1241 - Der Smiler und die Sphinx
mich nicht im selben Moment zurückgezogen hätte, wäre ich vermutlich dran gewesen."
„Du solltest mit deinen Extratouren aufhören. Du weißt, daß wir manch anderem Club ohnehin ein Dorn im Auge sind. Ein gröberer Zwischenfall, und unser Club wird geschlossen. Mach so was nicht wieder, Mong."
„Okay, Horst."
„Bist du identifiziert worden?"
„Was denkst du, ich bin doch kein Anfänger."
„Bist du sicher, daß man dich nicht bis ins ,Dizzylands’ zurückverfolgen kann?"
„Absolut sicher. Ich überlaß doch nicht überall gleich mein Id-Muster."
„Schön. Aber ich muß dich verwarnen, Mong. Wenn du schon solche Späßchen brauchst, dann mach sie privat. Mir ist es ernst, Mong. Unser Club könnte einen weiteren Skandal nicht verkraften."
„Ja, ist schon in Ordnung."
„Ich hoffe, du hast es wirklich kapiert." Horst Lanta stellte irgend etwas mit ihm an. Mong hatte das Gefühl, als massiere er seinen Nacken. Danach fühlte er sich besser. Der Clubdiener fuhr fort: „Da ist jemand für dich. Ich hab' dir doch von der Daisy erzählt, die nach dir fragte. Patricia nannte sie sich. Sie ist wiedergekommen und möchte dich sprechen. Fühlst du dich dazu in der Lage?"
„Aber immer!"
Mong stemmte sich aus der Pneumo-Liege, schwang die Beine herum und setzte sich auf. Ein leichtes Schwindelgefühl war die einzige Nachwirkung von seinem Horror-Trip. Er setzte sich die Swing-Krone auf, die Horst neben ihn gelegt hatte.
Der Diener sah ihn kurz prüfend an, dann nickte er und verschwand. Wenige Minuten später trat eine weibliche Gestalt in einer schmucklosen, körperengen Kombination in den Raum. Das Gesicht war hinter einer Biomaske verborgen, darüber türmte sich eine weiße Perücke.
Mong taxierte die Gestalt eingehend und fand, daß die auffallende Maske nicht zu der schlanken, sportlichen Figur paßte. Erst in zweiter Linie fragte er sich, was die Maskerade überhaupt sollte. Als hätte die Frau seine Gedanken gelesen, sagte sie statt einer Begrüßung: „Ich stehe im öffentlichen Leben und kann behaupten, eine bekannte Persönlichkeit zu sein. Darum kann ich es mir auch nicht leisten, mit den Swingern in Zusammenhang gebracht zu werden."
„Dafür habe ich durchaus Verständnis, Patricia", sagte Mong. „Heißt du eigentlich wirklich so?"
Die Frau setzte sich neben ihm auf die Liege.
„Patricia ist kein so seltener Name, als daß durch seine Nennung mein Inkognito gelüftet würde", sagte sie und betrachtete ihn aus grünen Augen. Mong kam zu dem Schluß, daß deren Farbe echt war.
„Ich nehme an, daß du unserem Club beigetreten bist, sonst hätte dich Horst nicht in diese geheiligten Räume vorgelassen", sagte Mong, um ihr klarzumachen, daß er über die Gepflogenheiten des Hausfaktotums Bescheid wußte. „Das hat dich natürlich ein dickes Bakschisch gekostet - und die Offenlegung deiner wahren Identität."
Die Frau wandte den Kopf ab.
„Der Diener weiß auch, wonach mir ist", sagte sie mit leiser Stimme. „Und er hat mir dich als Partner vorgeschlagen, denn er meinte, daß du mir als einziger bieten kannst, was ich erwarte."
„Und das wäre?" fragte Mong gedehnt.
Patricia wandte sich wieder ihm zu.
„Ich swinge schon eine ganze Weile", sagte sie, „aber mir werden die Trips immer langweiliger. Ich verlange nach mehr und nach Außergewöhnlichem. Ich habe gewisse Vorstellungen, aber nicht die Erfahrung, sie auch verwirklichen zu können. Ich brauche einen Partner, der mich führt und mir neue, ungewöhnliche Bereiche des Swingens zeigt.
Ich möchte etwas erleben - und ich möchte alles viel intensiver erleben. Kannst du mir das bieten?"
„Vielleicht..."
„Wovon hängt das ab? Geht es um Geld?"
Mong sprang zornig auf.
„Wo denkst du hin!" herrschte er sie an. „Ich empfinde diese Bemerkung als Beleidigung, wie einen Schlag ins Gesicht. Ich bin ein Ästhet, Swingen ist mein Leben, an das ich sehr hohe Anforderungen stelle. Darum war ich bis jetzt ein Single-Swinger."
„Was erwartest du von einer Partnerin?"
„Zuerst einmal volles Vertrauen. Wer bist du? Welches Gesicht, welche Identität verbirgt sich hinter dieser Biomaske?"
„Das ist meine Swing-Krone."
„Bevor wir uns weiter unterhalten, mußt du sie erst einmal abnehmen."
„In Ordnung." Die Frau hob ihre Biomaske an und schob sie hoch. Ihre Stimme klang gedämpft, als sie fortfuhr: „Aber erschrick nicht, wenn du mich erkennst."
Als sie die Swing-Krone abgenommen hatte, starrte Mong in ein schmales,
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