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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Es war wie eine sanfte, schaukelnde Bewegung, ausgelöst durch die harmonische Synthese von Pilot und Maschine. Nachor selbst war in diesen Momenten das Schiff und das Schiff Nachor.
    Vor ihm wuchs das Mentaldepot zu beeindruckender Größe auf. Er wußte nicht, was geschehen würde. Normalerweise waren die Flammen weder sicht- noch meßbar. Den Flugverkehr störten sie nicht, und auch die SYZZEL würde kein materielles oder energetisches Hindernis vorfinden. Es handelte sich um ein rein psionisches Phänomen, das gewöhnlich keinerlei Wirkung auf seine Umgebung entfaltete. Er konnte das Schiff hindurchgleiten lassen, ohne den geringsten Effekt zu erzielen.
    Damit allerdings wäre ihm nicht gedient gewesen. Er mußte den einmal erzielten Mentalkontakt mit dem Depot pflegen und erweitern. Wie würde es sich auswirken, wenn er mit wachen Sinnen und höchster Konzentration in das Innere des Leuchtballs gelangte?
    Unwillkürlich verlangsamte Nachor den Flug der SYZZEL. Die Spitze der röhrenförmigen Konstruktion wies genau ins Zentrum der Flamme und schob sich näher und näher heran. Im stillen dankte der Armadaprinz dem Buckligen, daß er ihm durch seinen Auf tritt dazu verhelfen hatte, die Depots zu finden. Er fragte sich, wohin Saddreyu verschwunden war. Befand er sich innerhalb des Leuchtgebildes, auf das er bei seinem Abgang zugesteuert war, oder hatte seine immaterielle Gestalt sich einfach wieder aufgelöst?
    Die SYZZEL stieß in den violetten Ball hinein und verschwand darin. Nachor konnte den Vorgang beobachten, als spielte er sich in vielfacher Verzögerung ab. Der lodernde Rand der Flamme schob sich auf ihn zu, bis er die Steuerplattform erreichte und alles in sich einhüllte. Die Umgebung schien zu verschwimmen. Vishna sagte etwas, aber der Armadaprinz verstand den Sinn nicht mehr. Rings um ihn lebte ein Stück von Ordoban, ein unbegreifliches Fragment des Saddreykaren...
    Er brachte das Schiff in eine Position, die etwa der Mitte des ballförmigen Mentalgebildes entsprechen mochte, und verankerte es im relativen Stillstand. Noch immer handelte er wie in Trance. Das violette Licht war überall. Ordoban war überall.
    Etwas drang auf ihn ein und wollte ihn förmlich vereinnahmen, doch noch sperrte sich Nachor gegen die Bevormundung. Er wußte, daß es falsch war, daß er sich noch weiter öffnen mußte...
    „Es kann dir nichts geschehen ..."
    Vishnas Stimme, jetzt deutlich zu verstehen, besaß etwas absurd Gegenständliches. Sie paßte nicht in die Umgebung und gehörte doch irgendwie dazu. Sie bedeutete Halt und Ansporn zugleich.
    Nachor ließ das violette Licht auf sich wirken. Er sperrte sich nicht länger gegen die Eindrücke, gegen aufkommende Erinnerungen, gegen hervorbrechendes Wissen und in der Zeit, erstarrte Informationen. Die letzten Schranken fielen.
    Da spürte er es.
    Er sah und hörte und fühlte.
    Ordoban.
     
    3.
     
    Ein Orientierungsmanöver im Normalraum nahm gewöhnlich nicht allzu viel Zeit in Anspruch, zumindest dann nicht, wenn es ein einzelnes Schiff betraf. Bei einer Flotte von den Ausmaßen der Endlosen Armada hingegen konnten Stunden, im ungünstigsten Fall sogar Tage vergehen, bis man an den Weiterflug denken durfte. Die Abstimmung unter den unzähligen einzelnen Schiffsverbänden erforderte einen enormen Aufwand, der ohne den Einsatz der Hamiller-Tube und der verschiedenen Computersysteme nicht zu bewältigen gewesen wäre. Die Weidenburnianer in den Schaltstellen des Loolandre taten ein übriges, um die Koordination voranzutreiben.
    Unterdessen arbeiteten die Systeme der Raumbeobachtung auf Hochtouren. Die Besatzung der BASIS befand sich in höchster Alarmbereitschaft. Die Paratronschirme glühten in düsterem Rot und schufen einen nur durch wenige Strukturlücken unterbrochenen Schutzwall um das mächtige Schiff. Selbst Waylon Javier, dessen Ruhe ansonsten als unerschütterlich galt, ließ sich von der Nervosität, die andere um ihn verbreiteten, anstecken. Erst als aus der Peripherie der Endlosen Armada mehr und mehr optimistische Meldungen eintrafen, fand er zu gewohnter Gelassenheit zurück.
    „Keine Anzeichen für das Element der Kälte", faßte er den Tenor der Funksendungen zusammen. „Innerhalb der gesamten Armada scheint es ruhig zu bleiben. Offenbar hat sich das Element zurückgezogen."
    Sandra Bougeaklis, seine energische Stellvertreterin, machte eine ärgerliche Geste.
    „Oder es lauert an einer anderen Stelle!"
    Javier nickte zögernd.
    „Schon möglich.

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