte Johnny. »Es sind die Mitglieder der Jenseits-Sekte, und sie wollen, dass ich zu ihnen komme. Das haben sie mir gesagt.«
Suzy sagte nichts. Sie hatte sich gesetzt, blieb in ihrer starren Haltung sitzen und hatte die Handflächen flach auf die Oberschenkel gelegt. Sie blickte Johnny an, doch der hatte einfach das Gefühl, als würde sie durch ihn hindurchschauen.
»Du… du… hast dich nicht verhört?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Aber können Geister sprechen?«
»Ich glaube schon«, flüsterte Johnny. »Aber die Worte waren stärker als die Erscheinungen selbst. Ich habe sie gesehen, sie malten sich auch im Dunst ab, aber…«, seine Stimme versie gte, weil er nicht mehr weiter wusste.
Suzy Abbot stand auf. Sie war es gewohnt, die Dinge anzupacken und nicht zu lange zu warten. So handelte sie auch in diesem Fall, als sie Johnny half, auf die Füße zu kommen. Er wurde einfach in die Höhe gezogen und bedankte sich.
»Können wir jetzt wieder fahren?«
Johnny schaute in den Nebel, ohne jedoch dort etwas Genaues erkennen zu können. »Klar, wir können fahren. Man kann ja nicht immer hier in der Einsamkeit bleiben.« Er hatte sich wieder gefangen und lächelte sie an. »Jetzt hältst du mich wohl für einen Spinner, wie?«
»Nein«, erwiderte Suzy sehr ernst und deutete ein Kopfschü tteln an. »Ich halte dich nicht für einen Spinner, auf keinen Fall. Jetzt schon gar nicht.«
»Wieso? Was ist da anders geworden?«
»Kann man sich das ausdenken?«
»Was meinst du?«
»Das mit den Stimmen?«
»Na ja, irgendwie schon. Aber warum hätte ich mir das ausdenken sollen? Ich habe mich auf dich gefreut, auch auf uns beide. Und ich freue mich, wenn wir jetzt zu dir nach Hause fahren. Da wird es mir vielleicht besser gehen.«
Sie lächelte ihn an und küsste ihn wieder auf die Lippen.
»Uns wird es besser gehen, Johnny, uns…«
Er lächelte. Aber es wurde ein verdammt schiefes Lächeln, denn überzeugt war Johnny noch nicht…
***
Es lag in der Natur der Sache, dass der Jaguar einen gewissen Vorsprung hatte, den wir egalisieren mussten.
Ich war ziemlich schnell angefahren und drückte noch mehr auf das Gaspedal, als ich auf die glatte Bahn fuhr, die glücklicherweise ziemlich leer war. Nur leider nicht so leer, als dass ich es hätte riskieren können, das Fernlicht einzuschalten, denn es herrschte Gegenverkehr, und ich wollte keinen Fahrer blenden.
Ein Jaguar ist ein schnelles Auto. Er konnte unserem Rover mehrma ls davonfahren, aber ich rechnete nicht damit, dass dies eintreten würde. Die Kollegen hatten immer von einem recht langsam fahrenden Auto gesprochen, in dem der Geisterfahrer als grünlich schimmernde Erscheinung gesessen hatte. So jedenfalls war er uns beschrieben worden.
Natürlich gibt es zahlreiche Autos der Marke Jaguar, die auf den Straßen unterwegs sind. Da bestand durchaus die Möglichkeit, dass wir ein falsches Fahrzeug verfolgten, doch während ich noch auf die Autobahn einbog, meldete sich das Funktelefon in unserem Rover.
Einer der uniformierten Kollegen gab die Meldung durch, dass der Jaguar gesichtet worden war und mit uns eigentlich auf gleicher Höhe sein musste.
»Wir verfolgen ihn bereits!«, meldete Suko.
»Gut. Viel Glück.«
Das Glück war wichtig. In der Dunkelheit konnte uns der Wagen zu leicht entwischen, und ich rollte sofort auf die rechte Seite, auf die Überholspur.
Ich beschleunigte, und zusammen mit Suko hielt ich die Augen offen. Ich rechnete damit, dass auch der Fahrer des Jaguars sich die rechte Seite ausgesucht hatte, aber wir unterlagen
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