1223 - Ordobans Erbe
Bestimmung suchen sollte. Vieles verwirrte ihn stärker, als daß es zur weiteren Aufklärung beitrug.
Es gelang ihm auch nicht, die Konzentration aufzubringen, die Vishna von ihm erwartete. „Du wirst die Mentaldepots wahrnehmen können", hatte sie gesagt - bislang jedoch blieben seine Bemühungen erfolglos. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab und glitten ungesteuert in aridere Richtungen.
Inzwischen war die erste Überlichtetappe auf dem Weg zur galaktischen Eastside beendet. Die SYZZEL hatte ihren Ankerplatz an Fcloons Floß verlassen und trieb im freien Fall durch den Raum. Das Operationsgebiet gehörte zum Bereich der Armadaeinheit 27. Ringsum wimmelte es von den charakteristischen Schiffen der Sopkalariden - Konstruktionen, deren Form an zwei langgezogene, an den Schmalseiten miteinander verbundene Ovale erinnerte.
Einen Moment nur wunderte sich Nachor, daß er die Flugobjekte durch die Kommandokuppel der SYZZEL hindurch mit bloßem Auge sehen konnte. Dann bemerkte er Vishnas feines Lächeln und reimte sich zusammen, daß ein durch kosmokratische Technik erzeugter optischer Trick diesen Effekt ermöglichte.
„Du bist schon wieder nicht bei der Sache", sagte seine Begleiterin. Die Stimme klang tadelnd und wollte zu dem Lächeln nicht recht passen. „Wenn du dir keine Mühe gibst, wird es nie gelingen."
Nachor rutschte auf seiner Sitzgelegenheit ein Stück nach vorn und stützte die Unterarme auf den Knien ab.
„Ich gebe mir Mühe", betonte er. „Allerdings kann ich den Erfolg nicht erzwingen. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren."
„Weil du an alles mögliche denkst, nur nicht an das, was wichtig ist", hielt sie ihm vor.
„Du läßt dich viel zu leicht ablenken."
Der Armadaprinz verzichtete auf eine Entgegnung. Zweifellos hatte Vishna recht.
Er lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen. Sein Blick wanderte über den sattelförmigen Kommandositz der SYZZEL und über die Kontrollpyramide. Die Steuerung des Schiffes erfolgte auf psionischer Basis, und in gleicher Weise geschah die Datenübermittlung an den jeweiligen Piloten. Nachor fand es faszinierend, wie ruhig und souverän sich Vishna ihrer Aufgabe zu entledigen pflegte. Was ihm fehlte, dachte er selbstkritisch, war ein kleines Stück von dieser Gelassenheit.
Er verfolgte einige Anfragen, die von den am nächsten operierenden Sopkalariden-Schiffen eintrafen. Gorn-Gorn-Allecho, die Begüterte Frau, sowie mehrere Wichtige Mütter verlangten dringend Auskunft, womit sie es bei dem röhrenförmigen Raumer nun zu tun hatten. Vishna klärte sie darüber auf, wer sich an Bord befand und welches ihre Mission war. Der Erfolg war bemerkenswert. Von Sopkalariden, die sich so freundlich und zuvorkommend gaben, wie er es jetzt erlebte, hatte Nachor nie zuvor gehört.
Nachdem sie ihre Erklärungen abgeschlossen hatte, wandte sich die Kosmokratin ihm wieder zu.
„Versuche es noch einmal", forderte sie ihn auf. „Konzentriere dich, bis du die Mentaldepots erkennst! Laß dich fallen!"
Nachor war dazu bereit. Obwohl er die Erfolgsaussichten weiterhin gering einschätzte, wollte er so schnell nicht aufgeben. Er starrte nach draußen, wo sich die Lichtpunkte der Sopkalariden-Schiffe tummelten, durch eine der vielfältigen Möglichkeiten kosmokratischer Illusionstechnik sichtbar gemacht. Ohne sie hätte er in bodenlose Schwärze geblickt.
Ein schwacher Luftzug streifte ihn und lenkte ihn abermals ab. Gleich darauf erklang ein keckerndes Lachen.
Nachor fuhr zusammen. Unmittelbar vor ihm war eine Gestalt aus dem Nichts entstanden - kaum einen halben Meter hoch, mit verwachsenem Rücken, kahlem Schädel und runzliger Haut. Aus zwei unterschiedlich großen Augen sah ihn das Geschöpf an.
„Saddreyu!" stieß er hervor.
Also ließ er ihn doch nicht im Stich! Schon manchen wertvollen Hinweis hatte ihm der Bucklige gegeben, der sich bereits vor Urzeiten als treuer Begleiter Ordobans erwiesen hatte.
„Worauf wartest du, Prinz?" fragte der Zwerg provozierend. „Ist dein Geist lahm geworden, daß er die Zeichen nicht mehr erkennt?"
Es war nicht das erste Mal, daß er Nachor in dieser Weise mit Spott bedachte. Vielleicht sah er darin ein geeignetes Mittel, um den Armadaprinzen anzustacheln.
„Deine Ironie kann ich im Moment schlecht gebrauchen", entgegnete Nachor gereizt.
„Wenn du mir helfen willst, dann tu's - wenn nicht, verschwinde!"
„Oho! Starke Worte aus deinem Mund. Helfen mußt du dir schon selbst, mein Freund.
Sieh
Weitere Kostenlose Bücher