1231 - Im Würgegriff des Grauens
doch gehabt, Doc - oder?«
Barker überhörte den leicht drohenden Unterton in der Stimme nicht. Doch er ignorierte ihn und sprach völlig normal weiter. »Sie können die Erfolge abrufen. Es gab drei davon.«
»Oh. Wann denn?«
»In der vergangenen Nacht.«
»Ich werde mich darum kümmern, Doktor. Um alles, darauf können Sie bauen.«
»Ich bedanke mich.«
Er schaltete das Handy aus, ließ es noch auf seiner flachen Hand liegen und lächelte es an. Ja, er war zufrieden, wenn auch noch nicht ganz, und deshalb wollte er ein zweites Gespräch führen und so versuchen, eine weitere Gefahr aus dem Weg zu räumen.
Hätte man sein Gespräch vorhin abgehört, was durch einen elektronischen Zerhacker auf der anderen Seite nicht möglich war, hätte man ihm nichts nachweisen können. Er hatte sich auf keinen Fall verdächtig gemacht. Es war kein Wort gefallen, über das irgendwelche Lauscher hätten stolpern können.
Der Stau war noch immer da. In der Ferne rotierte Blaulicht und warf seine Streifen gegen die grauen Häuser. Jane Collins saß neben ihm, ohne ein Wort zu sagen.
Er wollte sie auch nicht stören und schaltete das Handy wieder ein. Vorhin war er noch unschlüssig gewesen, aber jetzt hatte sein Plan Gestalt angenommen.
Die Nummer brauchte er nicht einzutippen, er hatte sie gespeichert. Er rechnete damit, dass eine bestimmte Person abheben würde und wartete trotzdem gespannt.
Wenig später vernahm er die Stimme. »Praxis Dr. Barker. Jennifer Flannigan am Apparat.«
»Ich bin es. Bitte sagen Sie jetzt kein Wort und hören Sie einfach nur zu.«
Jennifer hielt sich daran. Es war wichtig, die Regel zu beachten, denn bereits am Klang ihrer Stimme hatte er erkannt, dass der Bann zwischen ihnen gebrochen war. Es gab die Verbindungen nicht mehr, und so konnte er sich auf gewisse Dinge einstellen. Ein Umdenken gelang ihm blitzschnell, das hatte er trainiert, aber schon jetzt baute sich die Frage auf, wie sich Jennifer aus dieser Abhängigkeit hatte befreien können. Es war nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, es musste einfach gehandelt werden.
»Du hörst zu, Jennifer?«
»Ja.«
»Exit!«
Jetzt kam es darauf an, ob der Bann völlig eingebrochen war oder wieder auflebte.
»Ich höre.«
»Sehr gut, Jenny.« Er redete mit leiser Stimme weiter. »Du bist es nicht mehr wert, noch zu leben. Setze deinem Dasein ein Ende. Mache es dabei kurz und schmerzlos. Tritt ein in die andere Welt.«
»Ja.«
»Bist du allein?«
»Nein.«
»Zwei Männer?«
»Ja.«
»Denke daran, was ich dir gesagt habe.«
»Ich werde es tun!«
»Alles Gute«, sagte er noch und lachte. Das hörte Jennifer nicht mehr, denn er hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
Für Barker existierte die rothaarige Frau schon nicht mehr. Er empfand auch keine Reue. Sie war für ihn sowieso nicht mehr als ein Werkzeug gewesen, und das bezog er dann auf alle Menschen.
Der Tag schien zu einem Glückstag zu werden, denn als er das Handy wieder weggesteckt hatte, da stellte er fest, dass sich der Stau langsam in Bewegung setzte.
Noch waren sie nicht an der Reihe, aber in spätestens zwei Minuten würden sie wieder rollen.
Noch hatte er Zeit, sich um Jane Collins zu kümmern, die ihre Sitzhaltung nicht verändert hatte.
»Wie geht es dir?«
Sie lächelte, bevor sie sagte: »Danke, mir geht es gut.«
»Ja, das freut mich.«
»Wir können gleich fahren.«
»Nur noch einen Moment.« Er streckte seinen linken Arm aus und fuhr mit der Hand durch ihr Haar. Dann ließ er sie auf der Schulter liegen, und Jane senkte ihren Kopf nach links, sodass diese Seite auf seinem Handrücken zu liegen kam.
Die vertrauliche Geste überraschte ihn nicht mal. So war es bei jedem Menschen, der unter seiner Kontrolle stand. Sie taten, was sie sollten, und sie gingen sogar für ihn in den Tod.
Plötzlich fühlte er sich gut. Das lag nicht nur an der edlen Umgebung. Er freute sich auch auf die nahe Zukunft…
***
Keiner von uns wusste, von wem Jennifer Flannigan angerufen worden war, aber ein sehr positiver Anruf konnte es nicht gewesen sein, denn Jennifer hatte nur sehr einsilbig gesprochen, was bei Menschen nicht unbedingt normal war, denn die meisten sprachen gern länger. Das galt für Frauen als auch für Männer.
Jennifer hatte schließlich aufgelegt und war sehr ruhig geworden. In sich gekehrt saß sie auf ihrem Stuhl. Dabei hielt sie den Kopf gesenkt und schaute auf ihre Knie.
Ich wollte wissen, wer der Anrufer gewesen war und fragte sie
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