123 - Der Tempel im Dschungel
Irgend etwas ging mit Chet MacArthur vor. Eine Gefahr für sich und die anderen konnte Unga im Moment darin jedoch nicht erkennen. Chet MacArthur schlief den Schlaf der Genesung. Unga glaubte nicht, daß die Besserung auf seine Beschwörungen zurückzuführen war. Etwas anderes hatte sie bewirkt, Kräfte, von denen der Cro Magnon nichts wußte. Von wem gingen sie aus?
Unga legte einige Äste aufs Feuer und machte seine Runde auf der kleinen Lichtung. Die anderen schliefen; unruhig und nervös Radschendra Bhandri, wie Steine die beiden Frauen.
Unga lauschte in den Dschungel. Er hörte nur die Tierstimmen. Das Verblassen der Sterne über der Lichtung und zwischen dem Laubwerk der Bäume zeigte, daß der Morgen nahte.
Unga beschloß, noch wenigstens eine Stunde oder zwei zu schlafen, damit auch er neue Kräfte sammeln konnte. Der Cro Magnon hatte eine außergewöhnliche Konstitution, aber etwas Ruhe brauchte er doch.
Am Morgen war Unga als erster auf den Beinen. Chet MacArthur erhob sich als nächster, ausgeruht und ausgeschlafen, völlig normal und ohne eine Spur von dämonischer Beeinflussung. Er erinnerte sich an alles - außer an den Nachtmarsch, bei dem er nicht mehr bei sich gewesen war.
Radschendra Bhandri und Liz Ballard freuten sich sehr, daß er die dämonische Infektion vom Dolchstich der Shiva-Statue überwunden hatte. Auch Reena war inzwischen erwacht. Am rauchlosen Feuer wurde ein Imbiß zubereitet.
Länger als sechs Stunden hatte keiner geschlafen, und die Menschen spürten die Strapazen noch. Dunstschwaden hingen unter den Bäumen und im Unterholz. Das Sonnenlicht und die Wärme ließen nach der Nacht Tau und Feuchtigkeit verdunsten. In den Feldflaschen war Wasser von einer in der Nähe des Shiva-Tempels befindlichen Quelle mitgebracht worden.
„Eine scheußliche Sache", sagte MacArthur, als sie ihren Pulverkaffee tranken, der sie aufmöbeln sollte, und den Imbiß verzehrten. „Ein paarmal dachte ich, ich gehe drauf. Eine verdammte Gegend ist das hier. Das Monster im grünen Tümpel, die mordende Shiva-Statue im Tempel."
„Das ist noch nicht alles", sagte Unga. „Ich hoffe, ich kann euch von hier wegbringen lassen. Wenn ihr klug seid, kommt ihr niemals wieder. Ihr habt einiges von den Schätzen im Tempel. Gebt euch damit zufrieden und verlangt nicht nach mehr!"
Radschendra Bhandri sagte, daß er von den Schrecken beim verfluchten Tempel für den Rest seines Lebens genug hätte. Liz Ballard wollte auch nicht wiederkommen und einen grauenvollen Tod riskieren. Chet MacArthur äußerte keine Meinung. Unga erzählte ihm nicht, was er in der Nacht an ihm beobachtet hatte, sprach nicht von dem grünen Nebel und dem Rubin in seinem Mund.
Der Cro Magnon nahm seinen Kommandostab, benutzte ihn als Schallverstärker und lauschte in den Dschungel. Er hörte Tierstimmen und aus großer Entfernung unheimliche dämonische Laute und wirres Geschrei. Er konnte aber nichts Genaues verstehen. Zumindest schienen keine Dämonen und Chakras in der Nähe zu sein.
Die kleine Expedition brach auf und marschierte nach Nordwesten, zu den Felsen, in denen sich die magische Grotte der Padmas befand. Unga hieb den Weg durchs Unterholz frei. Manchmal löste ihn Chet MacArthur ab. Der zähe, drahtige Major fühlte sich vollkommen wiederhergestellt. Unga staunte, welche Kraft und Ausdauer er hatte.
Wieder wurden Wasserläufe übersprungen oder auf glitschigen, umgestürzten Baumstämmen überquert. Reena fiel in einen stinkenden Wasserarm mit fauligem Brackwasser. Schon bewegte sich etwas am Ufer, das wie ein Baumstamm ausgesehen hatte. Ein Krokodil glitt ins Wasser. Chet MacArthur hatte das Schnellfeuergewehr über der Schulter, das zuvor Liz Ballard getragen hatte.
Ein Feuerstoß raste übers Wasser. Die Halbmantel-Projektile trafen das Krokodil. Es riß den Rachen auf, und sein Schwanz peitschte das brackige Wasser, schlug es zu Schaum.
Unga hielt Reena eine Hand hin und zog sie aus dem Wasser. Das Krokodil drehte sich im Wasser um und regte sich nicht mehr.
Der Cro Magnon führte Reena hinter ein Gebüsch, wo sie ihre Kleider ablegte und sich abtrocknete. Die beiden wanden die Sachen aus, die widerlich nach dem abgestandenen Wasser stanken. Reena schluchzte.
„Was ist nur aus der Gegend hier geworden, die einmal ein schöner lichter Wald an einem klaren See war? Ich glaube nicht mehr, daß die magische Grotte unentdeckt geblieben ist. Gewiß müssen wir auch dort mit Grauen und Schrecken rechnen."
„Wir werden
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