Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1227 - Lord Mhutans Stunde

Titel: 1227 - Lord Mhutans Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
befolgte.
    „Kommt mit mir hinauf in unser gemeinsames Reich", hörte ich Mhuthan sagen. „Domo Sokrat, der Philosoph der Tiefe, wird uns begleiten."
     
    6.
     
    Vor dem Stoßtrupp tauchte eine verfallene Kuppel auf. Die Reste der Tizidenstation ragten wie anklagend ausgestreckte Finger in den grauen Himmel, der über der Tiefe lag und keine Sonne oder den Ursprung der Helligkeit über dem Tiefenland erkennen ließ.
    Irgendwie war es noch immer ungewohnt, sich ständig im Freien zu bewegen, ohne einen Schatten zu werfen.
    Das Hochplateau von Korzbranch lag weit hinter ihnen. Sie konnten es in nebliger Ferne sehen. Das Tiefenland war eben, wie Lethos es in der Vision des Tabernakels gesehen hatte. Eine weite Fläche mit unterschiedlichen Regionen stellte es dar.
    Ein Lichtjahr Durchmesser. Dem Hathor erschien das unglaublich, obwohl er keine Schwierigkeiten hatte, es sich vorzustellen. Da war etwas geschaffen worden, was es eigentlich nicht geben durfte.
    Und doch, wer wollte die Fähigkeiten der Kosmokraten und ihrer Helfer in Zweifel ziehen.
    „Twirl", rief Lethos-Terakdschan aus. „Bring mich hinüber. Gluschuw-Nasvedbin wird uns begleiten!"
    Er warf einen prüfenden Blick um sich. Fonneher führte einen Trupp von fast zweihundert Kämpfern an, Angehörige der verschiedensten Völker der Tiefe. Sie bewegten sich in dem Korridor, den Bonsin mit Hilfe der Vitalenergie schuf, die er aus der Quelle der Kraft in Korzbranch getankt hatte. Mit jedem Meter, den sie auf ihrem Weg durch Mhuthan zurücklegten, wurde dieser Korridor ein Stück länger, und mit der Menge Vitalenergie, die Bonsin ständig abgab, wuchs er auch in die Breite und überdeckte einen immer größeren Teil des Graulands.
    „Schau nur, Tengri Lethos!" klang die jugendhaft unbekümmerte Stimme des Abakers auf. „Das ist eine Primaschylla!"
    Er kam über den weichen Moosboden herbeigerannt und hielt an der Antigravplattform an, auf der der Hathor und der Archivar sich befanden.
    „So sieht sie unter dem Graueinfluß aus, und so in ihrer normalen Gestalt! Ist sie nicht schön?"
    Er hielt zwei verschiedene Pflanzen in den Händen seines oberen Armpaares. Sie ähnelten einander nicht im geringsten, und ein unbeteiligter Beobachter hätte sie für Angehörige verschiedener Gattungen gehalten. In Wirklichkeit aber waren sie lediglich zwei Ausdrucksformen ein und desselben Ursprungs. Eine Pflanze, wie sie unter normalen Bedingungen heranwuchs, und eine, wie sie sich unter dem Einfluß des Graulebens verwandelte.
    Die Primaschylla war ein rosafarbenes, glockenförmiges Gewächs mit einem kurzen Stiel. Die feinen Äderchen unter ihrer Oberfläche leuchteten hellblau und erweckten den Eindruck, als sei es Blut, was da floß. Lethos nahm sie entgegen und strich behutsam über ihre Oberfläche. Gleichzeitig aber schielte er nach der zerstörten Kuppel hinüber, die sich noch nicht im Einflußbereich der Vitalenergie befand. Sie erinnerte ihn daran, daß sie ein Ziel hatten, das sie schnell erreichen mußten.
    Die Primaschylla fühlte sich samten an. Dagegen besaß ihr graues Pendant eine grobporige, raue Oberfläche, aus der in unregelmäßigen Abständen Dornen ragten, die an ihren Enden mit winzigen Widerhaken versehen waren. Diese Pflanze war ein Abbild der Aggressivität, wie sie durch das Grauleben hervorgerufen wurde.
    „Schön", sagte Lethos. „Aber wir haben jetzt keine Zeit! Atlan und Salik sind in größter Gefahr!"
    „Schade", meinte Twirl. „Die Pflanze gehört zu den wenigen Dingen, die mir immer Freude gemacht haben. Sie wächst in großen Mengen dort, wo ich aufgewachsen bin. Ich habe sie immer unter Lebensgefahr gepflückt und manchmal das Wunder erlebt, wie sie sich unter meinen Händen in eine harmlose, wunderschöne Glocke verwandelte!"
    „Trotz des Graueinflusses?" zweifelte Lethos.
    „Immer wenn ich mich in der Nähe einer Quelle der Kraft aufhielt, muß es unbewußte Vorgänge gegeben haben, die mit mir zusammenhingen."
    Er legte die Glocke auf den Tellerrand der Plattform und beobachtete fasziniert, wie sich auch das dornige Exemplar langsam zurückzuverwandeln begann.
    Das, dachte Lethos, ist der kleine Hoffnungsschimmer. Alles, was sich unter dem Graueinfluß befindet, läßt sich wieder zurückverwandeln.
    Er faßte nach Twirls Hand, und der Abaker packte auf seinen Wink hin Gluschuw-Nasvedbin an einem seiner Tentakel. Dann lösten sich die drei Gestalten auf.
    Sie materialisierten mitten in der Ruine, und Bonsin gab

Weitere Kostenlose Bücher