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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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graugrün war und sich über die Wand hinweg verteilte, wobei es das sichtbar machte, was sich bisher in der Wand versteckt gehalten hatte. Vielleicht war es auch aus einer anderen Welt herbeigeschafft worden, die für Menschen unerreichbar war, aber der Junge hatte sich daran gewöhnt. Es gehörte einfach zu ihm und seinem Leben.
    Nichts passierte schnell. Alles wurde aus dem Unsichtbaren herbeigeholt und trat von Sekunde zu Sekunde deutlicher hervor. Die Bücher standen dicht gedrängt nebeneinander, und Tommy schaute nur auf deren Rücken. Titel konnte er nicht lesen, und er wusste nicht einmal, ob sie überhaupt auf den Buchrücken standen, die aussahen, als bestünden sie aus altem Leder. Sie standen nur in einer Reihe in der Wand und nicht in mehreren verteilt wie bei einem Regal. Über und unter der Buchreihe malte sich der normale Stein ab.
    Tommy wagte nicht, noch einen Schritt näher heranzugehen.
    Er wartete voller Spannung ab, was weiterhin geschah. Obwohl es ihm nicht neu war, spürte er doch immer wieder die Spannung und freute sich auf den Anblick.
    Das Skelett zeigte sich nicht sofort. Es war zunächst nur ein dunkler Schatten, der in der Luft schwebte, dabei leicht zitterte und sich dann allmählich auflöste, sodass es aussah, als würde er in die normale Dunkelheit hineingleiten.
    So war es nicht, denn der Schatten ließ etwas zurück, das aus ihm geboren war. Vielleicht war der Schatten auch kein richtiger Schatten gewesen - das hatte Tommy nie herausgefunden - denn er hatte sich in eine neue Form verwandelt, die aussah wie ein Mantel oder eine Kutte. Und sie war das Kleidungsstück für das Skelett, für die Gestalt mit dem Knochenschädel, die von der dunklen Kutte umhüllt wurde und auf deren Kopf sich ein ebenfalls dunkler Hut abmalte, der etwas in den Nacken geschoben worden war.
    Tommys Augen weiteten sich. Er wusste sehr gut, dass er keine Angst zu haben brauchte, weil er das Spiel kannte, aber er war stets von neuem fasziniert von dem, was ihm da geboten wurde.
    Die Gestalt saß vor der Bücherwand. Und sie hatte ihren Platz auf einem Stuhl gefunden, dessen hohe Lehne bis über den Hut hinwegreichte und etwas ganz Besonderes war. An den Seiten und in der Mitte zeichneten sich drei Totenschädel ab, die eine große Ähnlichkeit mit dem des Skeletts besaßen.
    Es war ein richtiger Horror-Sitz. Er passte zu der Gestalt, die auf diesem Stuhl recht schmal aussah und sich nun leicht nach vorn bewegte, um etwas aus der Tiefe oder vom Boden zu holen.
    Tommy kannte diese Bewegungen. Er begann plötzlich zu lächeln. Seine Augen glänzten. Er wusste Bescheid, und er wusste auch, dass er vor dem spannenden Augenblick stand.
    Als die Knochenklauen wieder zum Vorschein kamen, hielten sie ein breites Buch fest, das aufgeschlagen war. Er hatte es so hingestellt, dass er über den oberen Rand hinwegschauen konnte und sein Blick genau auf Tommy fiel.
    Es gab in den Augen keine Pupillen, keine Masse, die sie umgab. Sie waren einfach nur leer. Dennoch hatte Tommy das Gefühl, von diesen leeren Augen angestarrt zu werden. Es war mehr ein Gefühl als Gewissheit, aber es traf schon zu, denn in solchen Dingen irrte er sich nicht.
    Tommy rührte sich nicht vom Fleck. Er wusste genau, dass er an diesem Ort bleiben musste. Es brachte nichts, wenn er versuchte, auf das Skelett zuzugehen. Er hatte es einmal versucht und war auf eine besondere Art und Weise gestoppt worden. Als wäre er gegen eine Wand gelaufen, so hart war der Widerstand gewesen. Zudem hatte er einen Schlag erhalten, als wäre Strom durch seinen Körper geschossen.
    Da war ihm dann klar geworden, dass die unmittelbare Nähe für ihn tabu war. Es gab den Zugang nur von einer Seite her und nicht von zwei, wie es normal gewesen wäre.
    Tommy nahm es hin. Es tat der Faszination keinen Abbruch, denn man hatte ihm gesagt, dass man ihn ausgesucht hatte.
    Die Knochenhände hatten das große Buch aufgeschlagen, und der gelblich schimmernde Schädel starrte über den oberen Rand des Buches hinweg auf den hoch gewachsenen Jungen.
    »Ja, die Zeit ist wieder um, mein Junge, und ich freue mich, dass du den Weg zu mir gefunden hast…«
    Jetzt erst war es für Tommy wie immer. Er hatte genau die Stimme gehört, und das war wichtig gewesen. Ob das Skelett zu ihm gesprochen hatte oder ein anderes Wesen, das sich irgendwo versteckt hielt, das wusste Tommy nicht mit Bestimmtheit, aber die Stimme war die gleiche gewesen, und sie hatte ihn auch von allen Seiten erreicht.

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