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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden.
    »Ihr werdet bald wieder verschwinden, nicht?«
    »Ja, wir müssen.«
    Finlay nickte vor sich hin. Die Tabakwolken wurden dichter, weil er heftiger paffte. »Es waren schlimme Stunden, John, verdammt schlimme. Aber so ist das Leben. Ich teile es immer in zwei Seiten ein. Zum einen in die sichtbare Welt, zum anderen in die unsichtbare. Und diesmal hat die unsichtbare gesiegt, denke ich. Sie ist über die sichtbare gekommen und hat sie brutal geknechtet, und wir Menschen sind oft nicht fähig, einen Sieg zu erringen.«
    »Aber wir dürfen auch nicht aufgeben.«
    »So wie du, wie?«
    »Ja, zum Beispiel. Suko und ich haben tagtäglich mit dem Grauen zu tun. Und das schon seit Jahren.«
    Orson Finlay ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und fragte schließlich: »Fühlt ihr euch denn als Sieger?«
    Das war eine wirklich gute Frage. Ich musste über die Antwort nachdenken. »Nicht immer, aber es gibt Hoffnung.«
    »Sehr gut. Und durch wen?«
    »Durch die kleinen Siege. Und durch einen angeborenen Optimismus, der einfach vorhanden sein muss.«
    »Und welche Rolle spielt der Mensch?«, fragte Orson.
    »Eine sehr wichtige. Trotz des Unheils der anderen Seite, trotz des sichtbaren Terrors auf der Welt, muss man bei unserem Job auch an das Gute im Menschen glauben. Wenn das vorbei ist, Orson, dann kann man seine Arbeit hinschmeißen.«
    »Das hast du gut gesagt. Auch ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, trotz meines Alters.«
    »Das oft von Vorteil sein kann, Orson.«
    »Ja? Worauf willst du hinaus?«
    »Das will ich dir gern sagen. Es gibt jemand auf der Insel, der Trost und Zuspruch brauchen kann. Ich möchte dich bitten, dich um die Person ein wenig zu kümmern.«
    Mit seiner nächsten Frage bewies er, dass er mich schon verstanden hatte. »Denkst du da an Amy Carry?«
    »Genau an sie.«
    Orson drehte sich mir zu und streckte mir die Hand entgegen.
    »Solange sich Amy auf der Insel befindet, werde ich mich um sie kümmern. Das ist versprochen.«
    Ich nahm die Hand und drückte sie. Dabei schaute ich Orson Finlay ins Gesicht. Am Ausdruck seiner Augen erkannte ich, dass ich mich auf ihn hundertprozentig verlassen konnte.
    Genau das ließ mich wieder ein wenig mehr an die Menschen glauben…
    ***
    »Leg dich hin. Schlaf. Und wenn du aufwachst, ist alles wieder in Ordnung.«
    So hatte To mmy geraten, aber seine Mutter konnte ihm nicht glauben. Nichts war in Ordnung, gar nichts. Es würde auch so schnell nichts mehr in Ordnung kommen, das wusste sie auch.
    Vielleicht nach außen hin, in Wirklichkeit aber sah es anders aus. Da spürte sie die Angst um Tommy, da wusste sie, dass sich das Schreckliche immer wieder bei Vollmond wiederholte, und sie wusste auch, dass sich der Fluch immer mehr ausbreiten würde. Das Verhängnis, ein Erbe, wie immer man wollte, und Janet wusste nicht, wie sie es stoppen sollte.
    Vorbei. Weggeblasen. Ausradiert ihre Kraft. Nichts war da mehr zu machen. Sie fühlte sich matt und ausgelaugt, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
    Tommy war gegangen, und er würde auch so schnell nicht wieder zurückkommen. Das kannte sie. Der Rhythmus war immer der Gleiche. Und wenn er zurückkehrte, dann ging er auf sein Zimmer ohne ein Wort zu sagen. Er legte sich dort hin, und das war es dann. Fragen beantwortete er nicht. Er blieb immer stumm, aber Janet Olden vergaß nie seinen glänzenden Blick, mit dem er sie immer anschaute. Da schwamm in seinen Augen etwas Besonderes. Wie bei einem Menschen, der eine außerordentlich gute Nachricht erhalten hatte. Nach jedem Besuch war er ein Stück weiter an sein Ziel herangekommen, von dem nur er wusste, was es beinhaltete.
    Immer die gleichen Gedanken, die Janet quälte. Immer wieder Vorwürfe, die sie sich machte, und auch immer die Frage, ob sie etwas falsch gemacht hatte.
    Kein Mensch ist unfehlbar. Sie war es ebenfalls nicht. Sie hatte Fehler in Tommys Erziehung gemacht, kein Zweifel, aber sie hatte nichts dazu getan, dass Tommy diesen Weg gegangen war. Den hatte er sich ganz allein ausgesucht. Vielleicht war er ihm auch ausgesucht worden. So genau wusste die Frau es nicht.
    Sie war nach Tommys Verschwinden nicht gegangen und stand vor der Innenseite der Tür, gegen die sie mit leerem Blick schaute. Wieder mal überkam sie der Wunsch, nach draußen zu gehen und Tommy in das Gartenhaus zu folgen, aber sie unterdrückte ihn. Das ist nichts für dich, so hatte Tommy ihr gesagt. Er war derjenige, der gewisse Dinge erfahren musste, und nicht

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