123 - Der Tempel im Dschungel
aus der Tasche und stellte den Zünder auf die kürzeste Zeitspanne. Er preßte sich an den Felsen. Sekunden später krachte es, und eine Wasserfontäne stieg auf. Radschendra Bhandris' Körperteile hatte es zerrissen. Wasser und Blut regneten herab. Es war aber zu wenig Blut, als daß das Monster hätte tot sein können; und das Blut war viel zu hell.
Der Cro Magnon schüttelte sich wie ein Hund und stellte sich auf den Felsen. Das Monster war verschwunden. Die Felsen standen zu dicht beisammen, als daß es den häßlichen plumpen Körper hätte hindurchzwängen können. Es mußte unter der Wasseroberfläche des kleinen Tümpels einen Durchschlupf geben.
Das Schnellfeuergewehr in den Händen, schaute Unga sich um. Er blickte über die bemoosten Felsen zur großen Felswand, zum grünen See und zum Dschungel hinüber. Düster ballten sich die Wolken am Himmel zusammen. Wo die Sonne hinter den Wolken schien, sah man ein schwefliges Gelb.
Unga fluchte in verschiedenen Sprachen und machte sich selbst Vorwürfe. Er hätte mit einem solchen Angriff rechnen, hätte vorsichtiger sein müssen.
Der Cro Magnon wandte sich zu Chet MacArthur, Liz Ballard und Reena um.
„Das Monster ist verschwunden", sagte er. „Radschendra Bhandri ist tot."
Unga überlegte, weshalb das Monster geflüchtet war. Wie konnte solch ein Vieh wissen, daß die kleine Hülse einer Dynamitpatrone eine mörderische Sprengkraft besaß? Das Monster hatte auch genau gewußt, wo die Menschen entlangmarschierten. Fast schien es, als könnte es Gedanken lesen oder zumindest wie ein Telepath spüren, was ein Mensch beabsichtigte. Konnte es mit seinen Fühlern etwa Gehirnimpulse empfangen?
Unga lag mit dieser Vermutung genau richtig. Er sprang vom Felsen herunter und landete federnd vor den anderen. Wie der Cro Magnon, waren auch sie triefnaß.
„Weiter!" drängte Unga. „Zur Grotte der Padmas! Wenn wir überhaupt irgendwo sicher sind, dann dort."
Zu viert marschierten sie weiter. Der grausame Tod Radschendra Bhandris hatte besonders Liz Ballard geschockt. Die blonde junge Frau wußte, daß Bhandri sie geliebt hatte.
Drei Expeditionsteilnehmer waren innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden gestorben, und zwei davon hatten Liz Ballard nahegestanden.
Unga und Chet MacArthur spähten aufmerksam umher, konnten aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Reena dirigierte sie durch das Felsengewirr zu einer Höhle, die in den Berg führte, dessen Vorderseite vom anderen Ufer aus als schroffe Felswand zu sehen gewesen war.
„Diese Höhle ist einer der Zugänge zur Grotte Padmas", sagte die schöne Inderin.
Sie gingen auf die Höhle zu. In der Ferne war dämonisches Geheul zu hören und wildes Geschrei.
Es fand wieder ein Kampf statt. Unga bedeutete den anderen, wenige Meter vor dem Höhleneingang stehenzubleiben, und nahm den Kommandostab. Er benutzte ihn wieder als Schallverstärker. Deutlich konnte er nun die Rufe verstehen.
„Chakravartin!" schrie die eine Seite.
„Luguri!" heulten die anderen.
Unga grinste. Chakras und Dämonen waren aneinandergeraten. Dem Cro Magnon konnte das nur recht sein. Schon wollte er weitergehen, da tauchten ein Dutzend Gestalten auf den Felsen beim Höhleneingang auf. Chakras waren es, Männer und Frauen, nur mit Lendenschürzen bekleidet. Sie hatten Tigerköpfe und stählerne Krallen. Geschmeidig stiegen sie die Felsen herunter oder sprangen auf den schmalen Pfad.
„Chakra, Chakra, Chakra!" intonierten sie und kamen drohend näher. Sie murmelten und riefen seltsame Worte, die Unga nicht verstand. Es waren Beschwörungen, die nicht von dieser Welt stammten, magische Formeln der Janusköpfe.
Ohne zu zögern, nahm Unga sein Schnellfeuergewehr. Chet MacArthur stellte sich neben ihn. „Zurück!" sagte der Cro Magnon. „Sonst wird scharf geschossen."
„Chakra, Chakra, Chakra!"
Die Chakra-Sadhu kamen näher und hoben die Krallen. Unga sah, daß sie bläulich glänzten und Tropfen herunterfielen. Die Stahlkrallen der Chakras waren vergiftet.
Unga richtete das Gewehr auf die Brust des vordersten Chakras und drückte ab. Es klickte nur.
Auch bei Chet MacArthur löste sich kein Schuß. Der Major fummelte an dem Schnellteuergewehr herum, lud durch, entsicherte, schlug leicht mit der Handkante dagegen. Umsonst.. Die Waffe versagte.
„Du brauchst es nicht weiter zu versuchen, Chet", sagte Unga. „Magie läßt die Waffen versagen." Chet MacArthur hatte die Machete am Gürtel hängen, mit der Unga den Weg durch den
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