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1236 - Grauen im stählernen Sarg

1236 - Grauen im stählernen Sarg

Titel: 1236 - Grauen im stählernen Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingefallen, und wer die Ruine enterte, der besaß einen herrlichen Blick über das Wasser, und zwar in alle Richtungen, Wer dann nach Norden schaute, musste das Gefühl haben, in die Unendlichkeit hineinzusehen.
    Noch etwas hatten wir von dem Zeugen erfahren. Die Blonde gehörte nicht zu den Bewohnern der Insel, denn das hätten ihm die Einheimischen gesagt. Sie war gewissermaßen nur Gast.
    Wie es sich mit der Person verhielt, mit der sie sich in der Nacht getroffen hatte, das hatte er auch nicht genau erklären können.
    Ein Hafen. Nein, ein Häfchen. In einer winzigen Bucht gelegen. Eine schmale Zufahrt, das war alles. Zum Norden und auch zum Westen hin hatte man Mauern angelegt, die zumindest die stärksten Wellen brachen und dafür sorgten, dass die Boote der Schiffer nicht weggespült wurden. Ich zählte etwa ein halbes Dutzend, die sich im Rhythmus der Wellen bewegten und dabei immer wieder gegeneinander stießen, sodass die schabenden Geräusche wie eine nie abreißende Musik zu hören waren.
    Die Insel war auch ein Paradies für Vögel. Sie jagten durch die Luft, sie waren immer auf der Suche nach Beute und hatten sich, wenn sie sich ausruhten, an alle möglichen Stellen gesetzt, um die Umgebung mit ihren starren Augen zu beobachten.
    Wir hatten natürlich nur wenig von der Insel gesehen, aber es gab einen kleinen Sandstrand im Nordwesten. Ansonsten war das Ufer von Felsen besetzt und auch von mit Gras bewachsenen Böschungen, die man auch als Dünen bezeichnen konnte.
    Das Boot musste längst wieder das Festland erreicht haben, und wir waren von der Einsamkeit umfangen. Wir gingen davon aus, dass man unsere Ankunft beobachtet hatte, aber irgendwelche Menschen ließen sich nicht blicken, um uns zu begrüßen. Ich konnte mir vorstellen, dass man nicht eben erpicht auf Fremde war.
    Suko hatte sich von mir entfernt und war bis zum östlichen Ende des kleinen Hafens gegangen. Dort stand ein Steinbau, vor dem jede Menge Netze lagen. Auch dort machte sich niemand zu schaffen. Die Fischer hatten sich wieder zurück in ihre Häuser verzogen. Sie ruhten sich bestimmt aus, denn Männer wie sie fuhren schon früh am Morgen auf See.
    Beide trugen wir grüngraue Windjacken. Darunter Lederjacken und dicke Wollhemden.
    Suko zeigte ein breites Grinsen. »Man scheint uns nicht zu mögen, Alter. Bei Columbus und seiner Mannschaft damals muss das anders gewesen sein. Die sind wenigstens noch empfangen worden.«
    »Die hatten ja auch das Ei mitgebracht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wieso?«
    »Das Ei des Columbus.«
    »Aaaahhh - soll ich jetzt lachen?«
    »Wenn du willst?«
    »Lieber nicht.«
    Ich hatte einen Blick in die Runde geworfen und mich auch mit der unmittelbaren Umgebung vertraut gemacht. »Mal ehrlich, Alter, möchtest du hier leben?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Aber es gibt Menschen, die eben nicht so anspruchsvoll sind wie wir beide.«
    »Ja, aber dazu muss man wohl hier geboren sein.« Ich dachte nach und runzelte dabei die Stirn. »Weißt du, Suko, ich frage mich, was eine Person wie die Cavallo hier sucht. Vor kurzem hatte sie ein Gastspiel in Weimar gehabt. Das ging in die Hose, weil ich schneller war. Ich habe ihr Erscheinen noch verstehen können. Es war möglicherweise ein Test. Aber was will sie hier?«
    »Falls sie es ist«, gab Suko zu bedenken. »Noch haben wir sie nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Das stimmt auch wieder. Aber die Beschreibung des Zeugen war eben zu prägnant. Da kann man sich einfach nicht irren. Ich bin jetzt schon davon überzeugt, dass sie an einem großen Plan herumbastelt.«
    »Nur sie?«
    »Denkst du an Mallmann?«
    Ein Windstoß griff in meine Haare und wirbelte sie in die Höhe. »Nicht nur an ihn. Im Hintergrund spukt mir immer noch van Akkeren durch den Kopf. Sie mag ihn, er mag sie, und deshalb wird er ihr wohl freie Hand lassen, nehme ich an.«
    »Er und Vampire?«
    »Am Rande immer.«
    Suko winkte ab. »Lass es sein, John. Es hat keinen Sinn, wenn wir darüber diskutieren. Ich schlag vor, dass wir uns die Insel mal genauer anschauen.«
    Ich grinste ihn an. »Stell dir mal vor, das Gleiche wollte ich dir auch sagen…«
    »Dann komm!«
    ***
    Es gab einen Weg, der vom Hafen aus in das Zentrum der kleinen Insel hineinführte. Es lag ebenfalls erhöht. Die Steinpflasterung des Weges fand sehr bald ihr Ende, und so mussten wir über einen Pfad laufen, der an einigen Stellen ziemlich sandig war. Spärliches Gras hatte sich trotzdem einen freien Raum geschaffen und schaute

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