1227 - Lord Mhutans Stunde
Kraft!"
5.
Eine Stunde dauerte es, bis wir unser vorläufiges Ziel erreicht hatten. Domo Sokrat hielt an und setzte uns ab. Die Paladine um uns herum erstarrten zur Unbeweglichkeit, und einer von ihnen sprach mit monotoner Stimme in ein Funkgerät.
„Soldat A-0070815", hörte ich. „Grauring erreicht!"
Er sprach Tiefenslang, und die Stimme aus dem Gerät antwortete ebenso. Sie erinnerte mich an eine ganz bestimmte Person, und der Extrasinn bestätigte meine Vermutung.
Es ist Lord Mhuthan selbst, der spricht.
Er wartete bereits auf uns.
Unser Geleitschutz setzte sich wieder in Bewegung, und Domo Sokrat schubste uns mit lautem Lachen vorwärts. Der Haluter stand wirklich voll unter dem Einfluß des Graulebens, und ich bedauerte unsere Nachlässigkeit, mit der wir vorgegangen waren. Aber es war überraschend gekommen, und keiner hatte damit rechnen können, daß der Philosoph der Tiefe von dem Graueinfluß umgedreht werden könnte.
Salik stieß mich mit dem Ellenbogen an und wandte mir sein Gesicht zu. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, und um sie herum hatten sich dunkle Ringe gebildet.
„Was jetzt?" hauchte der Terraner. „Diesmal wird Mhuthan uns nicht so respektvoll behandeln. Schließlich befinden wir uns voll in seiner Hand. Er wird sich kein zweites Mal ins Bockshorn jagen lassen. Wir sind geeignete Geiseln für seinen Kampf gegen Lethos-Terakdschan."
„Abwarten", flüsterte ich zurück. Noch war nicht alles verloren. Mhuthan war kein Mutant.
Er konnte nicht erkennen, worin unsere Immunität gegen das Grauleben tatsächlich bestand. Wir würden es ihm nicht sagen. Und wenn wir Glück hatten, würde Domo Sokrat von sich aus nicht darauf zu sprechen kommen.
Der Haluter war zur größten Gefahr für unser Unternehmen geworden.
Wir erreichten einen metallenen Steg, über den uns die Paladine in einen Bereich führten, in dem die Kavernen ausgebaut worden waren. Schimmernde Korridore und helle Höhlen lagen vor uns, und in der Mitte zwischen ihnen ragte ein riesiger Klotz auf, durch die Verbindungskorridore nur teilweise in verschiedenen Ausschnitten zu sehen. Dennoch glaubte ich zu wissen, was er darstellte. Er war der Vitalenergiespeicher Mhuthans, und er war grau.
„Dort!" Salik deutete zur Decke empor. Winzige Ratane flogen kreuz und quer durch die Kavernen, und sie führten kleine Leuchteinheiten an ihren synthetischen Körpern mit sich, mit denen sie langen Containerkolonnen den Weg zeigten.
Maschinen wuchsen um uns herum auf. Sie summten ihr eintöniges Konzert und gingen unbekannten Aufgaben nach. Irgendwo gluckste es, und nach ein paar Metern gelangten wir an eine Biegung, hinter der sich pseudoorganisches Material in großen Ballen stapelte. Roboter zupften immer wieder kleinere Mengen davon heraus und trugen sie zur Weiterverarbeitung davon.
Ein großer Schweber mit Metallteilen kam uns entgegen. Ich sah Teile von Roboterkörpern und Gegenstände, die keiner Maschine zuzuordnen waren. Auch eine Tonne lag dabei, und sie erinnerte mich an die plumpen Körper der Paladine.
Und dann erblickten Jen und ich den ersten Tiziden. Der Gen-Techniker stand auf einer Hebebühne und kontrollierte die Vorgänge in einer Art Dampfkessel. Gelbrote Dämpfe stiegen auf und wurden von einem Röhrensystem an der Decke abgesogen. Der Tizide rief etwas, und an einer der Maschinen öffnete sich eine Klappe und entließ eine Bahre, auf der ein Paladin lag. Auf Befehl des Gentechnikers erhob er sich und reihte sich in eine Schar weiterer Kunstwesen ein. Die Bahre verschwand wieder im Innern der Maschine, aber aus einer anderen Klappe kam bereits ein weiterer Paladin.
Unser Begleittrupp änderte die Richtung. Wir marschierten an der Reihe der Klappen entlang, und in regelmäßigen Abständen kamen aus ihnen die Paladine heraus und bestätigten unseren Verdacht.
Die Kavernen waren eine Fabrik.
„Dort hinten steht ein ganzer Schwarm von Tiziden!" stieß Jen hervor. „Bei der Tiefe. Sie haben aus den Kavernen rund um den Aktivatorspeicher eine riesige Klon-Fabrik gemacht, in der sie pausenlos Paladine und Ratane produzieren!"
Das war die schreckliche Wahrheit. Wir sahen Tausende der Kunstwesen versammelt.
Sie wurden in Fahrzeuge verladen und mit unbekanntem Ziel abtransportiert. An der gegenüberliegenden Wand der Kaverne landeten Kleinausgaben der Ratane in schachtelähnlichen Sammelkisten, die von Robotern auf ein Band gehoben wurden, das sich unablässig bewegte und in Richtung auf die Wand
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