1232 - Ihr Albtraum war der Teufel
Seitentüren geöffnet und sich so hinge stellt wie ein Bediensteter, denn er hielt die Tür für Jane Collins offen.
»Tritt bitte ein«, sagte er sehr freundlich.
Jane nickte. Ihr war unwohl. Sie fror noch immer, und sie schaute durch die offene Tür in den Raum dahinter.
Dort war es nicht hell, aber auch nicht dunkel. Ein ungewöhnliches Licht hatte sich ausgebreitet, und es drang nicht aus der Decke, sondern strahlte aus kleinen Öffnungen vom Boden her in die Höhe, wobei es aussah wie schwache helle Säulen.
Jane zögerte. Ihr Herz klopfte schneller. Sie schaute nicht nur die Tür an, sondern versuchte zu erkennen, was sich dahinter befand. Es war ein Raum, dessen Ausmaße trotz des Lichtes nicht erkennbar waren. Irgendwo saugte das Dunkel ihn auf.
Der Blick des Psychologen blieb auf sie gerichtet. In den Augen las sie eine Forderung, einen Zwang, dem sie nicht widerstehen konnte. Also setzte sie sich in Bewegung. Durch die Blicke wie an der langen Leine geführt.
Sie kam nicht von ihm weg. Barkers Kraft war einfach zu stark, und so setzte Jane ihren Weg fort, bis sie Barker erreicht hatte. Er schnippte nur mit den Fingern.
Jane Collins blieb stehen!
Genau das hatte Barnabas Barker gewollt. Die Kontrolle über sie haben. Bestimmen können, was sie tat und was sie sein lassen sollte.
Jane stand so dicht vor ihm, dass sie sein Rasierwasser riechen konnte. Es war intensiv wie eine kleine Dunstwolke, die sie dann auch auf der Zunge schmeckte. Und jetzt, da sie nicht den Kopf wegdrehte, spürte sie Barkers Nähe noch stärker.
Es war nicht nur allein der Geruch, der sie befremdete. Da gab es noch etwas anderes. Eine Aura, die schlecht zu erklären war. Eine gewisse Art von Elektrizität, die sie umschmeichelte und auf ihrer Haut ein Kribbeln hinterließ. Sie hatte sogar das Gefühl, dass diese Kraft durch ihren Körper bis hinein in die Fingerspitzen rann und sich dort als Kribbeln verteilte.
Sie merkte auch, wie es über ihre Gesichtshaut hinwegglitt, als der Arzt seinen rechten Arm hob und mit seinen Fingerspitzen über ihre rechte Wange glitt.
Da schauderte sie plötzlich zusammen. Sie hielt sogar für einen Moment den Atem an, dann versteifte sie sich und schloss die Augen, obwohl sie es gar nicht wollte. Sie sah sehr zufrieden aus.
»Ja, Jane, so ist es gut. So ist es einfach wunderbar. Ich liebe das. Ich stehe immer auf deiner Seite. Wir werden uns nahe kommen, sehr, sehr nahe. Ich werde ein Teil von dir werden, und du wirst mich akzeptieren. Ich werde alles von dir erfahren können, denn ich bin immer bei dir. Nicht allein körperlich, sondern auch in deinem Kopf, in deinen Träumen. Überall, Jane. Denk daran, ich bin derjenige, der dich führen wird. Ich gebe dir die Träume, ich kann sie dir nehmen, denn du bist für mich die perfekte Probandin.«
Barkers Hand lag noch immer an ihrer Wange. Sehr dicht sah sie das Gesicht vor sich. Die blonden Haare, die hellen Augen, das kalte Lächeln auf den Lippen. Er war ein Mensch, der genau wusste, was er tat, und der sich auf keinen Fall durch irgendjemand aus der Ruhe bringen ließ.
Dann rutschte seine Hand nach unten. Sie glitt über ihre Schulter hinweg, herab an ihrem rechten Arm, und diese Bewegung war begleitet von einem Kribbeln, das sich auf Janes Haut festgesetzt hatte. Es war ihr unmöglich, etwas dagegen zu unternehmen. Und sie wollte es auch nicht, denn ihr Widerstand war gebrochen.
Dafür spürte sie, wie seine Hand auf der ihren für einen Moment liegen blieb. Danach das kurze Zucken, dann griff der Mann zu, und Jane spürte den Druck.
»Komm mit…«
Ein Befehl, eine Bitte. Da kam beides zusammen, und Jane dachte nicht daran, sich zu wehren. Sie gab sich dem Psychologen hin und sie hatte sogar das Gefühl, als hätte ein Teil ihres Ichs den Körper verlassen.
Der Druck seiner Hand war sehr schwach, aber stark genug, um Jane zu zeigen, wohin sie sich bewegen sollte. Er zog sie nach vorn, und sie setzte automatisch einen Fuß vor den anderen.
Barnabas Barker führte seine neue »Patientin« in eines seiner privaten Zimmer. Es stellte einen Teil seines Reiches dar, das er sich aufgebaut hatte. Hier war er der Chef, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.
Mit leiser, aber troztdem intensiv klingender Stimme begann er mit seinen Erklärungen. »Es ist hier ein Refugium oder ein Teil meines Refugiums. Hier gelangen wir in den Bereich der absoluten Ruhe. Hier gibt es nur uns, unsere Körper und auch unsere Seelen. Aber du wirst
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