1222 - Die Jenseits-Sekte
auf Nummer sicher gehen und bat Suko, sich mit den Kollegen von der Fahndung in Verbindung zu setzen, um den Mann zu überprüfen.
Abbot lächelte, als er das hörte. »Sie werden kein Glück haben, denn ich bin bei Ihnen bestimmt nicht registriert.«
»Davon möchten wir uns gern selbst überzeugen.«
»Können Sie gern, wenn Sie Zeit haben. Ich für meinen Teil habe mehr als genug davon.«
Ich gab Abbot den Ausweis zurück und fragte: »Fahren Sie öfter in der Nacht über die Autobahn?«
»Ja, Mr. Sinclair«, erwiderte er überzeugt, »das tue ich. Und ich mache es gern.«
»Warum?«
»Gute Frage.« Er lachte vor sich hin. »Sie werden mich wahrscheinlich nicht verstehen können, aber in der Nacht habe ich die meiste Ruhe, um nachdenken zu können.«
»Darf ich fragen, worüber?«
»Immer doch. Ich habe da gedanklich meine kreative Phase, Mr. Sinclair. Ich bin Künstler. Grafiker, um es genauer zu sagen. Es ist für mich ein kreativer Kick, wenn ich mit normaler Geschwindigkeit über eine recht leere nächtliche Autobahn fahre und meine Gedanken dabei wandern lassen kann. Als Grafiker hat man ja immer Probleme zu lösen, und wenn ich hier sitze, ist mein Kopf plötzlich frei. Dann schaffe ich es auch, quer zu denken und erreiche immer einen Punkt, an dem ich ansetzen kann. Ich fahre ja nicht bis zum frühen Morgen durch. Oft ist es so, dass ich mich noch in den letzten Nachtstunden in mein Büro setze und zu arbeiten anfange.«
»Nicht schlecht.«
»Glauben Sie mir, Mr. Sinclair, das klappt gut. Dafür muss man aber auch gestrickt sein.«
»Klar.«
Er strich durch sein Haar und schaute nach vorn, auf den Rover, in dem Suko verschwunden war und telefonierte. Dann fragte er mich: »Sie fahren ja auch nicht zum Spaß durch die Gegend. Hinzu kommt, dass Sie beim Yard arbeiten. Wen oder was jagen Sie? Wer macht Ihnen denn Probleme?«
»Wir kontrollieren nur allgemein.«
Er lächelte mich so entwaffnend an, dass ich mich fast wegen meiner Antwort schämte. »Klar, dass Sie mir nicht die Wahrheit sagen können, aber ich bin, wie schon erwähnt, öfter auf dieser Strecke unterwegs. Aufgefallen ist mir da nichts.«
»Vielleicht haben Sie auch nicht den richtigen Blick dafür, Mr. Abbot.«
Er wartete mit einer Antwort und lachte dann wieder. »Ja, verflixt, das kann es sein. Ich habe einen Blick für Formen, für Farben, für Räume und Texte, aber mit Ihren Proble men habe ich mich noch nicht beschäftigt. Will ich auch nicht.«
»Ist bestimmt besser.«
Suko verließ den Rover und kam zu uns zurück. Schon an seinem Gang fiel mir auf, dass er bei den Kollegen von der Fahndung keinen Erfolg gehabt hatte.
»Nun?« fragte Jason Abbot und strahlte fast über das ganze Gesicht. »Hat es geklappt?«
»Nein.«
»Ha, das wusste ich doch.« Mit beiden Händen schlug er auf das Lenkrad. »Da haben Sie den Falschen angehalten, Gentlemen. Hoffentlich haben Sie nicht durch mich zu viel Zeit vergeudet, sodass Ihnen wirkliche Ganoven durch die Lappen gegangen sind.«
»Mit diesem Risiko müssen wir leider leben«, erklärte Suko.
»So hat eben jeder seine Probleme.« Abbot deutete nach vorn gegen die Scheibe. »Eine herrliche Nacht, nicht wahr? Es lohnt sich, wenn man nicht im Haus hockt.«
»Aber Sie wollen nach Hause - oder?«
»Ja, Inspektor, ich will nach Hause. Das habe ich schon Ihrem Kollegen erzählt.« Seine Stimme erhielt bei der nächsten Frage einen lauernden Klang. »Oder steht dem etwas im Wege?«
Suko wehrte ab. »Nein, nein, auf keinen Fall.« Dann blickte er mich an. »Oder hast du damit Probleme?«
»Überhaupt nicht.«
Jason Abbot gähnte. »Außerdem wird es Zeit für mich. Ich habe Morgen einen harten Tag. Leider stecke ich in terminlichen Schwierigkeiten, und da…«, er zuckte die Achseln, »aber das ist mein Problem.«
»Wohnen Sie weit von der Autobahn weg?«
»Nein, gar nicht. In der Nähe von Tandridge. Steht ja in meinen Papieren. Das ist ein Kaff am Ende der Welt. Freiwillig fährt man dort nicht hin. Was soll's? Mir gefällt es, denn nur dort habe ich meine Ruhe, die ich brauche. Das ist eben so. Als Kreativer muss man auch Mußestunden haben.«
Wir gaben ihm Recht. Einen Grund, ihn länger festzuhalten, gab es nicht. Suko und ich traten beide zur Seite, als Abbot den Motor des Jaguars anließ. Das lange Fahrzeug rollte langsam an. Es glitt an uns vorbei, und als sich sein Heck für einen Moment auf unserer Höhe befand, da flüsterte mir Suko etwas zu.
»Wir fahren ihm
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