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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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begannen die Mauerwachen miteinander zu flüstern. Nach und nach entdeckte jeder die unerklärliche Erscheinung. Bald herrschte Aufregung auf der Mauer, und unten auf der Gasse liefen Frauen und Kinder zusammen. Näher und näher rückte die Schneise. Bald hörten sie Äste brechen und ein Brummen, das nur Jenny einordnen konnte: Motorengeräusche.
    Der Fremde am Waldrand unterbrach seine Yogaübung und stieg in seinen Anzug. Das Paar kehrte aus dem Wald zurück.
    Ohne Eile kamen die Frau und die beiden Männer zum Osttor.
    Das Brummen des Motors schwoll an. Die Leute unter dem Wehrgang suchten Zuflucht in ihren Häusern, die Soldaten rechts und links von Jenny traten nervös von einem Bein auf das andere. Jenny machte sich nichts vor: Sie hatten Angst.
    Und war es ein Wunder? Das unheimliche Geschehen zerrte auch an ihren Nerven. »Es hört sich an wie der Wagen, mit dem Maddrax im Sommer gekommen ist«, sagte Oberst Willman.
    »Hey, Königin!« Der junge Bursche im goldfarbenen Anzug blieb vor der Mauer stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Es ist so weit! Wir sind gleich vollzählig!« Er schrie gegen das Motorengebrüll aus dem Wald an. »Mir ist es ja egal, aber du würdest dir eine Menge Ärger ersparen, wenn du das Tor aufmachen lässt!«
    Am Waldrand bog eine noch unsichtbare Kraft Büsche und junge Bäume auseinander, und dann rollte ein schwarzes Ungetüm aus dem Wald – ein gewaltiger dreigliedriger Panzer auf sechs Doppelachsen und von gut fünfundzwanzig Metern Länge. Etwa vier Meter hoch mochte er sein und fast fünf Meter breit. Und tatsächlich: Das Gefährt erinnerte an den Earth-Water-Air-Tank, mit dem Matt in jener Nacht auf dem Marktplatz gelandet war, als Pottsdamer Aufwiegler den Scheiterhaufen mit Arnau schon fast angezündet hatten.
    Allerdings war der britische EWAT kleiner und schmaler gewesen und hatte aus vier statt aus drei Segmenten bestanden.
    Wenn die Umstände nicht so bitter gewesen wären, hätte Jenny wahrscheinlich laut aufgelacht, als sie das Emblem an der Bugseite des schwarzen Ungetüms erkannte: gelber Hammer und gelbe Sichel gekreuzt auf roter Kreisfläche. So aber stürzte sie der unerwartete Anblick des alten Sowjetwappens in noch größere Verwirrung.
    Der schwarze Koloss zog einen Lastwagen voller Kisten aus dem Wald, und im Schlepptau des Lkw rollten zwei Spezialfahrzeuge, die Jenny sofort identifizieren konnte: Raketenwerfer. Im selben Augenblick meinte sie Matts Stimme zu hören: Die Daa'muren scheinen sich in den Kopf gesetzt zu haben, ganz Europa nach nuklearem Material abzugrasen. Nur eine Frage der Zeit, bis sie vor den Toren Berlins auftauchen…
    Jenny glaubte, die Mauer würde schwanken. Unten, etwa dreißig Schritte entfernt, verschwammen der schwarze Riesenpanzer und die Frauen, die aus ihm stiegen, vor ihren Augen. Ich an ihrer Stelle würde die Stadt zu einer Art Zwischenlager umfunktionieren… Sollte es wahr sein? Sollte tatsächlich eintreffen, was Matt vorausgesagt hat? Sie hatte geglaubt, er würde die Zukunft bewusst in den schwärzesten Farben malen, damit sie und Ann mit ihm nach England kamen…
    Unten flüsterten Frauen, die wie wilde Amazonen aussahen, mit dem jungen Burschen und dem Mann, der sich von Leyden nannte. Die Soldaten an Jennys Seite waren verstummt, auch aus den Gassen hörte Jenny keine menschliche Stimme mehr.
    Eine Klappe öffnete sich im vorderen Segment der schwarzen Festung, ein Rohr wuchs aus seinem Inneren, ein Waffenturm. Jenny wollte schreien, doch im gleichen Moment flirrte ein feiner Strahl aus einer Öffnung des Waffenturms und zischte in den Wehrturm auf der anderen Flanke des Osttors.
    Augenblicklich stand der Turm in Flammen, Männer schrien, einer der Wächter sprang vom Ausguck des Turms in die Gasse hinunter, der andere brüllte um Hilfe.
    »Holt ihn da raus!«, rief Jenny. »Löscht den Brand!«
    Willman und seine Leute erwachten aus ihrer Erstarrung, Befehle gellten über den Wehrgang.
    »Hey, Königin!«, rief der Tätowierte. »Das ist kein Spaß, wie du merkst! Die Frauen hier wollen nicht das ganze Dorf in Brand schießen. Wie gesagt, sie brauchen es noch. Ich soll dir ausrichten, dass du eine Stunde Zeit hast, ein paar Häuser zu räumen und das Tor freiwillig zu öffnen. Mehr brauch ich nicht sagen, oder?«
    Jenny wankte zur nächsten Leiter und stieg hinab in die Gasse. Sie versuchte zu fassen, was eben geschehen ist, sie versuchte das Verhältnis zwischen den beiden offensichtlich kranken

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