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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Drei Tage hat sie ihm im Stillen noch gegeben, danach hätte sie ihm mit Gewalt aus der Stadt werfen lassen. »Niemand verlässt mehr die Siedlung! Lass die Posaunenbläser das Signal auf den Mauern geben, damit alle, die noch in den Wäldern jagen oder auf den Feldern arbeiten, sofort zurückkommen. Und postiere jeden Mann auf der Mauer, der mit einer Waffe umgehen kann.«
    »Jawohl, meine Königin. Nur… da ist noch etwas…« Er verstummte.
    Jenny blieb stehen und sah ihn an. Eine kalte Hand griff nach ihrem Herzen, denn als könnte sie Bulldoggs Gedanken lesen, wusste sie plötzlich, was er sagen wollte und nicht zu sagen wagte. »Ann«, flüsterte sie. »Ann und Miouu – sie sind noch nicht zurück…?«
    Bulldogg senkte den Blick.
    ***
    In den Wäldern vor Beelinn, Mitte Oktober 2520
    Canada knurrte böse. Er sprang den Angreifer an, doch der schüttelte ihn ab, als wäre er eine Fellattrappe. Tritte und Schläge trafen den Hund, schleuderten ihn zu Boden. Dann näherte sich der Angreifer dem Kind. Ann schrie gellend, Miouu stand starr wie eine Statue.
    Der Doyzdogger rannte wieder gegen den Unheimlichen an.
    Und diesmal gelang es ihm, dessen Hals zu erwischen und sich darin festzubeißen. Der Unheimliche aber griff ihm zwischen die Fänge und drückte zu, bis Canada aufjaulte und losließ.
    Sein Gegner dagegen ließ nicht los – er hielt den Doyzdogger am Schädel fest, wirbelte einmal um sich selbst und schleuderte das Tier seitlich ins Gebüsch.
    Der Hundekörper prallte gegen das Gemäuer und schlug im Unterholz auf. Kein Knurren mehr, kein Jaulen, kein Winseln, nichts.
    Drei große Schritte und der Angreifer stand über der schreienden Ann. Er zog einen Sack aus seinen Gewändern, entfaltete ihn und stülpte ihn über das Mädchen. Sie brüllte, schlug um sich und strampelte, als er sie packte, doch der Kraft des Unheimlichen hatte sie nichts entgegen zu setzen. Er nahm den Umhang eines der toten Soldaten, hüllte Ann darin ein und verknotete den Stoff zu einem behelfsmäßigen Sack, den er hinter sich her zu Miouu schleifte. Auf dem Weg veränderte sich seine Gestalt, wurde zu der eines jungen Mannes mit blonden Locken.
    »Gut gemacht, meine gehorsame Geliebte, sehr gut«, lobte Arnau. »Und nun gehst du zurück zu deiner Königin.« Er fasste Miouus Kinn, zog ihren Kopf zu sich und küsste sie auf den Mund, wobei er seine nun menschliche Zunge über ihre Lippen schob. Weitere Viren drangen mit ihr in Miouus Mundraum.
    »Sag ihr, das Mädchen sei unterwegs fortgelaufen, um seinen Vater zu suchen, und sag ihr, die beiden Soldaten würden sie suchen.«
    »Das geht nicht. Sie wird mir nicht glauben.« Miouu sank an Arnaus Brust. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. »Der Doyzdogger ist dressiert, Ann zurück nach Beelinn zu tragen, egal was passiert.«
    »Dann sagst du eben, das Kind sei ohne den Hund fortgelaufen.«
    »Das glaubt mir erst Recht niemand! Canada würde doch sofort Anns Witterung aufnehmen!«
    »Also gut!« Er packte die junge Frau an den Schultern und drückte sie ein Stück von sich weg. »Dann sagst du die Wahrheit: Du bist überfallen worden. Erzähl ihr, Räuber hätten die beiden Wächter und den Hund getötet und das Kind geraubt!« Der Blick seiner grünen Augen bohrte sich in ihre.
    »Hast du verstanden?«
    »Und mich sollen die Räuber verschont haben?« Miouu schüttelte heftig den Kopf. »Kein Mensch in Beelinn wird mir das glauben. Man weiß, dass ich bis zur Selbstaufopferung für die König und ihre Tochter kämpfe…«
    Er stieß sie von sich. »Dann werde ich dafür sorgen, dass man dir die Geschichte glaubt.« Er holte aus und schlug ihr seine Faust ins Gesicht. Miouu taumelte, stürzte aber nicht.
    Keinen Moment kam es ihr in den Sinn, ihr Schwert gegen Arnau zu ziehen. Er packte sie am Haar, riss sie zu sich und schlug erneut zu – auf die Nase, den Mund, die Augen, wieder und wieder, so lange, bis Miouu schwer atmend und blutend am Boden lag. Das Kind im Sack strampelte und wimmerte.
    Arnau zog einen armdicken Ast aus dem Unterholz. Mit ihm drosch er auf Miouu ein, bis sie das Bewusstsein verlor. Zum Schluss zog er ihr Schwert aus der Scheide und stieß ihr die Klinge in den Oberschenkel. Dann packte den Sack und stapfte aus der Ruine in den Wald.
    Vier Stunden später ging die Sonne unter, Miouu lag noch immer bewusstlos in der Ruine des Gotteshauses. Im Unterholz raschelte es. Winselnd kroch der Doyzdogger aus dem Gestrüpp. Mit angelegten Ohren und eingeklemmtem

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