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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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einem Tier abgegeben worden war. Ich blieb zunächst, wo ich war und lauschte, ob sich das Geräusch wiederholte.
    Ja, ich hörte es erneut.
    Diesmal war ich sicher, dass es kein Tier war. So konnte sich nur ein Mensch bemerkbar machen. Aber jemand, der unter gewaltigen Qualen litt.
    Ich erschauerte.
    War das eine Falle für mich?
    Nein, dieses Wimmern hatte sich schon echt und verzweifelt angehört.
    »Hallo…«
    Ich hatte so laut gerufen, dass mich die Person in der Stille einfach hören musste, und tatsächlich erhielt ich eine Antwort.
    Ob es ein Wort war, ließ sich nicht bestimmen, jedenfalls war mir die Richtung jetzt besser bekannt, und ich wusste, wohin ich zu gehen hatte. Das Geräusch war am Rand der Lichtung aufgeklungen. Wahrscheinlich hatte es der Mensch nicht weiter geschafft.
    Eine Gefahr in der Nähe war nicht zu erkennen. Deshalb ging ich mit langen Schritten der Quelle des Geräusches entgegen und erkundigte mich dabei, wo die Person war.
    »Hier…«
    Ich blieb stehen, schaute starr nach vorn und sah dann den Arm, der sich mit einer schwachen Bewegung aus dem Gras erhoben hatte und dann wieder zurückfiel, als wäre er abgeschnitten worden.
    Das sah mir nicht nach einer Falle aus. Ich zog auch meine Waffe nicht und benötigte nur wenige Schritte, um die Stelle zu erreichen, an der ich den Arm gesehen hatte.
    Die Person lag auf dem Bauch.
    Trotzdem hatte sie den Kopf angehoben, und ich sah in das verzweifelte Gesicht einer Frau…
    ***
    Rhonda White hatte es geschafft, denn sie war als Mensch der Hölle entkommen. Sie hatte sich nie Vorstellungen über die Hölle gemacht, aber Schlimmeres als das, was hinter ihr lag, hätte ihr die Hölle auch nicht bieten können. Man hatte sie entführt. Man hatte sie außer Gefecht gesetzt, in den Wald geschleppt und in das Loch gesteckt wie Abfall. Es war grauenha ft für sie gewesen. Diese Tiefe hatte sie gefressen wie ein endloser Schlund. Auf dem Weg nach unten hatten sich all ihre schlimmsten Träume erfüllt, die sie oft in der Pubertät erlebt hatte.
    Aber hier hatte der Schlund ein Ende. Sie war auf einen harten Boden gefallen, der zudem noch mit Wasserpfützen bedeckt gewesen war. Es war dunkel gewesen, aber nicht stockfinster. Rhonda hatte dann die Knochen entdeckt, die Fetzen der Kleidung ebenfalls, und wieder war das Grauen in ihr hochgestiegen.
    Sie hatte aus dem Hintergrund des Schachts oder der Höhle schlimme Geräusche gehört. Eine Kakofonie des akustischen Schreckens. Manchmal ein Kreischen, dann ein Lachen oder tiefes Stöhnen. Vielleicht auch ein Schmatzen, so genau hatte sie es nicht sagen können, aber sie wusste, dass sie in der Falle steckte, die sie tödlich umarmt hatte.
    Eigentlich war Rhonda White eine Frau, die stets wusste, wo es lang ging. Sie konnte sich durchsetzen, arbeitete bei einer Personalberatung und hatte sich dort für vier Wochen abgeseilt, um durch Schottland zu trampen. Ganz auf sich allein gestellt, wollte sie die Ruhe dieser einmaligen Welt genießen und den Firmenstress hinter sich lassen, um danach wieder gestärkt einzusteigen.
    Es war ihr nicht gelungen. Oder nur zum Teil. Sie war in einem Ort gelandet, der ihr schon beim Eintreffen nicht eben sympathisch gewesen war. Kaffs wie diese wirkten auch im Licht der Sonne düster, aber sie war ziemlich kaputt gewesen und hatte eine Unterkunft für die Nacht gebraucht. Sie hätte auch im Freien schla fen können, wie schon öfter, aber da hatte sie bereits das Bed & Breakfast-Schild gesehen und an die Tür geklopft.
    Es war ein Zimmer frei gewesen.
    Und damit hatte sie das Karussell des Grauens in Gang gesetzt. Ein Mann, eine Frau und ein Kind lebten in diesem Haus zusammen. Sie alle hießen Plummer, und sie waren auch recht freundlich zu ihr, aber hinter dieser Freundlichkeit lauerte etwas anderes. Rhonda konnte nicht erklären, was es war, doch ihre Menschenkenntnis reichte aus, um zu wissen, dass diese Bewohner ihr etwas vorspielten.
    Ein Essen nahm sie an. Auch ein Getränk. Und das hatte sie umgehauen. Von einem Augenblick zum anderen war sie weggetreten. Was man mit ihr in der Zwischenzeit angestellt hatte, würde sie wohl nie erfahren. Sie war im Wald erwacht, kurz bevor man sie in das Loch geschafft hatte. Es waren Stimmen gewesen, die sie als letzte Erinnerung an die Menschen mitgenommen hatte.
    »Er wird sich freuen…«
    »Es wird alles wieder gut werden…«
    »Wir haben unsere Pflicht getan…«
    Danach hatte man sie in das Loch gesteckt. Ob hineingeworfen
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