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1239 - Der Einsame der Tiefe

Titel: 1239 - Der Einsame der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und ließ sich in die leere Schaukel sinken. Der Winzling benötigte eine Zeit, bis er denselben Weg zurückgelegt hatte. Er baute sich in der Nähe der Schaukel auf.
    „Was denkst du?" wollte er wissen.
    Der Jascheme hatte soviel zu denken. Er kannte jetzt die Wahrheit und wollte sie doch nicht sehen. Es war kein Traum. Die Konsequenzen waren fürchterlich.
    „Ich denke, daß ich mich mit meinen Artgenossen im Kyberland in Verbindung setzen muß. Sie müssen erfahren, unter welcher Bedrohung das Neutrum zu leiden hat."
    „Oh, das würde ich nicht tun", grollte das Sphäroid von irgendwoher. „Wir sind doch zu dritt. Wenn wir zusammen helfen, wird bald wieder alles so sein wie früher. Das Neutrum braucht den Einsamen der Tiefe!"
    „Nicht nur das Neutrum!" fügte der Winzling hinzu.
    „Laßt mich in Ruhe!" rief Blek aus. Er sah, daß der Winzling eine kleine Kybereinheit bestieg, die mit ihm in die Luft emporschwebte, bis sie dicht über dem Rand der Schaukel hing.
    „Nicht aufhören mit Denken", schrie die Miniatur. „Was glaubst du, was wird? Eines Tages wird das gesamte Tiefenland hier oben materialisieren, als Miniatur. Aber es wird groß genug sein, um wichtige Anlagen zu verdrängen und sogar die Dimensionsräume zu beschädigen. Was wird dann, Gnarrader Blek? Dann ist es aus mit dem Neutrum. Es wird in sich zusammenbrechen oder auseinander platzen. Das gesamte Tiefenland wird explodieren und implodieren und alles Leben hier auslöschen. Eine schöne Aussicht, also wirklich!"
    „Verschwinde!" schrie der Jascheme, aber der Winzling ließ nicht locker.
    „Du wirst festgestellt haben, daß das Schicksal des Tiefenlands an einem dünnen Faden hängt, Gnarrader", pfiff er schrill und mit einer Lautstärke, wie der Jascheme sie bisher nie an der Miniatur erlebt hatte. „Der Faden bist du. Du mußt etwas tun, daß du nicht reißt!"
    Gnarrader Blek tobte. Sein Körper sonderte Flüssigkeit ab, die sich auf dem Boden der Schaukel sammelte und abgepumpt wurde. Warme Luft begann ihn zu umhüllen, und er nahm seine Passivgestalt an.
    „Nicht daran denken", redete er sich ein. Er verlor jedes Zeitgefühl, und als er langsam in die Wirklichkeit zurückkehrte, da stellte er fest, daß der Winzling den Meßbecher und die Zuleitung zerstört hatte. Die süßliche Flüssigkeit hatte sich über dem Boden ausgebreitet, und dort, wo sie große Pfützen bildete, warf der Boden Blasen auf.
    Gnarrader Blek wollte etwas sagen und etwas tun, aber da versiegte seine Erinnerung, und er fand sich in jener Leere wieder, in der er nicht mehr wußte, was früher gewesen war. Nur etwas war geblieben.
    Die Angst war noch da, und sie ließ ihn nicht los.
     
    3.
     
    Domo Sokrat trat auf mich zu. Er wollte etwas sagen, aber in einer Entfernung von zirka drei Metern prallte er gegen ein unsichtbares Hindernis. Aufschreiend warf er sich zurück.
    Es dröhnte, als er zu Boden stürzte. Das Material verformte sich und hinterließ eine Delle, als er sich wieder aufrichtete.
    Tengri Lethos hantierte an seinem semiorganischen Anzug, der ebenso eine Projektion war wie sein Körper.
    „Eine Energiemauer", stellte er fest. „Variable Formenergie. Schwer zu neutralisieren.
    Ich müßte erst ein Gerät dazu anfertigen!"
    Ich hob die Hand. Clio befand sich drüben bei dem Haluter, und das konnte kein Zufall sein. Man hatte uns Ritter von den Orbitern getrennt.
    „Ich werde mich heimlich davonschleichen", sagte der Hathor, doch ich schüttelte den Kopf.
    „Warte", meinte ich. „Noch wissen die Jaschemen nichts von deiner Fähigkeit. Und Vlot und Calt werden hoffentlich den Mund gehalten haben. Zuerst müssen wir in Erfahrung bringen, was man mit uns vorhat!"
    Kurze Zeit später öffnete sich die Tür unseres Gefängnisses. Eine Horde kybernetischer Elemente strömte herein und kreiste uns ein. Mehrere bewaffnete Jaschemen folgten, und dann kamen die beiden Technotoren, denen wir unseren derzeitigen Zustand zu verdanken hatten. Hurgenos Rarg und Korvenbrak Nald richteten leuchtende Stäbe auf uns, und wir spürten das Prickeln in unseren Gliedern.
    „Wagt keine Gegenwehr", verkündete Rarg. „Wir sind jederzeit in der Lage, euch zu lähmen oder zu töten!"
    „Bringt uns gleich um, dann ist es vorbei!" rief ich zornig aus. „Oder habt ihr Gewissensbisse? Ich habe noch nie Grauleben mit Gewissensbissen getroffen!"
    Für einen Sekundenbruchteil schien Rarg aus der Fassung gebracht. Dann gab er den Jaschemen einen Wink und konzentrierte sich

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