124 - Die Königin der Nacht
sich angeekelt ab, als die Vampirin ihr Opfer in die Arme schloß.
„Pst!"
Unga fuhr erschrocken herum. Er sah links von sich im Unterholz eine Bewegung und glaubte schon, daß sich dort ein Irrwisch versteckt hatte, um ihn zu beobachten. Aber dann teilte sich das Blattwerk, und ein winziges menschliches Gesicht tauchte auf.
„Don!" rief Unga überrascht. „Bist du es wirklich?"
„Ich bin nicht minder überrascht, dich hier anzutreffen", sagte der Puppenmann und kam aus dem Versteck. ,,Bist du etwa wie Sue Thornton ein Sklave dieses dämonischen Gespanns, Unga?"
Der Cro Magnon schüttelte den Kopf. „Die beiden sehen auf meiner Abschußliste. Aber berichte - wie hat es dich hierher verschlagen?"
Chapman erzählt seine Abenteuer mit dem von den Dämon Ravana besessenen Bixby und wie er mit Dorian Hunter, Coco Zamis und Olivaro zusammengekommen war.
„Dorian und Coco sind hier?" rief Unga erfreut aus.
„Und Olivaro", fügte Don hinzu. „Er gehört jetzt zu uns."
Unga machte ein skeptisches Gesicht. Er zeigte damit deutlich, daß er keinem Januskopf traute. Aber das war im Augenblick nicht von Bedeutung.
„Ich glaube, jetzt weiß ich, warum sich die Dämonen der Schwarzen Familie um mich bemüht haben", sagte Unga, nachdem er Chapman erzählt hatte, wie es ihm nach ihrer Trennung ergangen war. „Luguri glaubt wohl, mich gegen euch ausspielen zu können. Aber ich werde ihm einen Strich… "
„He, Steinzeitmensch, mit wem unterhältst du dich denn so angeregt?" ertönte da Lingas Stimme. „Schnell, versteck dich bei mir!" raunte Unga dem Puppenmann zu und verbarg ihn unter seinem Gewand. Laut fuhr er fort: „Ich führe Selbstgespräche, weil ich mich langweile."
Schnell holte er die Späne hervor und schlug die Feuersteine über dem Zunder gegeneinander.
Als der Satyr das sah, lachte er spöttisch.
„Was für ein primitives Spielchen treibst du denn da?" fragte er.
Unga sah aus den Augenwinkeln, daß Asparase immer noch mit ihrem Opfer beschäftigt war. Wieder schlug er die Steine gegeneinander, und diesmal entzündeten die überspringenden Funken den Zunder. Don hatte sich im Unterholz versteckt und blies in die Glut, bis die ersten Flammen hochzüngelten. Dann zog sich der Puppenmann zurück, Unga verlor ihn aus den Augen.
„Ich habe dich etwas gefragt", sagte der Satyr grollend.
Er war bis auf vier Schritte herangekommen. Die Hand mit der Pan-Flöte baumelte lässig herab. Da sprang ein winziger Schatten hoch und riß ihm das magische Musikinstrument aus der Hand.
Linga gab einen erstaunten Ausruf von sich und wollte sich auf den Puppenmann stürzen, der mit seiner Flöte floh. Unga schleuderte den Feuerstein nach dem Satyr und traf ihn gegen die Stirn. Der Dämon war noch ganz benommen, als Unga sich auf ihn stürzte und ihn zu Boden rang.
Inzwischen hatte Chapman das Feuer erreicht und warf die Pan-Flöte hinein. Die Hitze der züngelnden Flammen entlockte dem magischen Instrument einen schaurigen Ton, der immer lauter wurde. Linga begann wie am Spieß zu schreien, als verursachten ihm die Laute seiner Flöte körperliche Schmerzen. Zwischen ihm und seinem Instrument bestand eine magische Verbindung; so wie er durch sein Spiel Opfer anlocken und peinigen konnte, quälte nun das in den Flammen schmorende Instrument ihn.
Unga ließ von dem Satyr ab und wollte sich der Vampirin zuwenden. In der einen Hand hielt er noch den zweiten Feuerstein, in der anderen lag der Vampirpfahl. Doch Asparase war von den qualvollen Schreien ihres Gefährten gewarnt worden. Mit einem unartikulierten Laut ließ sie von ihrem Opfer ab und entfleuchte schimpfend und fluchend.
„Asparase ist mir entkommen", sagte Unga. „Aber wenigstens kann ich ihr Opfer von einem unwürdigen Dasein befreien."
„Tu das lieber nicht!" beschwor Chapman ihn. „Es wäre besser, wenn du so tust, als ob du Sue Thornton heimlich folgst, damit sie dich zu Dorian führt. Ich möchte nämlich, daß meine Anwesenheit noch eine Weile geheim bleibt. Das bringt einige Vorteile mit sich."
Unga stimmte schweren Herzens zu. Bevor er sich mit dem Puppenmann auf den Weg machte, blickte er sich noch einmal um. Die Flöte des Satyrs war in den Flammen zu einem unförmigen Klumpen geworden - ebenso Linga.
„Gehen wir!" sagte Unga.
Er konnte das Wiedersehen mit den Freunden kaum erwarten.
„Was hast du da für eine Figur ins Spiel gebracht", fragte Chakravartin irritiert. „Ich sehe keinen Vorteil für dich, wenn du deine eigenen
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