1226 - Das Versteck
jedenfalls fühlten sie sich an.
Die Kraft war weg. Der Motor war leer. Er musste erst wieder aufgeladen werden, und das würde dauern, das war Rhonda klar. Sie wollte hier liegen bleiben, und sie betete darum, dass die andere Seite sie nicht fand und wieder zurück in das verdammte Loch steckte.
Und wenn sie es dann geschafft hatte, sich zu erholen, dann war noch immer nicht sicher, ob sie bei den verletzten Beinen in der Lage war, auch zu gehen. Jeder Schritt würde sie vor Schmerzen schreien lassen, sodass die anderen sie auch hören mussten, wenn sie noch in der Nähe herumsuchten.
Das leise Wimmern konnte sie nicht vermeiden. Sie lag noch immer mit dem Kopf auf dem Boden und hatte ihn jetzt nur zur Seite gedreht. Trotz ihrer schlechten Lage hörte sie ein Geräusch, das zunächst nicht zu identifizieren war.
Da raschelte es. Da knackten hin und wieder Zweige, dann drangen auch leicht vibrierende Echos an das am Boden liegende Ohr. Rhondas Verwunderung dauerte nicht lange, denn all diese Geräusche zusammen konnten nur bedeuten, dass sich ihr jemand näherte.
Das machte ihr Angst.
Die anderen mussten erfahren haben, dass ihr die Flucht gelungen war, und jetzt suchten sie nach ihr. Sie wollten sie als verdammte Beute für ihr Untier haben, und wieder schoss die Angst in ihr hoch. Sie ließ sich zu einer Reaktion hinreißen, auch wenn es ihr schwer fiel.
Rhonda drehte mühsam den Kopf und drückte sich zugleich mit beiden Händen ein Stück weit hoch. Dass die Beine wieder brannten wie im Feuer liegend, kümmerte sie in diesem Moment nicht.
Ein Mann schaute auf sie herab!
Rhonda wusste nicht, wer diese Person war. Im Dorf jedenfalls hatte sie den Blondhaarigen nicht gesehen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Er hätte trotzdem zu ihren Peinigern zählen können.
Plötzlich knickten die Arme ein. Der Wehlaut drang über ihre Lippen, dann brach sie wieder zusammen…
***
Ich hatte der Frau die erste Angst nehmen können, Aber nicht die Schmerzen. Sie lag auch nicht mehr auf dem Boden. Ich hatte sie zur Seite gezogen, und sie war auch damit einverstanden gewesen, sich hinzusetzen, um Halt an einem Baumstumpf zu finden, der wie ein dicker Knochen in die Höhe ragte.
Ich wusste noch nicht viel über sie. Ich kannte nur ihren Namen, und sie kannte meinen, aber sie hatte mir etwas von einem Schacht und einem Loch erzählt, und mir war klar, dass ich mich auf der richtigen Spur befand.
Rhondas Beine sahen schlimm aus. Vom Knie herab war der Stoff der Hose zerrissen worden, aber nicht ganz verschwunden. So hingen noch Fetzen nach unten, und die klebten in den blutigen Rinnen fest, die von irgendwelchen Nägeln oder Krallen hinterlassen worden waren. Die Wunden hätten gesäubert werden müssen, damit es nicht zu einer Blutvergiftung kam, aber das war hier unmöglich.
Rhonda White hockte apathisch auf dem weichen Waldboden und schaute mich nur an. Sie musste erst damit zurechtkommen, dass sie letztendlich gerettet worden war, aber sie schaffte es nicht, mich einzustufen. In ihren Augen las ich noch immer das Misstrauen, und auch der Mund zeigte einen skeptischen Zug. Gesprochen hatte sie wenig. Wahrscheinlich kreisten die Erlebnisse noch zu stark durch ihren Kopf, und noch immer war ihr nicht bewusst, dass sie sich in einer vorläufigen Sicherheit befand.
Für mich aber war sie ein wichtige Zeugin. Sie konnte mir den Weg zu Jenny Orwell und Suko weisen, wenn sie wieder einigermaßen auf dem Damm war.
Natürlich hätte ich sie gern an die Hand genommen und wäre mit ihr den Weg abgelaufen, aber das war nicht möglich. Bei diesen Beinverletzungen hätte ich sie tragen müssen.
»Bitte, Rhonda, Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich bin jetzt bei Ihnen, und ich gehöre nicht zu den Bewohnern des Dorfs. Im Gegenteil, ich bin ihnen auf der Spur.«
Sie sagte noch nichts und hob nur mit einer müden Bewegung die Arme an, um anschließend durch ihr blondes Haar zu streichen, das allerdings jetzt seine ursprüngliche Farbe verloren hatte und sehr schmutzig aus sah. In ihm klebte der Dreck ebenso wie Blätter oder Grashalme.
»Warum nur?«
»Das wissen Sie besser als ich, Rhonda.«
Sie schaute mich mit einem Blick an, in dem Unglauben steckte. Zudem wirkte sie noch immer wie jemand, der nicht genau wusste, ob er mir trauen sollte oder nicht.
»Ja, auch wenn es für Sie schlimm ist, aber Sie sind meine einzige Spur in diesem Fall, in dem auch die Zeit für mich eine Rolle spielt. Ich muss meine Freunde finden,
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