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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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die man ebenso verschleppt hat wie Sie.«
    »Aber ich habe sie nicht gesehen.«
    »Das glaube ich Ihnen. Sie sind der verdammten Bande zum Glück entkommen, und das wünsche ich meinen Freunden ebenfalls.«
    »Was soll ich Ihnen sagen?«
    »Ich weiß, dass es Ihnen nicht leicht fällt, aber ich muss wissen, was Sie erlebt haben, Rhonda. Klar, die Erinnerung wird Sie aufwühlen, doch das kann ich Ihnen nicht ersparen. Sie werden mir sicherlich Recht geben, wenn Sie genauer darüber nachdenken.«
    »Das kann sein.« Sie sprach schleppend, und in diesem Tonfall sprach sie auch weiter.
    Ich erfuhr, wer sie war und warum sie durch die Einsamkeit des Landes gezogen war. Ich ließ sie reden, obwohl das für die eigentliche Suche nicht wichtig war, aber Rhonda brauchte eine gewisse Anlaufzeit, um zum eigentlichen Thema zu kommen.
    Für sie wurde es Ernst. Die Erinnerung an das Geschehene ließ so manchen Schüttelfrost in ihrem Körper hochsteigen. Ich nahm ihre Hände, hielt sie fest und gab ihr so einen zumindest kleinen Halt, damit sie merkte, dass jemand bei ihr war.
    Auch sie war von den Plummers überwältigt worden. Aber sie hatte noch von einem Jungen gesprochen, der bei ihnen lebte. Das war mir bei meinem Besuch nicht aufgefallen.
    Wo genau dieses verdammte Loch lag, konnte sie auch nicht sagen, aber für sie war es die Hölle gewesen. Und trotzdem hatte sie den Überblick nicht völlig verloren. Es war ihr gelungen, in der Erde einen Gang zu finden und durch ihn zu entkommen.
    Was sie auf dieser Flucht durchgemacht hatte, war auch jetzt für sie nur schwer zu verkraften, denn immer wieder stockte sie in den Erzählungen, weil sie durch die Schluchzattacken unterbrochen wurde. Ich reichte ihr ein Taschentuch. Sie putzte sich die Nase, wischte über ihre Augen und deutete danach auf die Beine, um mir auch den Rest zu erzählen.
    »Und jetzt bin ich hier!«, flüsterte sie.
    »Ja, das Glück stand diesmal auf Ihrer Seite, Rhonda.«
    »Aber ich bin noch nicht aus der Krise. Schauen Sie sich meine Beine an, John.«
    »Das lässt sich wieder richten.«
    »Wann denn? Wo denn?«, rief sie.
    »Ich weiß, dass es nicht einfach sein wird. Es ist auch kein Krankenhaus in der Nähe. Zumindest habe ich keines auf der Fahrt gesehen, aber wir kriegen es hin.«
    Sie glaubte mir nicht, das sah ich ihr an. »Und was ist mit diesen verdammten Menschen, die keine sind, weil sie andere einem Monstrum zum Fraß vorwerfen?«
    »Auch die werde ich mir holen.«
    Für den Augenblick hatte Rhonda ihre Schmerzen vergessen.
    Sie sah mich ungläubig an. »Was, John«, flüsterte sie, »gibt Ihnen eigentlich diese Gewissheit, dass Sie es schaffen? Bitte, woher nehmen diese Chance, so etwas zu sagen?«
    »Es ist die Erfahrung.«
    »Ach.« Plötzlich konnte sie lachen, nur klang es aufgesetzt.
    »Erfahrung mit Monstern?«
    »Ja, auch.«
    »Gibt es das denn?«
    »Glauben Sie mir, Rhonda.« Ich wollte nicht mehr über mich erzählen, denn es war jetzt wichtiger, dass ich den Weg zu diesem verdammten Versteck fand. Sehr weit konnte es meiner Ansicht nach nicht entfernt sein, denn mit diesen Verletzungen hatte sich Rhonda bestimmt nicht auf eine längere Distanz bewegen können.
    Als sie ihre Beine abtastete, und zwar dort, wo noch die Haut zu sehen war, stellte ich eine erste diesbezügliche Frage.
    »Können Sie sich daran erinnern, welchen Weg Sie genommen haben, Rhonda?«
    »Nein. Es war zu dunkel unter der Erde.«
    »Davon rede ich nicht. Ich denke eher an die Strecke vom Bachlauf bis hierher.«
    Für eine Weile suchte sie meinen Blick, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, das ist nicht möglich. Es ist ja so, dass ich nicht normal gehen konnte. Ich bin gekrochen, und in dieser Lage habe ich mich nicht umschauen können.«
    »Das sehe ich ein. Mir würde es allerdings reichen, wenn Sie mir die Richtung nennen könnten.«
    »Das ist so schwer«, antwortete sie nach einem tiefen Atemzug. »Das ist wirklich zu…«
    »Haben Sie den Bach gehört?«
    »Bitte, wie?«
    Ich präzisierte meine Frage. »Können Sie sich erinnern, Rhonda, aus welcher Richtung der Bach…«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich weiß nicht mal, woher ich gekommen bin.« Sie ließ mich nicht ausreden. »Ich bin einfach nur gekrochen, verstehen Sie? Nur gekrochen, ich hatte Angst, und die war wie eine Peitsche, aber irgendwann ist auch das vorbei gewesen. Da konnte ich nicht mehr. Da bin ich zusammengebrochen. So haben Sie mich gefunden. Es ist vorbei mit mir. Ich weiß
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