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1233 - Rückkehr in die Minuswelt

Titel: 1233 - Rückkehr in die Minuswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stählernen Türen im Hintergrund der Halle. Sie ließ sich auf die übliche Art nicht öffnen. Er verlor die Geduld, schaltete den Kombilader auf Thermoblast-Modus und schoß sich den Weg frei.
    Auf der anderen Seite lag ein leerer, kahler Raum. Er vergewisserte sich sorgfältig, daß hier nicht zu finden war, wonach er suchte, dann wandte er sich der zweiten Tür zu. Auch sie leistete Widerstand und verdampfte unter der Einwirkung thermischer Energie. Das Element der Transzendenz lag in der Mitte des kahlen Raumes, ein rotes, wurmförmiges Etwas von der Größe eines terranischen Schweins. Es ahnte die Gefahr und verhielt sich reglos, weil es wußte, daß ihm die Trägheit seines Körpers ein Entkommen nicht erlaubte, ganz abgesehen davon, daß der Metamorpher den einzigen Fluchtweg blockierte.
    In seinem Rücken hörte Ernst Ellert den Tefroder in lauten, begeisterten Tönen von den Wundern der Minuswelt schwärmen, die er soeben mit eigenen Augen gesehen zu haben glaubte. Denn das war das heimtückische Wirken der Transzendenten.
    Sie erzeugten ein suggestivhypnotisches Feld, mit dem sie ihr Opfer in eine herrliche Traumwelt versetzten, aus der der Beeinflußte im Zustand friedlicher Euphorie zurückkehrte. Je nach Intensität des Feldes dauerte es Minuten oder Stunden, bis er erkannte, daß er genarrt worden war.
    Ellert hob den Lauf der Waffe. Er fragte sich, ob das Element der Transzendenz wisse, daß ihm der Tod unmittelbar bevorstand. Dann drückte er ab. Es gab ein häßliches Zischen, als der scharfgebündelte Energiestrahl die Körpersubstanz des primitiven Wesens verdampfte. Der Leib blähte sich auf und zerplatzte mit dumpfem Knall, Fetzen organischer, reifbedeckter Materie nach allen Seiten schleudernd.
    Der Metamorpher wandte sich ab. Ein Gefühl der Übelkeit machte ihm zu schaffen. Er eignete sich nicht als Henker. In der Halle hatte Delaidot aufgehört, von seinen Erlebnissen in der Minuswelt zu berichten. Aus weit aufgerissenen Augen, in denen sich Angst und Verwirrung spiegelten, blickte er Ellert entgegen, als dieser auf ihn zuschritt.
    „Was... was ist geschehen?" brachte er mühsam hervor.
    „Ein Transzendenter", antwortete Ellert schulterzuckend. „Er hat dich in die Traumwelt entführt."
    Ein Posbi schwebte herbei.
    „Wir haben alle Maschinen untersucht", meldete er. „Außer einer läßt sich keine in Betrieb nehmen."
    Der Metamorpher nickte.
    „Irgendwie hatte ich's mir gedacht", murmelte er: „Nichts gelingt uns mehr."
     
    *
     
    Delaidot und die Posbis waren abgezogen. Ernst Ellert kauerte unter dem Eingang eines kleinen Gebäudes, in dem die zentrale Kontrolle der Fertigungsanlage untergebracht war.
    Es gab hier sogar einen kleinen Hypersender, der früher die Aufgabe gehabt haben mochte, eine direkte Verbindung mit der Hundertsonnenwelt zu unterhalten.
    Mehrmals hatte der Metamorpher über Helmfunk Tormsen Varys Rufzeichen ausgestrahlt. Minuten vergingen, bevor der Ertruser sich meldete.
    „Was ist?" fragte er mürrisch.
    „Die Anlage läßt sich nicht in Betrieb nehmen", antwortete Ellert niedergeschlagen.
    „Ich hab's gewußt!" sagte Tormsen Vary. „Ich hab dir gesagt: Wir können nichts ausrichten. Am besten lassen wir die Dinge so, wie sie sind."
    Ernst Ellert wollte widersprechen, aber er hatte mit einemmal nicht mehr die Kraft dazu.
    „Wie du meinst", murmelte er und trennte die Verbindung.
    Eine halbe Stunde lang hockte er auf der Schwelle des Eingangs, auf reifüberzogenem Metallkonkrit, dessen Kälte er nicht spürte, und versuchte, die Gefühle zu sondieren, die sein Inneres bewegten. Er hatte noch nie im Leben, selbst nicht in jenen Tagen, als er in einem verwesenden Körper durch die Straßen der von Vishnas Plagen zerrütteten Stadt Terrania irrte, eine derart profunde Hoffnungslosigkeit empfunden. Es war ihm zu warm.
    Er sehnte sich nach einem kühleren Ort. Er ertappte sich dabei, wie er Delaidots Worten noch einmal lauschte, die der Verstand aufgezeichnet und gespeichert hatte, ohne sie verarbeitet zu haben. Von den Wundern der Minuswelt war da die Rede, von herrlichen, kühlen Eishainen, von spiegelnden Flächen gefrorenen Wasserstoffs, von Frostbäumen, die so hoch in den roten Himmel ragten, daß das Auge ihre Wipfel nur noch als winzige Punkte wahrnahm.
    Plötzlich packte ihn die Sehnsucht. Auch ihn zog es in die Minuswelt. Tormsen Vary hatte recht. Es gab keine Hoffnung mehr. In diesem Universum waren sie dem Tod geweiht, und es gab keine Macht, die es

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