1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
auch den Grund.
Das Mädchen stand mit ausgebreiteten Flügeln nicht grundlos an dieser bestimmten Stelle. So konnte es schräg in die Tiefe schauen und dabei eine Stelle anvisieren.
Es war genau der Platz, an dem das Schiff dümpelte und das Licht aus der Tiefe aufstieg. Demnach war Carlotta ebenfalls dieses Boot negativ aufgefallen. Sie musste geahnt haben, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zuging.
Wenn das so war, warum war sie dann nicht nach Hause geflogen und dort geblieben?
Maxine sorgte sich um Carlotta und ärgerte sich zugleich auch über deren Verhalten. Sie hatte sich in der letzten Zeit schon in Sicherheit wiegen können. Wenn sie mit dem Mädchen über Gefahren gesprochen hatte, dann waren sie von Carlotta nicht so ernst genommen worden, denn der Schrecken lag bereits ein halbes Jahr zurück.
»Was machst du nur für Sachen!«, flüsterte Maxine vor sich hin. Sie versuchte, das Fernglas schärfer einzustellen, was ihr leider nicht gelang.
Carlotta war so nah und trotzdem so fern. Selbst der lauteste Schrei hätte sie nicht erreicht. Und Telepathie beherrschten leider beide nicht. So musste Maxine Wells weiterhin auf ihrem Platz bleiben und schräg in den Himmel schauen.
Da gab es keine Veränderung in der Nähe des Mädchens. Es beruhigte sie einigermaßen, dass kein Angriff von oben erfolgte. Carlotta fühlte sich in der Luft auch sehr sicher.
Zumindest glaubte Maxine das zu sehen. Da gab es kein Zittern, keine Nervosität, nur einfach diese leicht nach vorn gekippte Haltung, die eine gewisse Spannung ausdrückte, weil es eben auch für Carlotta ein Ziel gab.
Es waren das Schiff und das Licht!
Obwohl sie kein Fernglas besaß, musste Carlotta von ihrer Position aus besser sehen können. Sogar das, was sich auf dem Deck abspielte. Maxine wusste in diesen langen Momenten nicht, was für sie wichtiger war, Carlotta oder das Schiff.
Deshalb wechselte ihr Blick auch zwischen den beiden hin und her.
Die Veränderung fiel ihr bei Carlotta auf. Sie war nicht weggeflogen, sondern behielt die gleiche Haltung bei. Aber in ihr drückte sich noch mehr Interesse und Spannung aus, weil sie wissen wollte, was auf dem Wasser passierte.
Da lag das Boot. Da strahlte das Licht von der Tiefe her in die Höhe und wurde zu einem hellen See, der durch die Wellen gekräuselt wurde. Und doch gab es eine Veränderung.
Vor Nervosität trat die Tierärztin von einem Fuß auf den anderen. Sie schabte dabei regelrecht Kuhlen in den Sand und wünschte sich jetzt, an Carlottas Stelle zu sein, denn da hätte sie mehr mitbekommen.
So musste sie sich auf die Umgebung des Schiffes konzentrieren und stellte fest, dass vom Grund des Meeres etwas in die Höhe glitt und in das Licht eintauchte.
Was es war, konnte sie nicht erkennen. Es war jedenfalls nicht hell, warf einen Schatten, und für einen Moment dachte die Frau an ein Ungeheuer in der Form eines riesigen Rochens, den nichts mehr auf dem Meeresgrund gehalten hatte.
Sie wollte nicht an all die Spukgeschichten denken, die man sich so erzählte, das war ihr alles suspekt, und daran glaubte sie auch nicht so recht, aber was da vom Grund her in die Höhe stieg, das war auch nicht normal.
Sie hatte Carlotta vergessen. Sie brauchte sich auch nicht um sie zu kümmern, da sich das Mädchen in einer relativen Sicherheit befand. Dieser »Rochen« würde nicht in die Höhe steigen, um auf die heimliche Zuschauerin zuzufliegen.
Aber er tauchte auch nicht wieder ab. Er schwamm höher, und noch etwas passierte, je mehr er sich der Oberfläche näherte, die längst nicht mehr so ruhig blieb. Die Wellen erhielten aus der Tiefe den neuen Druck, als wäre eine gewaltige Maschine angestellt worden, die diesen Teil des Meeres in Bewegung brachte.
Das Wasser erwischte das Schiff wie Hammerschläge. Es dümpelte nicht mehr. Es glitt auf und nieder, aber nur an dieser Stelle war das Meer so aufgewühlt.
Der Schatten erschien, veränderte sich, wurde größer und würde in wenigen Sekunden aus dem Wasser hervorstoßen.
Maxines Herz klopfte schneller. Sie drehte das Fernglas nach rechts und veränderte auch die Höhe, damit die wieder ihren Schützling vor die Augen bekam.
Es war alles normal geblieben. Carlotta hatte ihren Platz nicht verlassen. So war sie außerhalb der Gefahrenzone geblieben.
Maxine hatte jetzt Mühe, ihr Glas zu halten, da sich auf den Fingern eine dünne und glatte Schweißschicht gebildet hatte.
Den Atem saugte sie scharf durch die Nase ein. Man hatte ihr
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