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123 - Auf dem Insektenthron

123 - Auf dem Insektenthron

Titel: 123 - Auf dem Insektenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Wasser, warteten, bis diese weich geworden waren, und pressten die braune Masse dann in sämtliche Ritzen.
    Rulfan betrachtete ihren Tatendrang erst skeptisch, wurde jedoch überzeugt, als der aufgeweichte Printenmörtel nach kurzer Zeit wieder verhärtete. Endgültige Gewissheit brachte dann der nächste Angriff der Insekten: Sie scheinen tatsächlich die Printen zu meiden. Irgendeine Zutat darin schreckte sie ab!
    Eilig verteilten sie den Rest der Masse auf den Rahmen der Tür. Damit waren sie erst einmal in sicher. Relativ.
    Dennoch gab es keinen Grund zum Aufatmen. Sie mussten ständig darauf gefasst sein, dass die Kerbtiere ihre Abscheu überwanden oder einen anderen Weg fanden.
    Rulfan vermisste jetzt vor allem Wulf, den weißen Lupa.
    Sein treuer Begleiter hatte sich schon mehrmals in brenzligen Situationen bewährt und besaß einen untrüglichen Spürsinn für Gefahr. Nicht zum ersten Mal fragte sich der Albino, warum er Wulf in Coellen in der Obhut seines Freundes Honnes zurückgelassen hatte.
    Hatte er das?
    Aber natürlich, er konnte sich doch daran erinnern!
    Oder doch nicht?
    Sein Gedächtnis war seltsam lückenhaft, was die vergangenen Wochen, wenn nicht gar Monate betraf. Vielleicht lag es an den Alpträumen, die ihn quälten und die so realistisch waren, dass er manchmal nicht mehr Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnte.
    Momentan wusste Rulfan allerdings genau, dass er wach war, auch wenn dies alles wie ein böser Traum erschien.
    »Wie soll es weitergehen?«, fuhr DeWitt leise fort. »Wir können hier nicht ewig ausharren. Irgendetwas muss uns einfallen.«
    Rulfan schwieg. Wenn er Zeit dazu hatte, dachte er an nichts anderes. Aber jeder Ausbruch würde unweigerlich zur Verzweiflungstat werden, denn die Energieleistung der Waffen ließ zusehends nach.
    Wie hatte es überhaupt so weit kommen können?
    Es war müßig, sich den Kopf über die Ursache der Havarie zu zerbrechen – sie waren hier und mussten überleben, irgendwie.
    Der Albino lauschte. Schon seit längerer Zeit drangen keine kratzenden Geräusche von draußen mehr herein.
    DeWitt ahnte Rulfans Gedanken. »Seltsam, nicht wahr? Auf einmal ist es so still. Ob sie endlich aufgeben?«
    »Ich würde nicht darauf wetten«, antwortete Rulfan.
    »Die Gelegenheit ist vielleicht günstig…«
    »Wir warten noch ab. Es wird bald dunkel. Wenn es ruhig bleibt, versuchen wir es.«
    Foster gesellte sich zu ihnen, in seiner unnachahmlich schlenkernden Gehweise, die den Eindruck erweckte, als würde er jeden Moment auseinanderfallen. »Finden wir den EWAT überhaupt?«
    Der schmächtige Lasalle machte sich aus dem Hintergrund bemerkbar: »Vielleicht sollten wir den in Zukunft auch mit Printenmörtel abdichten! Ich dachte immer, die Dinger wäre unbesiegbar – und dann kommen so ein paar winzige Krabbelviecher…«
    »Ein paar? Ein paar Millionen, meinst du wohl!«, sagte Foster und fuhr sich durch den dunklen Bart. »Der EWAT ist jedenfalls unsere einzige Chance. Wir müssen einen Funkspruch absetzen und auf Hilfe hoffen. Zu Fuß kommen wir hier niemals wieder weg.«
    »Außerdem funktioniert der Gefechtsstand – zumindest das wissen wir«, ergänzte Rulfan.
    So hatte ja überhaupt alles angefangen. Aber auch darüber konnten sie später noch diskutieren. Zuerst musste die Flucht gelingen.
    ***
    Langsam, sorgfältig auf jeden Schritt achtend, machten sich Matt und seine Gefährten auf den Weg.
    Es war eine bizarre Situation. So weit das Auge reichte, war der Boden schwarz, bedeckt mit einer leicht vibrierenden Masse. Ein stetes Summen lag in der Luft, begleitet vom brummenden Geräusch der Käferflügel. »Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist«, murmelte Shaw. Als Bunkermensch hatte er nicht sehr viel Erfahrung mit der Außenwelt.
    Hinzu kam die schlechte Luft mit ihrem Schwefelgestank, der allmählich die Sinne benebelte. Man konnte kaum glauben, dass vor fast dreitausend Jahren die Römer die Heil- und Thermalquellen dieses Gebietes zu schätzen gewusst hatten. In dieser Talsenke hatte ein angenehmes Mikroklima geherrscht, das stets ein paar Temperaturgrade höher lag als außerhalb.
    Davon war heute nichts mehr zu merken. Ein stark schwefelhaltiger, heiß dampfender See bedeckte eine weite Fläche. Die Vegetation war weitgehend zerstört; es hielten sich nur noch Flechten und Moose und halb verhungertes Steppengras. Keine Bäume und Büsche, keine Blumen mehr.
    Nur noch Insekten.
    Vielleicht hätte sich die Natur langsam wieder

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