1239 - Der Einsame der Tiefe
keine Gelegenheit gehabt, den Antigrav vor der Umpolung zu verlassen.
Es war Jen Salik. Er kam lächelnd auf mich zu und kümmerte sich nicht um die Jaschemen.
„Schade", meinte er. „Ich wollte erst später zu dir stoßen. Aber so geht es auch. Ich soll dir Grüße vom Tabernakel von Holt ausrichten. Es ist bei Twirl und sieht sich um!"
Die Information genügte mir. Vermutlich würde Twirl sich um die übrigen Gefangenen kümmern.
Nald trat zu uns.
„Nun sind es wieder zwei", höhnte er. „Und der dritte kann den Dom nicht verlassen.
Keine guten Aussichten für ein paar Verräter!"
Die Jaschemen stießen uns in den Schacht, den sie wieder aufwärts gepolt hatten. Rarg und Nald folgten uns und richteten ihre Waffen auf uns.
„Er warnt euch zum letzten Mal", verkündete Rarg. Unter ihm war der Oberkörper eines Jaschemen zu sehen, der in den Schacht hereinblickte. Nach einer Weile verschwand er, und Nald verkündete leise: „Wir sind jetzt unter uns, Ritter der Tiefe. Und besonders du, Atlan, wirst keine Freude daran haben, was deine Ohren gleich hören. Ich werde dir kein zweites Angebot machen!"
Paß auf, etwas geht vor sich! vernahm ich den Logiksektor. Er spricht von sich plötzlich in der Ich-Form!
„Angebot?" fragte ich. Das rötliche Leuchten der Schachtwandung intensivierte sich.
Unsere Steiggeschwindigkeit erhöhte sich ein wenig. Über uns tauchte eine schleusenartige Mündung auf. Es mußte der Übergang zwischen dem Sockel und dem Turm des Domes sein.
Die beiden Jaschemen begannen zu lachen. Aus ihren Sprechöffnungen klang es scheußlich. Ich mußte an Domos Warnung denken. Die beiden wurden vom Tiefeneinfluß beherrscht, ohne zu Grauleben zu werden. Ich berichtete Jen über die Beobachtungen des Haluters.
„Wer seid ihr?" fragte ich dann.
„Du ahnst es nicht?" Wieder lachten sie. Und Jen sagte: „Ich weiß es, Atlan. Das Tabernakel hat es mir offenbart."
„Schweig, sonst paralysieren wir dich!" stieß Hurgenos Rarg hervor. „Oder sollen wir dich einfach töten?"
Sie stießen den Terraner zur Seite und nahmen mich in ihre Mitte.
„Du erinnerst dich? Du hast freiwillig deinen Zellaktivator abgelegt. Du wolltest uns kennen lernen und uns täuschen. Du hättest es nicht geschafft! Warum wolltest du die Annehmlichkeiten eines Grauen Ritters nicht ausprobieren, Atlan? Du hattest das Symbol der Unfreiheit bereits abgelegt. Und doch war es zu spät. Wir mußten aus Starsen fliehen!"
Mir schwindelte. Ich starrte die beiden Jaschemengestalten an.
„Sie sind versklavt!" stieß Salik hervor. „Nimm dich vor ihnen in acht. Die beiden Jaschemen dienen den Bewußtseinen der Grauen Lords aus Starsen als Wirte!"
Ich verstand plötzlich. Ich begriff auch Saliks Verhalten. Er hatte sich den Jaschemen ausgeliefert, weil er Bescheid wußte. Und er mußte mit Lethos gesprochen oder wenigstens Kontakt mit ihm gehabt haben.
„Wir haben in Starsen versagt", erklärte Hurgenos Rarg. „Ich bin der Älteste der Geriokraten und Nald der Fratervorsteher. Lord Mhuthan hat uns bestraft. Wir wurden von der Tiefe eingeatmet, diesem unbegreiflichen Kontinuum. Wir trafen auf die Bewußtseine anderer, bestrafter Lords. Sie hungerten vor sich hin, zu schwach, um etwas tun zu können. Durch uns wurden sie stark. Wir ergänzten das Kontingent so, daß es allen Bewußtseinen gelang, jenes Trennfeld zwischen der Tiefe und dem Neutrum zu erreichen und in das Reich des Einsamen einzudringen. Lange hat es gedauert, aber unsere Geduld hat sich gelohnt. Jetzt ist der Einsame der Tiefe wie wir, und er dient vierunddreißig Bewußtseinen als Wirt."
„Ihr Verbrecher!" stieß ich hervor. „Ist es euer einziges Ziel, andere Wesen zu versklaven? Welches Verbrechen habt ihr noch nicht begangen?"
„Schweig!" schrieen sie mich gemeinsam an. „Du darfst dir kein Urteil darüber erlauben.
Du kennst das Grauleben nicht. Du siehst nur den Gegensatz. Der Hintergrund und die Ursache bleiben dir verschlossen. Deshalb bist du unser Feind."
Die Abstrahlmündungen der Paralysatoren leuchteten gefährlich auf. Ich versteifte mich.
Bei einem Direktangriff hatten wir keine Chance. Wir würden paralysiert, und das konnte uns hinderlich sein, wenn wir dem Einsamen der Tiefe gegenüberstanden.
„Ruhig", sagte auch Jen. „Die eigentliche Entscheidung fallt dort oben unter der Tiefenkonstante!"
Bei dem Einsamen der Tiefe.
Wir hatten eine zweite Schleuse hinter uns gelassen und befanden uns in jenem Bereich, den wir als die
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