124 - Die Königin der Nacht
hervor. Unga stufte das Geschöpf als Mischung zwischen einem Werwolf und einem Satyr ein, zweifellos war es ein Dämon. Der Dämon spielte auf einer Pan-Flöte und näherte sich Unga.
Der Cro Magnon rührte sich nicht vom Fleck. Er tat so, als erreichte der Dämon mit seinem Spiel das, was er bezweckte. Doch in Wirklichkeit schlug das Flötenspiel den Cro Magnon nicht in seinen Bann.
Unga wartete, bis der Dämon bis auf Reichweite heran war. Er spannte seine Muskeln an, bereit, sich auf den haarigen Satyr zu stürzen. Da streifte ihn etwas von hinten wie das Netz einer Spinne, und eine Hand legte sich ihm in den Nacken. Die Berührung lähmte ihn fast.
„Verstelle dich nicht!" sagte eine rauchige Frauenstimme hinter Unga. „Ich habe erkannt, daß du Liragas Flötenspiel nicht erliegst. Bei Frauen erzielt er eine größere Wirkung. Ich möchte dir dennoch raten, nicht auf ihn loszugehen. Das würde dir nicht bekommen."
Unga drehte sich langsam um und sah sich einer dunkelhaarigen Frau gegenüber, deren wohl proportionierter Körper durch den leicht transparenten Stoff ihres wallenden Kleides kaum verhüllt wurde. Sie hatte ein betörendes Lächeln. Als sie den Mund jedoch noch etwas weiter öffnete, sah Unga darin Vampirzähne aufblitzen.
Die Frau lachte, als sie seine Reaktion sah.
„Du hast erkannt, welcher Art ich angehöre", sagt sie amüsiert. „Aber fürchte dich nicht. Asparase hat nicht vor, von deinem Blut zu trinken, obwohl… Nun, du weißt selbst, was für ein attraktiver Mann du bist. Aber das muß ich übersehen. Es gibt wichtigere Dinge."
Der Satyr beendete sein Flötenspiel und sagte zu Unga: „Wir wissen, daß die Chakras deine Feinde sind, und wollen dich im Kampf gegen sie unterstützen."
„Wenn ihr so gut Bescheid wißt, dann wißt ihr ja, daß auch Dämonen nicht gerade zu meinen Freunden zählen", erwiderte Unga.
Er beobachtete dabei die Vampirin und den Satyr. Die meisten Dämonen konnten sich hervorragend verstellen, um ihre Opfer für sich zu gewinnen, aber viele von ihnen waren leicht reizbar, so daß sie ihre Maske fallen ließen, wenn man sie provozierte. Diese beiden Dämonen schienen jedoch nicht zu dieser Kategorie zu gehören - oder sie meinten ihr Angebot ehrlich.
„Es braucht ja nicht gleich Freundschaft im Spiel zu sein, um sich gegen einen gemeinsamen Gegner zu verbünden", sagte Asparase und lächelte maliziös. „Ich kann dir nicht einmal versprechen, daß ich dich in Frieden lasse, wenn diese Sache hier vorbei ist. Dein Blut hat einen ganz besonderen Geruch, dem ich nur schwer widerstehen kann."
„Halte an dich, Asparase!" ermahnte Linga sie. „Wenn du ihn zu deinem Sklaven machst, dann ist er nur noch halb soviel wert."
Asparase lachte glucksend. „Ich werde an mich halten. Ich verspreche, mich zu bezähmen."
Unga ging auf den Handel mit den beiden Dämonen ein. Er hatte überhaupt keine andere Wahl, denn hätte er sich nicht mit ihnen verbündet, wäre sie über ihn hergefallen. Auf einen Kampf wollte er sich unter den gegebenen Umständen jedoch nicht einlassen. Erstens war er waffenlos; zweitens wollte er sich informieren, was hier eigentlich vor sich ging. Wenn er sich ein Bild von der Situation gemacht hatte, konnte er immer noch weitersehen.
Linga und Asparase brachten ihn in ihr Hauptquartier. Es handelte sich um eine Ruine, In der eine Vielzahl der verschiedensten Dämonen hauste. Als Unga sich erkundigte, wie viele Dämonen es in diesem Gebiet gäbe, erhielt er nur eine ausweichende Antwort.
„Genug, um den Gegner zu besiegen", erklärte Asparase. „Wenn wir alle unsere Kräfte mobilisieren, können wir den Gegner mit einem Handstreich hinwegfegen. Leider müssen wir uns an die Spielregeln halten."
Das war der erste Hinweis, daß das magische Schachspiel fortgeführt wurde, das vor vielen Jahrhundert begonnen und nicht zu Ende gespielt worden war.
Unga fragte sich, ob die Dämonen wußten, daß er damals einer der Mitwirkenden gewesen war. Doch nach einiger Überlegung kam er zu dem Schluß, daß die Dämonen keine Ahnung davon haben konnten. Also mußten sie andere Gründe haben, um sich seiner im Kampf gegen die Chakras zu bedienen.
Obwohl weder Asparase noch Linga ihm auf seine Fragen konkrete Antworten gaben, erfuhr er doch einiges Interessantes. So kam er zu der Überzeugung, daß Dämonen und Janusköpfe mit dem magischen Schach nicht gegeneinander Krieg führten, sondern es mehr aus Sport betrieben, es als eine Art Wettstreit
Weitere Kostenlose Bücher