1226 - Das Versteck
mich fatal an die Zeit der Hexenverbrennung, als das zu einem Volksfest hochgejubelt wurde. Nein, ich kann es nicht fassen.«
»Wir werden sie fragen.«
»Falls sie die Antwort weiß.«
»Sei nicht so ein Pessimist.« Suko drehte sich von mir weg, um der jungen Frau etwas zu trinken zu geben. Ich blieb noch vor dem Leihwagen stehen und schaute in das Dorf hinein, ohne dort allerdings die Dinge so zu sehen wie sie waren, denn meine Gedanken waren auf Wanderschaft gegangen.
Wir waren wirklich nur durch einen Zufall hergekommen, nachdem wir den Ort Knockbain verlassen hatten, wo es einen See gab, in dem eine Kirche versteckt war, in der wir einen alten Schädel gefunden hatten, der angeblich der Heiligen Patricia gehört hatte. Ob sie tatsächlich heilig oder sehr fromm gewesen war, das hatten wir nicht herausfinden können.
Jedenfalls war sie in früheren Zeiten von den Templern verehrt worden und möglicherweise von denen, die es zu dem mächtigen Dämon Baphomet hingezogen hatte.
Was da genau stimmte, hatten wir nicht herausfinden können, und der von uns gefundene Schädel war leider zerstört worden.
Aber wir wussten jedenfalls, dass Vincent van Akkeren, Baphomets Vertreter, nicht untätig war und immer wieder nach neuen Ansatzpunkten suchte, um zuschlagen oder seine Macht ausbauen zu können.
Wir wollten von West nach Ost fahren, quer durch die einsamen Highlands und in Aberdeen in den Flieger steigen, der uns nach London brachte. Das war zunächst gestorben.
Auf der Straße des Kaffs war niemand mehr zu sehen. Sie wirkte wie leer gefegt. Es lag auf der Hand, dass die Menschen nicht mit uns reden wollten. Wir hatten sie schließlich bei etwas gestört, das auf keinen Fall an das Licht der Öffentlichkeit dringen sollte.
Hier wurden Menschen lebendig begraben!
Ja, Menschen! Die Mehrzahl, denn ich glaubte nicht, dass es der erste Versuch gewesen war. Hier in der Nähe konnte es durchaus einen Friedhof geben, der lebende Menschen aufgenommen hatte, die erst später in der Erde erstickt waren.
Die Vorstellung ließ mich noch immer nicht los. Nach wie vor rannen kalte und heiße Schauer über meinen Rücken, und auch in meinem Innern brodelte es.
Wie Ratten hatten sich die Menschen in ihre Löcher verkrochen, aber bestimmt nicht, um ihre Taten zu bereuen. Sie würden weitermachen, aber sie wussten auch, dass es jetzt zwei Zeugen gab, die für sie zu einer Gefahr werden konnten. So war es eigentlich logisch, dass sie versuchen würden, uns auszuschalten.
Suko hatte die Dose abgegeben. Durch die Scheibe sah ich, dass die Frau trank. Es war ein gutes Zeichen. Vielleicht schaffte sie es, wieder soweit zu sich zu kommen, dass sie uns erzählte, was mit ihr geschehen war.
Als Suko vor mir stehen blieb, zeigte sich sein Gesicht entspannter als meins.
»Was ist mit ihr?«, fragte ich leise.
»Sie trinkt.«
»Das weiß ich selbst. Aber sonst…«
Er zuckte die Achseln. »Sie konnte wieder reden. Zumindest hat sie mir ihren Namen gesagt. Sie heißt Jenny Orwell.«
»Weißt du noch mehr?«
»Nein, aber wir werden es herausfinden. Wir müssen ihr nur eine bestimmte Ruhezeit gönnen. Aber ich frage mich, ob sie dafür im Rover sitzen bleiben soll.«
»Hast du eine andere Idee?«
Die hatte Suko. Er zweifelte allerdings selbst daran und sagte:
»Wir könnten sie in einem der Schuppen unterbringen und bei ihr bleiben. Dort ist es bestimmt bequemer als im Wagen.«
Damit war ich einverstanden. Es waren wirklich Schuppen, auch wenn sie sich nicht großartig von den übrigen Häusern im Ort unterschieden. Die Bauweise war anders. Die Schuppen hatte man aus Holz errichtet. Sie sahen nicht eben stabil aus, aber sie würden wohl nicht zusammenkrachen, wenn wir sie betraten.
Suko kümmerte sich wieder um die Frau. Ich schaute zurück zum Ort. Noch immer tat sich dort nichts. Die Menschen hatten sich verkrochen, aber das würde nicht so bleiben, davon ging ich aus. Irgendwann mussten sie aus ihren Löchern hervorkommen und etwas unternehmen. Wir als Zeugen konnten einfach nicht akzeptiert werden.
Suko musste schon auf Jenny Orwell einreden, um sie zum Verlassen des Wagens zu bewegen. Er hielt sie dabei fest, und sie stieg mit behutsamen Bewegungen aus.
Verdammt, sie tat mir Leid. Sie hing in Sukos Griff wie jemand, der sich nicht auf den eigenen Beinen halten konnte.
Ihr Haar war zerzaust. Das Gesicht schimmerte bleich, und der Mund stand offen. Sehr laut saugte sie den Atem ein. Ihre Augen befanden sich in
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