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1227 - Lord Mhutans Stunde

Titel: 1227 - Lord Mhutans Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entnahm den Kommandos, die gerufen wurden, daß sich der Graue Lord entfernte. Auch die Kunstwesen um uns lösten ihre Formation nach kurzer Zeit auf, und plötzlich standen wir allein in der Kaverne. Nur der Aktivatorspeicher ragte vor uns auf.
    Weg hier! sagte der Extrasinn. Ganz schnell!
    Ich konnte nicht. Meine Beine schienen am Boden zu kleben, und der Kopf dröhnte wie eine Glocke. Der Einfluß der Tiefe nahm schneller zu als bisher, es lag an den fehlenden Zellaktivatoren. Sie schützten uns nicht mehr.
    Neben mir sank Jen Salik zu Boden. Er kauerte auf den Fersen und murmelte etwas vor sich hin. Ich faßte ihn am Oberarm, aber er schüttelte mich ab und sah mich aus wäßrigen Augen an.
    „Du bist schuld daran", keuchte er. „Dir habe ich das alles zu verdanken. Weißt du noch, unter welchen Umständen mich dieser Carfesch an Bord der SOL gelotst hat? Und du hast ihn dabei noch unterstützt!"
    „Das stimmt nicht", sagte ich gereizt. „Zu diesem Zeitpunkt wußte ich noch nichts vom Vorhaben des Kosmokratenboten. Außerdem haben wir uns freiwillig für diese Mission zur Verfügung gestellt!"
    „Jetzt ist es vorbei!" schrie Salik. „Merkst du es nicht? Jorstore und Roster Roster hatten ein besseres Schicksal!"
    Seine Worte drangen nur verschwommen an meine Ohren. Ich lauschte auf das Rumoren in meinem Innern, auf die Gedanken, die immer mehr in Aufruhr gerieten.
    Tu nichts, was du bereuen könntest, warnte der Logiksektor.
    Aber meine Gedanken schrien: Warum läßt du dir das gefallen. Warum bestrafst du diesen Wicht nicht? Er ist ein simpler Emporkömmling, keiner der ursprünglichen Ritter!
    Das war ich auch nicht. Und zudem war ich nur ein Ritter auf Zeit.
    Der Gedanke daran, daß ich mich mit dieser Bedingung gegen die Absichten der Kosmokraten gestellt hatte, deprimierte mich plötzlich. Ich spürte die Tranen, die sich in meinen Augen bildeten und rasch zu salzigem Sekret vertrockneten. Ich wischte es hinweg, aber es bildete sich sofort neu. Die Augen begannen zu brennen, und ich legte die Fingerkuppen darauf, um den Schmerz zu lindern.
    Müdigkeit befiel mich. Ich spürte das Verlangen, mich hinzulegen und zu schlafen und anschließend als ein neuer Mensch aufzuwachen. Ich wollte es schon tun und gab den inneren Kampf dagegen bereits auf, als der Angriff kam.
    Jen Salik warf sich auf mich.
    „Wenn ich dran glauben mußt, dann gehst du mit!" schrie er mit sich überschlagender Stimme. „Wenn, dann wir beide!"
    „Was meinst du damit?" brüllte ich ihn an. Ich stieß ihn zurück, und er prallte zu Boden, daß er sich den Kopf anstieß. Aus einer Platzwunde an der Stirn sickerte ein dünner Blutfaden.
    „Die Tiefe", keuchte er. „Sie ist unser Grab. Aber ich will nicht sterben, Atlan!"
    Niemand wird sterben, sage ihm das, warf der Extrasinn ein. Ich empfand seine Gedanken als eine unbotmäßige Einmischung, aber ich gab sie weiter.
    „Wenn jemand stirbt, dann höchstens die Raum-Zeit-Ingenieure in der Lichtebene", hielt ich dagegen. „Sie sind die eigentlichen Versager in dem ganzen Spiel!"
    Salik schluchzte auf und barg das Gesicht in den Händen.
    „Mir platzt der Kopf", jammerte er. „Ich kann dem Druck nicht mehr standhalten. Atlan, wir müssen weg von hier!"
    „Wir bleiben", entgegnete ich. „Konzentriere dich. Dann wirst du feststellen, daß der Druck bereits nachläßt."
    Der Terraner richtete sich auf. Schwankend erhob er sich und machte einen Schritt auf den Aktivatorspeicher zu, von dem der verhängnisvolle Einfluß ausging.
    „Nicht!" wollte ich rufen, aber ich brachte das Wort nicht über die Zunge. Gebannt verfolgte ich, wie Salik die Handflächen auf die graue, stumpfe Masse legte. Deutlich hörbar sog er die Atemluft ein.
    „Du hast recht", stellte er fest. „Warum habe ich es nicht gleich gemerkt? Ich bin so traurig, weißt du. So unsagbar traurig. Es ist alles anders, als ich es mir jemals vorgestellt habe. Die Kosmokraten haben uns in eine Falle gelockt!"
    „Falle?"
    Ja, er hatte die richtigen Worte gewählt. Wie hatten wir den Verlockungen dieser unergründlichen Wesen nur folgen können. Sie steckten mit den Raum-Zeit-Ingenieuren unter einer Decke!
    Willkommen im Graueinfluß! sagte der Extrasinn eindringlich. Es gibt doch nichts Schöneres als das Grauleben!
    Mein Innerstes begehrte dagegen auf, aber gleichzeitig raste eine Schmerzwelle durch mein Gehirn. Ich stöhnte unterdrückt auf. Das Atmen fiel mir plötzlich schwer, mein Körper schien in der Schwerelosigkeit

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