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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Schwanz robbte er zu dem reglosen Frauenkörper. Er winselte und leckte die Hand und das Gesicht der Bewusstlosen ab. Doch kein Leben kam in sie, sie rührte kein Glied. Schließlich legte der Hund seinen Kopf auf ihren Bauch und wartete. Um der Fährte des Unheimlichen zu folgen war Canada zu schwach. Doch wenigstens die junge Frau wollte er bewachen…
    ***
    Beelinn, Mitte Oktober 2520
    Am Morgen, als die Sonne aufging, glaubte Jennifer Jensen die schlimmste Nacht ihres Lebens durchlitten zu haben. Sie sollte sich täuschen.
    Kein Auge tat sie zu, natürlich nicht. Mal starr vor Angst, mal schluchzend vor Panik lief sie erst durch den Palast, suchte drei oder vier Mal Raum um Raum nach ihrer Tochter ab. Den Rest der Nacht verbrachte sie auf den Wehrgängen und umkreiste die Siedlung wohl vier Mal, bis endlich der Morgen dämmerte.
    Niemand kam aus den Wäldern zurück und begehrte Einlass – weder Miouu noch Ann noch einer der zehn Männer, die Jenny am Abend zuvor unter Sergeant Maakus' Kommando ausgeschickt hatte, um nach den Vermissten zu suchen. Ein sinnloser Auftrag, denn wie sollten sie bei Dunkelheit die Spuren der Vermissten finden? Aber überhaupt nichts zu tun hätte Jenny nicht ertragen.
    Noch in derselben Nacht schickte sie Tilmo nach Luukwald.
    Der Junge war im Wald aufgewachsen, er war es gewohnt, sich auch nachts darin zu bewegen. In der Botschaft, die Jenny ihm für seinen Onkel mitgab, bat sie die verbündete Waldmann-Sippe bei der Suche nach ihrer Tochter zu helfen.
    Als dann endlich der neue Tag anbrach, zogen Bulldogg und Wulfgang mit sechzig Bewaffneten in den Wald, um Miouus und Anns Spuren zu verfolgen. Das war fast die Hälfte von Beelinns waffenfähigen Männern. Am liebsten hätte Jenny ihre gesamte Armee in Marsch gesetzt, doch sie war in Sorge wegen der Fremden und wollte Wehrtürme, Tore und Mauern nicht ohne Schutz lassen. Das seltsame Trio hatte am Waldrand übernachtet. Die Speisen und Getränke aus der Siedlung hatten sie zwar angenommen, sie dachten aber nicht daran, weiter zu wandern.
    Jenny beobachtete, wie Bulldogg und seine Truppe aus der Stadt Richtung Südosten zog. In diese Richtung hatten die Wachen am Vortage Miouu, Ann und ihre bewaffnete Eskorte in den Ruinenwald eindringen sehen. Der massige Oberst führte fünfzig Kämpfer zu Fuß in die Wälder, sein Unterführer Wulfgang befehligte ein Geschwader aus zehn Frekkeuscher-Reitern, die den Waldboden unter den inzwischen lichten Bäumen aus der Luft absuchen sollten.
    Mann für Mann verschwand die Beelinner Truppe zwischen Bäumen und Ruinen. Jenny beobachtete das Fluginsekten-Geschwader durch ihren Feldstecher. Sie wartete, bis der letzte Frekkeuscher am Horizont mit dem gelbbraunen Dach des Waldes verschwamm. Dann machte sie sich schweren Herzens auf den Weg zum Osttor.
    Am liebsten wäre sie mit Bulldogg gezogen, um ihre Tochter zu suchen. Aber sie durfte ihr kleines Königreich nicht allein lassen. Instinktiv spürte sie die Gefahr, in der die Siedlung schwebte.
    Oberst Willman und Sergeant Deenis begleiteten sie auf dem Wehrgang. Die Gesichter der Wächter, die sie passierten, sahen finster und bedrückt aus. Unten in den Gassen blieben die Leute stehen, wenn sie ihre Königin oben auf dem Wehrgang erkannten. Sie grüßten scheu, schlichen mit hochgezogenen Schultern weiter oder tuschelten kopfschüttelnd miteinander. Wie eine Wolke giftigen Dampfes hatte sich die Schwermut auf die Siedlung gelegt. Das Unglück war mit Händen zu greifen, und als hätte ihr jemand ein Messer ins Herz gestochen, schmerzte die Angst um Ann bei jedem Schritt, den Jenny tat.
    Am Osttor erwartete sie die nächste Hiobsbotschaft. »Da ist etwas im Wald«, sagte der diensthabende Hauptmann der Stadtwache. »Es bewegt sich auf Beelinn zu.«
    Jenny spähte durch ihr Fernglas. Am Waldrand konnte sie nur einen der Fremden entdecken. Halbnackt stand er auf dem Kopf und rührte sich nicht. Das Paar schien sich im Wald aufzuhalten.
    Sie suchte das Laubdach ab. Etwa drei Meilen entfernt erkannte sie eine seltsame Bewegung der Baumwipfel: Sie schwankten und schüttelten sich, als würde eine starke Windböe hindurch fegen. Nur entlang einer mehrere Dutzend Meter langen Schneise konnte Jenny dieses Schwanken und Schütteln der Bäume beobachten, und es war, als würde sich das Phänomen auf einer Linie bewegen, die direkt auf Beelinn zu führte.
    »Himmel…! Da fährt jemand durch den Wald!«, erkannte sie schließlich.
    Rechts und links von ihr

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