1238 - Justines Blutfest
Highlands, und da liegt es eigentlich auf der Hand, dass sich bestimmte Personen wieder an ihn erinnern, um ihn zu suchen.«
»Aber man hat ihn noch nicht gefunden - oder?«, fragte Suko.
»Nein.«
Suko schaute mich an. »Dann wissen wir endlich, weshalb sich die blonde Bestie die Insel ausgesucht hat. Sie will sich einen weiteren Verbündeten holen, aber sie scheint nicht zu wissen, wo sie suchen soll, um ihn direkt zu finden. Sie muss einen Umweg gehen. Über die Blutegel, die mit seinem Blut gefüllt sind. So kann sie sich die Informationen über das Blut herholen.«
»Das ist gut gefolgert«, lobte ich meinen Freund.
Selbst Orson Finley nickte anerkennend und lächelte dabei.
»Ich finde es wirklich gut, wie ihr die Parallelen zieht. Großes Kompliment.« Dann erschien ein verschmitzter Ausdruck in seinen Augen. »Auch wenn mich die Leute hier für einen Irren und Spinner gehalten haben, aber ich wusste immer, was ich sagte und tat. Ich habe gesucht, ich habe gefunden, und ich weiß jetzt, dass der Highland-Vampir keine Legende ist, sondern existiert. Und ich bin froh, auf euch getroffen zu sein, da hat sich das Schicksal sehr großzügig gezeigt. Denn andere hätten mich ausgelacht.«
Ich wollte wieder auf den Kern des Problems zurückkommen und fragte: »Wo genau hast du das Gefäß gefunden?«
Finley schüttelte den Kopf. »Nein, nicht dieses Gefäß. Die Blutegel waren in einem anderen untergebracht. Sicher versteckt im Keller der Ruine. In einer gut abgedeckten Schale aus Stein, an die niemand so leicht herankam. Aber ich habe sie öffnen können und dieses widerliche Gewürm umgefüllt. Ich hatte es dann bei mir versteckt, denn ich war sicher, dass eines Tages jemand kommen würde, um danach zu suchen. Und ich habe mich nicht geirrt.«
Wir konnten die Freude in seinem Gesicht ablesen, und auch wir waren davon überzeugt, dass er genau das Richtige getan hatte. Aber damit waren wir noch nicht am Ende angelangt, denn die blonde Bestie würde nicht aufgeben. Sie würde weiterhin suchen, und wir konnten davon ausgehen, dass sie sich noch auf der Insel befand.
»In der Ruine haben sie gelegen, nicht wahr?«, fragte ich den alten Mann.
»Ja, das stimmt.«
»Gut, dann sollten wir dort hingehen. Es könnte sein, dass wir genau an diesem Ort auf Justine treffen.«
»Ich kenne sie auch«, flüsterte Finley. »Ich habe sie auf der Insel gesehen, und als ich sie sah, da wusste ich, dass das Böse eingetroffen war.« Er verengte die Augen und senkte seine Stimme. »So etwas spürt man, und ich habe mich zurückgezogen. Ich wollte nicht, dass sie mich sieht und ich plötzlich ein Opfer werde.«
»Hast du mit den anderen Bewohnern hier auf der Insel gesprochen?«, fragte ich.
Er lachte nur und schüttelte den Kopf. »Nein, das auf keinen Fall. Es wäre schlimm gewesen. Auf keinen Fall konnte ich das riskieren. Wer hätte mir denn geglaubt? Ich lebe allein. Meine Frau ist tot, die Kinder sind in alle Winde verstreut. Normalerweise warten Menschen in meinem Alter auf den Tod, aber danach habe ich mich nie gerichtet. Der Tod ist etwas, das ich von mir abhalte. Trotz meines Alters liebe ich das Leben noch und habe es mir zur Aufgabe gemacht, gegen den Highland-Vampir anzugehen.«
»Das schaffst du?«, fragte ich leise.
»Nein, nicht, aber ich will Hinweise zerstören. Spuren löschen. Eine davon steht vor euch.«
»Zerstören ist genau richtig«, sagte ich und drehte mich zu Suko hin. »Wir werden die Blutegel vernichten müssen, um einer anderen Person die Chance zu nehmen, sie je zu finden.«
»Einverstanden. Ich denke, dass dein Kreuz oder meine Dämonenpeitsche es schaffen müssten.«
Orson Finley war aufmerksam geworden. »He«, sagte er, »was höre ich da? Kreuz und Peitsche?«
»Ja, das ist…«
Suko unterbrach seinen Satz. Es gab einen Grund, und den hatte er nicht nur alleine gehört, sondern auch ich. Von draußen her hörten wir eine verzweifelt klingende Stimme, die irgendetwas rief, was wir aber nicht verstanden.
Ich schnellte von meinem Stuhl hoch. Es waren nur wenige Schritte bis zur Tür. Ich ließ die Vorsicht außer Acht und riss die Tür auf.
Dabei kam ich mir vor wie jemand, der von seiner Welt aus in eine völlig andere schaut. Hier in der Gaststätte gab es keinen Nebel, draußen jedoch, wälzten sich die grauen Schwaden über die Insel und mischten sich mit der Dunkelheit.
In diesem Gemenge aber bewegte sich eine Gestalt. Von mir war sie noch zu weit entfernt, um sie erkennen
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