1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
überlegte. Sie war durch Zufall auf etwas gestoßen, über das sie nachdenken musste, und sie ging zudem davon aus, dass es eine große Sache sein musste, denn die Operation hätte auch bei Tageslicht durchgezogen werden können.
Leider war das Glas nicht so gut, als dass sie sich die Einze lheiten hätte vor Augen holen können. So sah sie nicht, wie die Besatzung reagierte. Ob sie überrascht war oder darauf wartete, dass aus der Tiefe etwas in die Höhe stieg.
Wie ein U-Boot, zum Beispiel!
Ja, auf einmal erschien ihr dieser Gedanke gar nicht so fremd.
Maxine spürte das Kribbeln auf ihrem Rücken und hatte mit einem Mal das Gefühl, genau in die exakte Richtung gedacht zu haben. Ja, das konnte durchaus sein. Ein U-Boot, das sich unter Wasser herangeschlichen hatte, irgendwann auftauchte, um seine Ladung abzugeben, die durchaus aus Menschen bestehen konnte.
Allerdings wies darauf nicht viel hin. Es gab keine größeren Wellenbewegungen. Es erschien auch kein Schatten an der Oberfläche, es blieb einfach nur dieses seltsame Licht.
Maxine ließ das Glas sinken. Sie rieb an ihren Augen entlang.
Dort hatten die weichen Gummiwülste leichte Druckstellen auf ihrer Haut zurückgelassen.
Der Anblick des Schiffes hatte sie so fasziniert, dass sie den eigentlichen Grund ihres Kommens zunächst in den Hintergrund gestellt hatte. Jetzt erinnerte sie sich wieder daran, dass es ihr um die verschwundene Carlotta gegangen war, und plötzlich wuchsen ihre Sorgen wieder um einiges an.
Sie hatte das Mädchen nicht gesehen und wollte auch nicht glauben, dass Carlo tta mittlerweile schon ihr Haus erreicht hatte. Es blieb trotzdem eine gewisse Unsicherheit zurück.
Bevor sie losgefahren war, hatte sie noch das Handy eingesteckt, und das holte sie jetzt hervor Die eigene Nummer war gespeichert. Sie drückte sich alle Daumen, dass jemand anhob, als der Ruf durchging.
Fehlanzeige. Nichts zu machen. Carlotta wäre bestimmt an den Apparat gegangen. So etwas war zwischen ihnen abgesprochen. Dass sie es nicht tat, ließ die Unruhe der Tierärztin noch wachsen, und sie merkte, wie feucht ihre Hände auf einmal geworden waren. So etwas war bei Carlotta noch nie vorgekommen. Viel länger als eine halbe Stunde hatte sie nie überzogen. Das ging für die Frau nicht mit rechten Dingen zu.
Da musste einfach etwas passiert sein.
Der Schauer rann über ihren Rücken. Trotz der Wärme wurde ihr zugleich auch kalt. Sie spürte hinter den Schläfen das Tuckern. Für sie auch ein Zeichen der Nervosität.
Maxine griff wieder zum Fernglas.
Sie blieb dabei nicht starr stehen, sondern drehte sich auf der Stelle. Ein Beobachter hätte denken können, dass diese einsame Person irgendwelchen Befehlen folgte, die aus den Tiefen des Alls von einer fremden Rasse zu ihr durchgedrungen waren.
Sie folgte der gleichen Prozedur. Das Glas tief halten, die helleren Kämme der Wellen absuchen, dann allmählich in die Höhe gleiten, um den dunklen Himmel zu erreichen.
Sie sah zunächst nichts. Das Glas glitt weiter nach rechts, blieb aber in einer bestimmten Höhe. Sie überkam der Eindruck, dass es wohl nicht unbedingt richtig war, den Himmel zu beobachten, denn so hoch konnte Carlotta nicht fliegen. Da wurde selbst für sie die Luft zu dünn.
Aber es gab noch ein Dazwischen!
Darauf konzentrierte sich die Tierärztin. Dieser Platz, diese große Lücke, in der sich ebenfalls die Schwärze zusammenballte, die einen Blauschimmer bekommen hatte.
Das Ziel war da!
Bisher hatte Maxine nur in das Nichts geschaut, das so verdammt leer war. Auf einmal hatte sie den Punkt erreicht, und plötzlich klopfte ihr Herz schneller.
Es war verrückt und kaum zu glauben, dass sie dieses Glück haben sollte.
Der Himmel war nicht mehr so leer. An einem Punkt war er tatsächlich besetzt.
Das Kribbeln rann wie Strom durch ihre Adern. Sie hörte sich selbst laut atmen und flüsterte nur einen Namen vor sich hin.
»Carlotta!«
***
Maxine hatte das Mädchen gesucht und gefunden. Und Carlotta war real. Kein Traumgebilde, kein Gespinst, denn sie stand dort oben tatsächlich in der Luft und schaute nach unten.
Maxine Wells musste das Glas absetzen, so sehr zitterten plötzlich beide Arme. Sie merkte auch, dass ihre Stirn schweißnass geworden war.
Sie hatte das Gefühl, einen Schuss mitten ins Herz bekommen zu haben.
Ja, sie lebte noch. Das alles stimmte, aber warum war sie nicht wieder nach Hause geflogen?
Maxine hob das Glas erneut an, suchte und fand Carlotta und sah
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