1227 - Verschollen im Mittelalter
geschmeckt.«
Luk strahlte. Nelson war natürlich klar, wen das Bild der historischen Burg Rosenstoltz beeindrucken sollte. Man würde die Fotografie bearbeiten und die Quelle verschleiern müssen um das Geheimnis zu wahren. Aber wenn sie sich geschickt anstellten, würde das Bild seine Wirkung nicht verfehlen.
Der Weg wurde beschwerlicher. Mühsam kämpften sie sich durchs Gebüsch, immer darauf bedacht, möglichst leise zu sein. Dadurch kamen sie nur langsam vorwärts. Nach einer Ewigkeit entdeckten sie endlich Spuren, wahrscheinlich ihre eigenen, und kurz darauf den Eingang zu den Katakomben. Levent humpelte zu einem Felsen und hob daneben einen Stein auf. Darunter zog er ein kleines Stoffbündel hervor. Er wickelte es auf. »Na, was habe ich gesagt?« Er hielt eine winzige Digitalkamera in der Hand. »Alles klar«, verkündete er, nachdem er sie eingeschaltet hatte. »Erst die Burg, dann ein paar Gruppenfotos!«
Und so geschah es. Sie verschossen ein Foto nach dem anderen und vergaßen für einige alberne Momente Zeit und Ort um sich herum. Dankbar dafür, dass sie nun einen echten Beweis für ihr Abenteuer mitnehmen konnten, machten sie sich auf den Weg.
Doch sie kamen nicht weit!
Sie waren gerade einige hundert Meter in den Höhlengang vorgedrungen, als sie von vorn plötzlich Stimmen hörten. Hastig löschte Nelson die Fackel. Sie pressten sich an die kalte Felswand und hielten die Luft an. Die Stimmen bewegten sich direkt auf sie zu. »Zurück!«, zischte Judith.
An die Wand gedrückt schlichen sie Richtung Ausgang. Die Stimmen wurden lauter. Schwere Schritte hallten durch den Gang. Als der Schein einer Fackel sichtbar wurde, liefen sie los. Levent stolperte, konnte sich aber gerade noch fangen. Ein riesiger Schatten bog um die Ecke. Sie erreichten den Ausgang, als sie hinter sich einen Schrei vernahmen. »Ins Gebüsch!«, rief Judith. Sie brachen ins Unterholz und robbten hinunter zur Uferböschung. Dort blieben sie flach an die Erde gepresst liegen. Schnelle Schritte näherten sich. Wenige Sekunden später vernahmen sie ein lautes Keuchen. Dann war es plötzlich still.
Keiner wagte zu atmen. Ein Ast knackte. Ganz in ihrer Nähe.
»Er muss hier irgendwo sein«, flüsterte jemand.
»Und wenn du dich geirrt hast?«, antwortete ein anderer.
»Du hast den Rauch doch auch gerochen, oder?«
Sie bewegten sich von den Freunden fort, kehrten aber nach wenigen Minuten zurück.
»Suchen wir die Böschung ab«, schlug der Erste vor.
Verzweifelt sahen sich die Freunde an. Sie saßen in der Falle. Unter ihnen dröhnte der reißende Fluss, über ihnen lauerten ihre Jäger. Blieb nur noch der offene Kampf…
Plötzlich sprang Judith auf und stolperte geradewegs auf die Stimmen zu. Nelson, der ahnte, was sie vorhatte, versuchte noch sie zurückzuhalten. Aber Judith war bereits außer Reichweite. »Verdammt!«, zischte Levent und wollte ihr folgen. Doch er hielt inne, als er Judiths Stimme vernahm.
»Ihr braucht nicht weiter zu suchen.«
»Oho!«, rief einer der Männer. »Wen haben wir denn hier?«
»Ich bin überfallen worden«, antwortete Judith mit zitteriger Stimme. »Ich… Sie waren zu dritt… Ich dachte…« Dann fing sie an zu weinen.
»Was für ein Weib!«, entfuhr es dem anderen. »Und so allein…«
Nelson schluckte.
»Ich fress ‘nen Besen, wenn das nicht…«, begann der Erste.
Judith hörte nicht auf sie. »Ich bitte euch«, flehte sie stockend, »bringt mich zurück zur Burg. Fürst von Rosenstoltz… er… Ihm will ich vortragen, welche Schmach mir angetan ward.«
»… unsere schöne Jungfrau Melisande ist«, vollendete der Wachmann.
Der andere schnaufte. »Aber natürlich! Melisande! Das nenn ich Glück. Und wie wir uns um dich kümmern werden, schönes Kind…«
Judith schrie auf. »Nimm deine Wichsgriffel weg, du Arsch!«
Nelson, Luk und Levent sprangen gleichzeitig auf und spurteten los. Oder besser: Nelson und Luk rannten und Levent keuchte hinterher. Sie hörten es klatschen, dann einen Schrei, wieder einen Klatscher. Als sie durch das Dickicht brachen, griffen die Wärter nach ihren Schwertern. Judith biss einem in den Arm und hinderte ihn so, die Waffe aus der Scheide zu ziehen. Er jaulte auf und stieß sie zu Boden. Nelson war als Erster bei ihm und jagte ihm eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht. Er heulte wie eine gequälte Katze und wälzte sich auf dem Boden. Luk und Levent hingen an dem anderen, der sein Schwert schon in der Hand hielt und die Jungen hin und her
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