1233 - Rückkehr in die Minuswelt

geschlossenen Verband formiert hatte, der mit hoher Beschleunigung Kurs auf Chort nahm.
    Eine virtuelle Bildfläche materialisierte über seinem Konsolenabschnitt. Das Gesicht des Kosmokraten erschien. Fragend musterten die gelben Augen den Kommandanten der BASIS.
    „Unser Freund Ernst Ellert bittet um Abholung", sagte Waylon Javier ohne Umschweife.
    „Du und deine SYZZEL, ihr seid die einzigen, die das bewerkstelligen können."
    „Was bin ich?" fragte Taurec ungehalten. „Dein privater Taxidienst?"
    „Betrachte dich, als was du willst", antwortete Javier. „Von mir aus laß Ellert auf Chort krepieren."
    Er schickte sich an, die Verbindung zu unterbrechen, aber Taurec kam ihm zuvor. Ein spöttisches Grinsen flog über das sommersprossige Gesicht.
    „Du wärest ein guter Psychologe geworden, Waylon Javier", lobte der Kosmokrat.
    „Selbstverständlich lassen wir Ellert nicht auf Chort sitzen. Ich bin in wenigen Minuten unterwegs."
    Das Bild erlosch.
    „Ich komme auch ohne seine Spaße aus", murmelte Javier ärgerlich.
    „Zweiter Torpedo los", meldete Leo Dürk.
    „Meldung von der ASCONA", sagte eine Computerstimme.
    „Hört das denn nie auf?" seufzte Waylon Javier. Dann aber sank ihm die Bedeutung des Gehörten ins Bewußtsein. „ASCONA?" rief er überrascht. „Was hat sie zu sagen?"
    „Die ASCONA hat auf Gatas zwei organische Einheiten und eine anorganische Einheit aufgenommen und befindet sich auf dem Weg zur BASIS."
    „Hoffentlich sind es die richtigen Einheiten", murmelte Waylon Javier und amüsierte sich über die ungelenke Ausdrucksweise des Computers. „ETA (estimated time of arrivall)?"
    „Dreiundzwanzig Minuten."
    Waylon Javier lehnte sich tief in seinen Sessel zurück. Es sah so aus, als solle sich im letzten Augenblick doch noch alles zum Guten wenden. Die Belagerung von Gatas war aufgehoben. Kazzenkatts Plan, die Zentralwelt der Blues in eine Chronodegeneration zu verwandeln, war fehlgeschlagen. Die Aura der Signalflamme existierte nach wie vor und erwartete die Ankunft der Endlosen Armada. Blieb nur noch das Problem Chort zu lösen.
    Was heißt nur noch, dachte er unwillig. Das ist das ganze Problem.
    Chort, inmitten des Sternentunnels stehend, bewirkte mit seinem Mantel aus Psychofrost eine effektive Blockade des Weges, den die Endlose Armada zu nehmen hatte. Solange Chort sich an seinem derzeitigen Standort befand, war an ein Anfliegen des Verth-Systems nicht zu denken.
    Waylon Javier schloß die Augen. Er fühlte Müdigkeit in sich aufsteigen. Wie lange war es schon her, seit er das letztemal die sanfte Oberfläche einer Viskosematratze unter sich gespürt hatte? Er konnte sich nicht erinnern.
    Das grelle Blinken des Meldezeichens drang mühelos durch die geschlossenen Lider.
    Javier fuhr auf.
    „Was ist jetzt schon wieder?" fragte er ärgerlich.
    „Meldung von der JOANNA", wurde ihm geantwortet. „Sie wird in wenigen Minuten den Standort der BASIS erreichen."
    „Mir recht", knurrte Waylon Javier und sank wieder in seine bequeme Haltung zurück.
     
    *
     
    „Es überrascht mich nicht, daß bei einem Unternehmen dieser Art die Zeit eine kritische Rolle spielt", sagte Yling Reece.
    Geoffry Waringer musterte seine Mitarbeiterin voller Verwunderung. Es verwirrte ihn, daß er ausgerechnet in diesem Augenblick feststellte, wie attraktiv sie war. Nicht etwa, daß ihm das nicht schon früher aufgefallen wäre. Aber gerade in dieser Sekunde nahm er es mit besonderer Deutlichkeit wahr. Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er war noch nie einer gewesen, der seine Verlegenheit leicht verbergen konnte.
    „Mir dagegen gefällt es ... an ... ich meine... mich dagegen überrascht es", stotterte er.
    „Daß der Zeitablauf in die Strangeness-Konstante eingeht, ist mir klar. Aber warum sollte es für die Herstellung einer Verbindung zwischen zwei Universen besonders günstige und besonders ungünstige Zeitpunkte geben?"
    Yling hatte sein Erröten und seinen Versprecher wohl bemerkt. Ein feines Lächeln spielte über ihr schönes Gesicht.
    „Ich lege mir das so zurecht", antwortete sie, „Auf hyperdimensionaler Ebene vollführen die Universen Schwingungen. Paralleluniversen nähern sich einander bis auf einen minimalen fünfdimensionalen Abstand, dann pendeln sie wieder auseinander. Der günstigste Zeitpunkt für die Herstellung einer Verbindung ist offensichtlich der der minimalen Distanz."
    „Du legst dir das so zurecht", staunte er. „In Wirklichkeit aber hast du es genau