1233 - Rückkehr in die Minuswelt
durchgerechnet, nicht wahr?"
Yling nickte.
„Ich habe vor, meine Theorie zu veröffentlichen, sobald wir zur Erde zurückkehren. Es ist eine nette, elegante Rechnung. Allerdings muß man Hamillersche Algebra dazu verwenden."
Geoffry Waringer blieb der Mund offen stehen.
„Mädchen...", brachte er schließlich hervor.
„Noch mal von vorne!" fuhr sie ihm ärgerlich in die Parade.
„Ich ... ich meine... Greeneyes... ach was ... das ist phantastisch! Du mußt mir deine Rechnungen zeigen. Mein Gott, welche Aspekte tun sich da auf..." Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, und dabei schien ihm einzufallen, daß er sich nicht eben würdevoll benahm. Yling beobachtete amüsiert, wie er sich im Sessel aufrichtete und die Schultern straffte. „Ja, ich möchte deine Theorie gerne einmal sehen", sagte er im betont sachlichen Tonfall eines Mannes, der sich nur für wissenschaftliche Dinge interessiert.
„Das wird sich einrichten lassen", meinte Yling leichthin. „Aber vorher müssen wir uns über etwas Wichtigeres einigen. Die nächste Proximität ist nur noch einhundertachtunddreißig Minuten entfernt. Nehmen wir diese oder warten wir noch achtzehn Stunden?"
„Undenkbar", fuhr er auf. „Wir müssen sofort handeln."
„Unter wessen Autorität?" fragte Yling.
Da straffte er sich nochmals, und in seinen Augen erschien ein lustiges Funkeln.
„Notfalls unter der meinen", sagte er. „Als Wissenschaftlicher Rat der Kosmischen Hanse werde ich mir das wohl leisten können." Als er Ylings zweifelnden Blick bemerkte, fügte er eilends hinzu: „Selbstverständlich werde ich zuvor versuchen, Perry Rhodan zu erreichen und mich mit ihm abzusprechen."
„Daran tust du gut", sagte Yling ominös und wandte sich ihrer Arbeit wieder zu.
Die JOANNA befand sich im Metagrav-Flug. Es war still in der kleinen Kommandozentrale. Geoffry Waringer fühlte Nervosität in sich aufsteigen. Von Zeit zu Zeit warf er Yling einen raschen Seitenblick zu, um zu sehen, ob sie ihn beobachtete. Aber die schöne Frau mit den grünen Augen und dem dunklen, buschigen Haarschopf war ganz in ihrer Beschäftigung versunken.
Es erging dem Chefwissenschaftler der Kosmischen Hanse ganz eigenartig. Mit einemmal erinnerte er sich Dutzender Jahre selbstauferlegten Zölibats. Von einer Sekunde zur anderen empfand er das Bedürfnis, Yling Reece in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Was ihn verwirrte, war der Umstand, daß er dieses Verlangen jetzt zum erstenmal verspürte, obwohl sich Yling bereits seit Jahren in seiner unmittelbaren Nähe befand.
Er versuchte, sich ein paar passende Worte zurechtzulegen, mit denen er die abgebrochene Unterhaltung wieder in Gang bringen konnte. Aber nichts, was ihm in den Sinn kam, genügte seinen Ansprüchen. Geoffry Waringer war von Natur aus ein schüchterner, zurückhaltender Mensch. Er stellte hohe Ansprüche an den eigenen Intellekt und war fest davon überzeugt, daß er es im Handumdrehen mit jeder Frau verdorben hätte, wenn er ihr mit Plattheiten käme.
Ein wenig enttäuscht, ein wenig erleichtert hörte er die Stimme des Bordcomputers: „Ende Metagravflug in zwei Minuten."
Sofort war er wieder bei der Sache.
„Nach Auftauchen unverzüglich Meldung an die BASIS über unsere bevorstehende Ankunft. Außerdem wünsche ich eine dringende Verbindung mit Perry Rhodan, wo immer er sich auch aufhalten mag."
Während er solcherart das Imponiergehabe des Befehlsgewohnten an den Tag legte, hob Yling Reece den Kopf und bedachte ihn mit einem freundlichspöttischen Lächeln.
*
Inzwischen verstand Kazzenkatt die Lage besser.
Die Explosion des ersten Torpedos, kaum zwei Lichtsekunden von Chort entfernt, hatte ihn in Panik versetzt. Der Gegner besaß eine Waffe, mit der er die Eiswelt aus fünf Lichtjahren Entfernung nahezu zeitverlustfrei angreifen konnte! Es war ihm keine andere Wahl geblieben, als die Eisige Flotte sofort von Gatas abzuziehen und in Richtung Chort in Marsch zu setzen. Alles mochte der Herr der Elemente ihm verzeihen, aber für den Verlust der Eiswelt würde er ihn unerbittlich zur Rechenschaft ziehen.
Seitdem waren weitere drei Bomben über Chort detoniert. Der Zeroträumer wußte, was er von der Waffentechnik des Gegners zu halten hatte. Wenn er hätte treffen wollen, gäbe es den Eisplaneten längst nicht mehr. Es handelte sich also nur um einen Scheinangriff.
Trotzdem hätte seine Entscheidung nicht anders ausfallen können. Die Humanität des Gegners, der mit Absicht an
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