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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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den er nie hatte kennen lernen dürfen, endlich akzeptierte, da regte sich dieser plötzlich doch. Zuerst röchelte er nur, dann schlug er unversehens um sich, ein Hustenanfall schüttelte ihn, bevor er sich schließlich erbrach und ermattet in sich zusammenfiel.
    Nelson hielt Levents Kopf. Er war wieder ohnmächtig. Aber er atmete. Er lebte!
    Jemand klopfte ihm auf den Rücken. Luk. Er strahlte. »Du hast es geschafft!«, brüllte er. »Irre, du hast es geschafft!«
    Sie hoben Levent hoch und legten ihn behutsam aufs Pferd. Jetzt erst registrierte Nelson, dass sie nicht alleine waren. Er blickte über den Platz, auf dem sich ihnen ein seltsames Schauspiel bot. Die Menschen knieten auf dem Boden und beteten. In ihrer Mitte standen Severin und Schwester Clothilde. Beide hatten ebenfalls die Hände zum Gebet gefaltet. Um sie herum lagen mehrere leblose Gestalten. Als die Freunde näher kamen, erkannten sie zunächst jene Angreifer, die Severin zuerst niedergestreckt hatte, dann zwei, drei weitere, schließlich auch Alpais, das Schwert noch in der Hand, und über ihm Notker, dem noch immer der Speichel aus dem Mund lief. Nur der teiggesichtige Mönch fehlte. Er hatte rechtzeitig das Weite gesucht.
    Als sie zu den beiden traten, deutete Schwester Clothilde auf Levent. »Er lebt«, flüsterte sie, »Gott sei Dank, er lebt!« Ihr Blick wanderte über die reglosen Gestalten auf dem Boden. Sie grinste verstohlen. »Es funktioniert tatsächlich«, raunte sie. »Der Blitz des Menschen. Severin, mein lieber alter Severin… Ihr hättet ihn sehen müssen! Ein Heiliger, ein Gott, der blaue Blitze schleudert. Alpais konnte es gar nicht fassen. Und dieser Wurm dort… Aber dann haben beide gezittert – Gott, wie sie gezittert haben.« Sie zwang sich zu einem ernsten Gesicht. »Und jetzt beten sie. Seht doch. Sind plötzlich alle ganz fromm geworden, die Lämmlein.«
    »Und wo ist der Dicke?«, flüsterte Nelson.
    »Oh, unser eifriger Bruder – der hatte es auf einmal sehr eilig. Als Notker den Beweis angetreten hatte, dass der Blitz des blinden alten Mannes auch die Scheinheiligen niederstreckt, nahm unser Mönchlein seine kurzen Beine in die Hand und trippelte – hurtig, hurtig – zur Stadt hinaus. Sollen wir ihm nach?«
    Nelson winkte ab. »Ich glaube nicht, dass er uns noch gefährlich werden kann. Könnte mir vorstellen, dass ihn seine Anhänger nach dieser Vorstellung mit anderen Augen sehen.«
    Gemeinsam hoben sie Levent vom Pferd und betteten ihn auf einen Umhang, den sie einem der bewusstlosen Häscher abgenommen hatten. Dann machten sie sich daran, die Waffen ihrer Angreifer einzusammeln, und trugen einigen der Umstehenden auf, die Schwerter ins Feuer zu werfen. Es war erstaunlich, wie bereitwillig ihnen die Menschen gehorchten. Der Hass in ihren Augen hatte sich in pure Angst verwandelt. Auch jene, die von der Garde des Inquisitors noch übrig geblieben waren, sahen ehrfürchtig zu ihnen auf. Für sie waren sie Abgesandte des Himmels oder Gefährten des Teufels. Nelson war das egal. Hauptsache, er und seine Freunde hatten nichts mehr zu befürchten.
    Erst als ihm Schwester Clothilde einen Mantel reichte, wurde ihm bewusst, dass er halbnackt war. Er ging hinüber zu Severin, der reglos wie eine Statue dastand und dem Gemurmel der betenden Menge lauschte. »Ist es nicht merkwürdig, mein Freund, wie leicht man Menschen dazu bringt, fremden Mächten zu huldigen?«, flüsterte der Blinde. Wie zur Bestätigung drückte er den Knopf des Elektroschockers, den er unter seinem weiten Ärmel verborgen hielt, und sprühte eine Ladung blauer Blitze in den nachtschwarzen Himmel. Die Menschen stöhnten vor Furcht, um daraufhin umso lauter in ihren Gebeten fortzufahren.
    »Kannst du mir dieses Miraculum nicht überlassen, wenn ihr aufbrecht?«, fragte der Blinde leise.
    Nelson grinste. »Kein Problem. Nur wirst du nicht lange Freude daran haben. Wenn die Batterien leer sind, ist Schluss mit dem Zauber. Und bis die Menschen Elektrizität aus der Steckdose zapfen können, werden noch knapp siebenhundert Jahre ins Land gehen.«
    »Batterien, Elektrizität, Steckdose?«, erwiderte Severin. »Ich sehe, ich muss noch viel lernen. Aber egal. Ich werde einfach sparsam sein. Und wer weiß, vielleicht besucht ihr uns in Zukunft ja noch einmal.«
    Ein Anflug von Traurigkeit überfiel Nelson, dem bewusst wurde, dass der Abschied näher rückte. Doch in diesem Augenblick forderte Luk seine Aufmerksamkeit, indem er ihn wild gestikulierend

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