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1227 - Lord Mhutans Stunde

Titel: 1227 - Lord Mhutans Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu hängen und unkontrolliert zu zucken. Ich atmete tief durch, und ich spürte etwas Bitteres auf meinem Gaumen. Es reizte meine Magennerven, und ich war nahe daran, mich zu übergeben.
    Gleichzeitig fühlte ich mich matt und ausgelaugt. Der Verlust des Zellaktivators machte sich schneller bemerkbar als erwartet.
    „Warum hat Lord Mhuthan uns die Miniaturspeicher abgenommen?" drang Saliks Stimme in meine Gedanken. „Er hat bestimmt nicht gewußt, was er damit anrichtet!"
    Oh, er hatte es schon gewußt. Er wußte nur nicht, daß der Vorgang auch Nebenwirkungen zeigte, zum Beispiel den Tod.
    Ich starrte meine Hände an, die zitterten. Wie ein Greis kam ich mir vor, und voller Trauer und ohne einen Funken Lebensmut beobachtete ich die Reaktionen meines Körpers. War es tatsächlich schon soweit? Waren die sechzig Stunden vergangen?
    Lord Mhuthan sagte die Wahrheit, wenn er die Raum-Zeit-Ingenieure der Unfähigkeit bezichtigte. Sie waren nicht imstande, der Tiefe ihre eigentliche Aufgabe zurückzugeben.
    Sie stürzten sie in ein unübersehbares Chaos, und mit einemmal begriff ich die eigentliche Tragweite von Domo Sokrats Tiefenphilosophie, die darauf abzielte, die Tiefe endlich zu etwas zu machen, in dem sich alle Bewohner glücklich fühlen und keiner nach der Macht über andere strebt.
    Wie terranischer Frühkommunismus.
    Ich lauschte der Stimme nach. Sie klang fremdartig in meinen Gedanken.
    Wer bist du? dachte ich.
    Dein Extrasinn. Der Bote des Graulebens!
    „Dann ist es gut!" sagte ich laut.
    „Was ist gut?" fragte Salik. Er nahm endlich die Hände von dem Aktivatorspeicher und streckte sie mir entgegen. „Du meinst, daß wir es überstanden haben. Der Druck in meinem Kopf ist endlich verschwunden. Aber irgendwie werde ich darüber nicht recht froh. Ich muß fortwährend daran denken, was ich in meinem bisherigen Leben versäumt habe. Es macht mich traurig, Atlan!"
    Ich nickte. Auch ich spürte in mir die Betroffenheit. Lustlosigkeit machte sich breit, und ich überlegte krampfhaft, wie ich mir eine sinnvolle Aufgabe stellen konnte, um über das seelische Tief hinwegzukommen. Mir fiel nichts ein bis auf eines.
    „Wo ist Lord Mhuthan?" fragte ich. „Wir müssen es ihm sagen. Er muß es so schnell wie möglich erfahren!"
    „Ja", bekräftigte Jen. „Bei diesem grauen Speicher, er darf keine Entscheidung mehr treffen, ohne es zu wissen!"
    Ich wandte mich einem der Ausgänge zu. Wir mußten den Grauen Lord suchen und ihn finden.
    „Beeile dich", herrschte ich Salik an, als er sich erst einmal umsah. „Unsere Aufgabe darf keine Verzögerung erhalten!"
    Salik deutete auf eine der anschließenden Kavernen, aus der sich eine mächtige Gestalt schob. Es war Domo Sokrat, und wir empfingen ihn mit einem lauten Freudenruf.
    „Da bist du ja", sagte ich. „Wir müssen sofort mit Mhuthan sprechen!"
    „Dann habt ihr also den Sinn des Graulebens verstanden?" dröhnte der Haluter. „Aber warum freut ihr euch so? Ich begreife euch nicht. Etwas stimmt nicht mit euch!"
    „Du hast recht", gestand ich ein. „Wir sind noch verwirrt. Aber wir haben eine Botschaft für unseren Herrn!"
    „Er ist da!" Der Haluter deutete auf den Aktivatorspeicher, vor dem sich undeutlich die Kutte Mhuthans abhob.
    „Was habt ihr mir zu sagen, Ritter der Tiefe?" klang es unter der Kapuze hervor. Die Stimme hörte sich nicht mehr dumpf, sondern eher schmeichelnd und gütig an.
    „Wir waren Ritter der Tiefe und Beauftragte der Kosmokraten", erklärte Jen Salik. „Das ist vorbei. Jetzt sind wir Gefolgsleute des Graulebens und unterstehen deinem Befehl, Grauer Lord. Das war es, was wir dir sagen wollten!"
    Die Kutte wuchs vor uns auf. Ein kalter Atem streifte uns, und der Graue Lord gab ein gefälliges „So ist es!" von sich. „Ab sofort werdet ihr mir als meine Unterführer dienen. Ich werde euch das eigentliche Geheimnis des Graugebiets Mhuthan zeigen und euch so zu meinen Vertrauten machen. Ich weiß wohl, daß ihr dieses Vertrauen rechtfertigen werdet!"
    „Selbstverständlich", sagte ich dumpf. War da nicht eben ein winziger Lichtstreifen in meinem Bewußtsein gewesen, der das anzweifelte? Ich empfand so etwas wie Furcht gegenüber dieser Entdeckung. „Bis an unser Lebensende werden wir dir dienen!"
    Sage ihm, daß dieses Leben nur noch neunundfünfzig Stunden dauert, meldete sich der graue Extrasinn.
    Aber da war noch immer dieses Lichtband. Es wurde kleiner und erlosch schließlich.
    Aber es bewirkte, daß ich die Aufforderung nicht

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