1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
ein schwer beladenes Flugzeug in einem sehr flachen Winkel.
Das Wasser schäumte und umspülte als Gischtspur den Kopf des unheimlichen Tieres. Auch vorn anlaufende Wellen konnten es von seinem Vorhaben nicht abbringen. Für die Beobachterin sah es aus, als würde der Vogel das Meer als Startbahn benutzen.
Er kam hoch.
Seine Beine mit den mächtigen Füßen verließen ebenfalls das Wasser, und dann erlebte die Tierärztin eine zweite Überraschung, die ebenso unerklärlich war wie die erste.
Der Riesenvogel hatte das Wasser nicht allein verlassen. An seinen beiden Füßen klammerte sich jemand fest.
Es war eine blondhaarige, fast nackte Frau!
***
Ich stolperte!
Irgendein Reflex hatte mich zu dieser Bewegung veranlasst.
Ich wusste selbst nicht, was es gewesen war, ein Zucken vielleicht. Möglicherweise auch ein leichter Stoß, dessen erste Berührung ich nicht mal mitbekommen hatte.
Das Stolpern hielt sich in Grenzen. Nach wenigen Schritten konnte ich mich wieder fangen, aber ich wusste jetzt, dass meine Reise beendet war.
Wo ich mich befand, war für mich im Moment nicht relevant.
Darum konnte ich mich später kümmern, aber ich drehte mich noch aus der Bewegung, sodass ich jetzt in eine andere Richtung schaute und meine beiden Freunde sah.
Kara stand etwas zurück. So hielt sich Myxin, der kleine Magier, zwischen uns beiden auf.
Ich bemerkte auch, dass die Schöne aus dem Totenreich von einem noch roten Glühen umgeben war, das bei ihr wirkte wie ein zum Boden reichender dünner Vorhang.
Da ihr Myxin den Rücken zuwandte, galt ihr Winken mir, und auch das Lächeln, mit dem sie Abschied nahm, der dann zu einem Abschied der besonderen Art wurde.
Kara löste sich auf!
Es war das Gleiche, was ich an den Flammenden Steinen erlebt hatte, nur trat sie jetzt wieder die Rückreise an. Sie war innerhalb weniger Augenblicke verschwunden, das rötliche Licht hatte sich verloren, und dann war ich mit Myxin allein.
Ich sagte nichts, denn ich wusste, dass mir der kleine Magier schon eine Erklärung geben würde.
»Sie ist weg, nicht?«
»Ja.«
»Macht nichts. Sie bleibt sowieso woanders, weil wir überall unsere Fixpunkte haben müssen.«
Das hatte ich zwar gehört, aber nicht verstanden, und ich wollte auch nicht weiter nachfragen.
Myxin nahm es locker. Er stemmte seine Hände in die Seiten und lächelte mit seinen dünnen Lippen. Da erhielt die untere Gesichtshälfte einen anderen, fast schon froschartigen Ausdruck.
»Muss ich dich noch fragen, wo wir sind, John?«
»Nein. Ich spüre es, wenn ich mal wieder eine Zeitreise in das alte Atlantis gemacht habe.«
»Sehr gut.«
Ich kannte dieses Spiel ja. Dennoch würde ich mich nie daran gewöhnen können, 10000 und mehr Jahre in die Vergangenheit zu reisen. Aber es war eine Tatsache, und ich hatte diese Welt sogar recht gut kennen gelernt und wusste, wie facettenreich sie war.
Atlantis konnte Himmel sein, aber auch Hölle. Auch hier waren die Gegensätze wie überall in der Welt, wobei ich bei meinen Besuchen mehr die Seite der Hölle erlebt hatte und jetzt damit rechnete, dass es sich auch hier nicht ändern würde.
»Und was sollen wir, darf ich fragen?«
Myxin lächelte wieder. »Das ist sein Gebiet, John. Hier hat er gejagt, glaube mir.«
»Du meinst Gryx, den Monstervogel?«
»Genau ihn.«
»Der den Untergang überlebt hat.«
»Ja.«
»Wenn das so ist«, sagte ich, »möchte ich dich gern fragen, was ich hier soll. Wir sind nicht in die Vergangenheit gereist, damit wir diesen Gryx vernichten, oder?«
»Nein, das wohl nicht. Aber du sollst ihn als Gegner kennen lernen, denn er ist wieder da.«
»In meiner Zeit!«
»Genau!«
»Dann wäre es doch besser, wenn ich ihn dort stelle. Hier habe ich nichts verloren.«
Myxin antwortete etwas rätselhaft. »Es ist immer besser, wenn man seine Feinde kennt. Und das schaffst du nur hier, glaube es mir.«
Ich konnte nichts ändern. In dieser Welt war ich eben ein Fremder. Hier fühlte sich Myxin heimisch, obwohl er den Untergang des Reiches durch den Fluch des Schwarzen Todes verschlafen hatte.
Als ich an ihn dachte, durchrieselte mich eine Spannung. Ich hatte ihn vor Jahren mit dem silbernen Bumerang vernichtet, aber bei Reisen in die Vergangenheit konnte es durchaus vorkommen, dass wir uns wieder begegneten. Genau das hatte ich schon erlebt.
»Dann werde ich den Vogel zu sehen bekommen, nehme ich an.«
»Ich hoffe es«, erwiderte der kleine Magier und fügte noch etwas hinzu. »Ich will dir
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