1239 - Bilderbuch des Schreckens
indem man ihm eben dieses Aussehen gab, mit dem er sich nicht unter die Menschen trauen konnte. Aber er hielt den Kontakt zu den Menschen oder zu einem…«
»Zu Tommy.«
»Genau. Zu seinem Erben.«
Janet schüttelte den Kopf. »Nein, das lasse ich nicht zu. Das…das…kann ich nicht zulassen. Tommy ist auch mein Sohn. Er wird ihn nicht kriegen. Ich lasse ihn nicht mehr in dieses verdammte Gartenhaus gehen. Noch in dieser Nacht werde ich ein paar Sachen zusammenpacken und mit Tommy wegfahren. Ich habe eine Schwester in Dundee. Dort können wir für eine Weile wohnen und…«
»Bitte, Janet, nicht so voreilig«, riet ich ihr.
»Wieso denn nicht?«, fuhr sie mich an. »Sollen wir etwa hier in diesem Haus bleiben? Der Horror ist doch da, verdammt! Er… er… ist nur ein paar Schritte entfernt, und ich weiß nicht, ob es Ihnen gelungen ist, ihn zu zerstören.«
»Tommy wird nicht mit Ihnen gehen, Janet!«, erklärt Suko.
»Er steht zu fest zu seinem Vater. Wir haben noch Vollmond. Die Welt ist weiterhin geöffnet. Was vor sehr langer Zeit geschaffen worden ist, kann man nicht so leicht wieder schließen. Es wird auch nichts bringen, wenn Sie mit Tommy verschwinden. Er wird immer wieder darauf zurückkommen, und er wird älter, Janet.«
»Was soll ich denn dann machen?«, rief sie.
»Ruhig bleiben.«
»Toll, das sagen Sie! Aber Tommy ist nicht Ihr Sohn, verstehen Sie? Ein Mensch wie Sie kann nicht fühlen wie eine Mutter, die ihr Kind geboren hat…«
»Das verstehe ich«, sagte Suko mit ruhiger Stimme. »Auch John Sinclair und ich möchten, dass Tommy gerettet wird, aber wir wollen ihn für alle Zeiten zurückholen. Er soll nichts mehr mit seinem Vater zu tun haben, verstehen Sie das?«
»Ja.«
»Sehr gut.«
Ihr Kopf ruckte plötzlich vor. »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Können Sie mir das auch sagen? Was haben Sie vor? Wie wollen Sie das schaffen?«
»Es ist noch nicht vorbei, Janet«, sagte ich. »Die andere Seite wird Tommy nicht so einfach gehen lassen. Deshalb muss man ihr die Macht nehmen, und da werden wir uns etwas einfallen lassen.«
»Aha. Und was?«
»Tommy ist oben, nicht?«
»Ja, ja, er ist oben!«, fuhr mich die Frau an. »Aber das ist nicht meine Schuld. Ich hätte ihn nicht allein gelassen, und ich weiß auch nicht, was in Sie gefahren ist, als Sie das getan haben.« Janet war erregt und wischte eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Tommy musste allein bleiben«, sagte ich.
»Das ist ja noch schöner. Wollen Sie ihn etwa als Köder benutzen?«
»Genau!«
Meine Antwort verschlug ihr die Sprache, und so schüttelte sie nur stumm den Kopf. Sie schnappte dabei nach Luft, wischte über ihre Augen. Ich war gefordert, ihr eine Erklärung zu geben.
»Wir müssen das Skelett aus der Reserve locken, Janet. Es hat sich zurückgezogen. Es wird sich um Tommy kümmern, und wahrscheinlich wird es hier im Haus geschehen.«
»Warum das denn?«
»Weil es einfach davon ausgehen wird, dass wir nicht zula ssen, dass Tommy noch mal zurück in das Gartenhaus geht. Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als von sich aus den Kontakt zu suchen, denn aufgeben will er Tommy nicht.«
»Aha. Das meinen Sie also…«
»Bitte, auch wenn ich Sie jetzt unterbreche. Tun Sie uns und sich selbst den Gefallen und bleiben Sie hier unten im Wohnzimmer, wenn wir gleich zu Tommy hoch gehen.«
»Wollen Sie ihm etwas antun?«, fauchte sie mich an.
»Nein, das auf keinen Fall, Janet. Wir werden versuchen, ihn von diesem unseligen Fluch zu erlösen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich denke, das ist auch in Ihrem Sinn.«
Janet Olden blieb stumm. Wahrscheinlich dachte sie darüber nach, aber sie glaubte bestimmt nicht, dass wir es schafften.
Nur blieb ihr keine andere Wahl.
»Wir haben Tommy zu Ihnen zurückgebracht, und wir werden ihn auch von dieser unseligen Verkettung an seinen Vater befreien. Das verspreche ich Ihnen.«
Während der Worte war ich aufgestanden, und auch Suko erhob sich von seinem Platz.
Janet schaute uns stumm nach, als wir das Wohnzimmer verließen…
***
Wir gingen sehr leise in die erste Etage zu Tommys Zimmer hoch. Auf der letzten Treppenstufe stellte Suko noch eine Frage. »Glaubst du, dass du mit deiner Vermutung richtig liegst!«
»Das hoffe ich. Und halte deine Peitsche bereit. Ich nehme an, dass sie genau die richtige Waffe ist.«
»Zumindest hat sie den Kobold und die Kugel zerstört.«
Danach sagten wir nichts mehr. Beide standen wir vor der Tür und neigten jeder ein Ohr
Weitere Kostenlose Bücher