1222 - Die Jenseits-Sekte
in die Leere der Landschaft hineinstachen und deren Ende nicht zu sehen war.
An der rechten Seite des Hauses war ein Schuppen angebaut worden. Er hatte eine breite Tür, sodass Johnny mehr an eine Garage erinnert wurde.
Suzy fuhr sehr langsam auf das Haus zu und sagte nichts mehr. Sie wollte ihr Zuhause auf ihren Freund einwirken lassen, aber Johnny gab keinen Kommentar ab.
Er kannte den Grund nicht, weshalb ihm das Haus so suspekt war. Es mochte daran liegen, dass es zwar recht viele Fenster besaß, deren Bänke jedoch keinen Blumenschmuck aufwiesen.
Das wäre bei seiner Mutter bestimmt anders gewesen. Der Eindruck des alten verschwand, je näher sie dem Haus kamen.
Da war schon zu sehen, dass man an ihm gearbeitet und es renoviert hatte.
Suzy löste die Hände vom Lenkrad und breitete die Arme aus.
»Okay, wir sind da.«
»Ja.«
Suzy lachte und umarmte ihren Freund kurz.
»Himmel, du stellst dich an wie ein Trauerkloß.«
»Ich bin eben so.«
»Glaube ich dir nicht. Du denkst noch immer an die Geister.«
»Die kann ich auch schlecht vergessen.«
Sie winkte ab.
»Keine Sorge, ich werde schon zusehen, dass du sie vergisst.«
Johnny schaute seine Freundin an. Er suchte in ihren Augen zu lesen, ob sie es ehrlich gemeint hatte, aber die Antwort stand nicht darin geschrieben.
»Okay, dann gehen wir mal rein. Die Sachen lassen wir im Wagen zurück. Sie sind nicht wichtig.«
Beide stiegen aus.
Der Nebel hatte sich zurückgezogen. Er trieb nur noch als schwacher Dunst an ihnen vorbei. Das Fernlicht leuchtete auch nicht mehr, und erst jetzt fiel Johnny auf, wie dunkel es in dieser Gegend tatsächlich war. Das nächste Licht war das fahle Leuchten des Mondes am Himmel.
Suzy fingerte nach dem Schlüssel. »He, Superman, willst du hier anwachsen?«
»Bestimmt nicht.«
»Dann komm.«
Er ließ Suzy vorgehen, die kein Licht brauchte, um das Schloss zu finden. Johnny hielt sich in einer respektablen Entfernung hinter ihr. Was ihn erwartete, wusste er nicht. Im Gegensatz zu ihm hatte Suzy sehr wohl ihre Vorstellungen. Ob sie diese aber in die Realität umsetzen konnte, war fraglich, denn viel Lust hatte Johnny nicht mehr.
Suzy hatte die Haustür aufgeschlossen und stieß sie nach innen. Es ging kein Licht automatisch an, und beide schauten in einen dunklen Flur, der Suzy bekannt war, Johnny allerdings nicht. Die Düsternis erschreckte ihn leicht, und er hatte das Gefühl, als würde dieser Gang zu einem Tunnel, der ihn mitten in die Hölle oder zumindest in die Welt der Jenseits-Sekte führte…
***
Wo war der Geist? Wohin war das grüne Leuchten verschwunden? Es war nicht mehr da. Es gab keinen Geist, keine Farbe, kein Flimmern, es gab nur diesen Mann hinter dem Lenkrad, der uns anlächelte und uns mit fragenden Blicken bedachte.
Er besaß dichtes braunes Haar, das so geschnitten war wie bei Hugh Grant, dem Filmstar. Sogar das Gesicht besaß eine gewisse Ähnlichkeit, auch wenn die Augen eine gewisse Starre nicht verleugnen konnten.
»Sind Sie Polizisten?«
»Natürlich.«
Er lächelte mich freundlich an. »Dann darf ich Sie bitten, mir Ihre Ausweise zu zeigen.«
Das Recht mussten wir ihm zugestehen. Er schaute sich beide Dokumente genau an. »Danke, aber Sie wissen ja selbst, mit welchen Tricks die Gangster heutzutage arbeiten.«
»Das stimmt leider.«
Der Fahrer trug ein weißes Hemd und eine dunkle Hose. Auf dem Beifahrersitz lag ein leichtes Jackett. Der Mann hob jetzt die Schultern und nahm auch die Hände vom Lenkrad. »Jetzt würde es mich noch interessieren, warum Sie mich angehalten haben. An meinem Verhalten kann es nicht liegen. Ich bin nämlich nicht zu schnell gefahren.«
»Das wissen wir«, sagte ich, »es ist nur eine allgemeine Personenkontrolle.«
»Da sind Sie bei mir falsch.«
»Davon müssen wir uns leider selbst überzeugen. Darf ich Ihre Papiere sehen?«
»Aber immer doch«, erwiderte er jovial und griff nach der dünnen Jacke auf dem Beifahrersitz. Er fasste zielsicher hinein, um eine Brieftasche hervorzuholen, die er aufklappte und auch seinen Ausweis hervorzog.
Der Rastplatz war dunkel, doch ich hatte die Scheinwerfer des Rovers noch brennen lassen, und so benötigte ich meine Lampe nicht, um lesen zu können, wer in diesem alten Jaguar saß.
Der Mann hieß Jason Abbot. Er war 43 Jahre alt und wohnte in einem kleinen Kaff hier in der Nähe. Der Ort musste einfach klein sein, denn seinen Namen hatte ich noch nie gehört.
Auch der Name war mir unbekannt, aber ich wollte
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