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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es…«
    »Nein!«, widersprach ich heftig. »Es ist nicht vorbei. Da brauchen Sie keine Angst zu haben. Es ist alles in Ordnung. Sehen Sie es positiv. Wir schaffen es.«
    »Wir, sagen Sie?« Rhonda hob den Kopf. »Was sollten wir denn gemeinsam schaffen? Da läuft nichts, gar nichts. Ich weiß das. Ich kenne mich selbst. Ich bin am Ende, das habe ich eingesehen, und das sollten auch Sie einsehen, John.«
    »Gibt jemand so leicht auf, der dem Tod von der Schaufel gesprungen ist?«
    Ich wollte sie nicht aufheitern, ich wollte nur den Willen, es noch mal zu versuchen, in ihr anstacheln. Sie sollte ihren Lebensmut zurückfinden, sie sollte wieder Ja zur Zukunft sagen, trotz der Verletzungen, aber sie hatte mich nicht gehört oder wollte mich nicht gehört haben, denn ihr Blick war an mir vorbeigestreift, und die Augen in ihrem verschmierten Gesicht hatten sich verändert. Sie waren plötzlich sehr groß geworden.
    Allerdings nicht vor Staunen. In ihnen lag ein anderer Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Zunächst jedenfalls nicht.
    Überraschung gehörte dazu und auch Furcht.
    »Was ist los?«
    »Da ist jemand!«, hauchte sie.
    Ich glaubte ihr aufs Wort. Aber ich beging nicht den Fehler, mich hastig umzudrehen, sondern behielt meine Haltung bei und vor allen Dingen die Ruhe.
    »Wer?«
    »Der Junge…«
    »Gut.« Ich ließ mir die Überraschung nicht anmerken.
    »Ich habe ihn in der Wohnung der Plummers gesehen. Er muss ein Plummer sein.«
    »Sonst noch was?«
    »Er tut nichts, wenn Sie das meinen. Er steht aber so, dass er uns beobachten kann. Halb in Deckung. Da sind auch Bäume, die ihn schützen. Und Sträucher. Er schaut über sie hinweg, aber sonst tut er nichts.«
    »Okay, das werden Sie ebenfalls nicht, Rhonda. Sie werden auch von mir keine hektische Reaktion erleben. Wir werden es in aller Ruhe durchziehen. Der Junge soll nicht merken, dass wir Bescheid wissen. Wie alt schätzen Sie ihn?«
    »Dreizehn, vierzehn…«
    »Nicht unbedingt ein Kind.«
    »Richtig.« Sie klammerte sich fest. »Was wollen Sie denn jetzt tun, John?«
    Ich hatte mir bereits einen Plan durch den Kopf gehen lassen.
    Dazu benötigte ich allerdings Rhondas Unterstützung. »Sie müssen mitspielen, Rhonda, und Sie dürfen dabei keine Angst haben, auch wenn ich Sie jetzt verlasse, damit der Junge freie Bahn hat. Ich nehme an, dass er zu Ihnen will. Haben Sie das Gefühl, dass er weiß, bereits von Ihnen entdeckt worden zu sein?«
    »Kann ich nicht sagen. Glaube ich aber nicht…«
    »Dann spielen Sie bitte mit. Ich hoffe nur, dass ich ihn täuschen kann.«
    »Bleibt mir denn etwas anderes übrig?«
    »Ich denke nicht.«
    Nach dieser Antwort erhob ich mich. Natürlich musste ich schauspielern und hoffte auch, dass mir dies einigermaßen gut gelang. Recht laut sagte ich zu der sitzenden Rhonda White:
    »Ich werde jetzt losgehen und versuchen, Hilfe zu holen. Man wird sich um Ihre Beine kümmern. Ich denke auch, dass Sie hier in Sicherheit sind.«
    »Meinen Sie?«
    »Bestimmt.«
    »Aber kommen Sie schnell wieder.«
    »Sobald wie möglich, Rhonda, das verspreche ich.«
    Sie sagte nichts mehr, doch ihr Blick war Antwort genug. In den Augen flackerte die Furcht, und sie hielt die Lippen zusammengepresst. Ich beugte mich noch einmal nach unten und strich über ihre linke Wange.
    »Er ist weg!«, flüsterte sie.
    »Um so besser. Trotzdem werde ich gehen…«
    Rhonda sagte nichts mehr. Ich drehte mich um, ging aber nicht in die Richtung, wo der Junge gestanden und uns beobachtet hatte. Ich nahm die entgegengesetzte und drückte mir beide Daumen, dass mein Plan aufging…
    ***
    Die beiden Körper lagen auf der alten Karre wie auf einem Leichenwagen. Sie war ein Stück in den Wald gezogen worden. Plummer und sein Freund Stanley hatten dafür gesorgt.
    Stanley gehörte zu der Sorte Mensch, die von der Natur nicht eben begünstigt war. Das bezog sich nicht auf sein Aussehen, sondern auf seine geistigen Fähigkeiten. Er war ein Mensch, der alles tat, nur nicht aus eigenem Antrieb. Man musste ihm sagen, was er machen sollte, und das tat er dann auch, ohne großartig darüber nachzudenken.
    So hatte er die Frau und den Chinesen mit Fesseln versorgt, die deren Hände und Füße zusammenhielten.
    Aus eigener Kraft konnten sie sich nicht mehr bewegen. Sie mussten entweder gefahren oder getragen werden, und deshalb war die Karre, die in den Wald hineingezogen werden konnte, ein vorerst gutes Transportmittel. Es gab da einen schmalen Pfad, der parallel zu einem

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