1241 - Der Smiler und die Sphinx
in die Tiefe gestaffelten Raumschiffen wurde von einem Geisterbild überlagert.
Daisy hielt überrascht inne. Zuerst dachte sie an eine Störung und dann daran, daß sich der Warner wieder einmal in die laufende Sendung einschaltete.
Aber die schemenhafte Gestalt flimmerte nicht silbern, sondern war von eintönigem Grau, und über dem Kopf war ein roter verwaschener Fleck. Als sich die Konturen allmählich festigten, erkannte Daisy, daß es sich um eine Kopfbedeckung von der Form eines Hahnenkamms handelte.
Der Ton der Armada-Show wurde von einem starken Hintergrundrauschen überlagert, und dann erklang eine verzerrte Stimme: „Daisy! Daisy, hörst du mich... kannst du mich sehen? Ich bin es, Mong. Ich swinge zu dir, wie versprochen. Und ich komme zu dir, um dich aus deiner Einsamkeit in die unglaubliche, erlebnisreiche Welt der Dizzylands zu entführen. Erschrick nicht, habe keine Furcht. Schalte nicht ab, bleibe auf Sendung. Hör mich erst einmal an, ich habe dir einiges zu erzählen..."
Die Stimme wurde immer deutlicher, bis sie in vollem, störungsfreiem Raumton zu hören war. Die Gestalt hatte sich im gleichen Maße gefestigt, und nun schien der Mann mit der seltsamen Kopfbedeckung bei ihr im Zimmer zu stehen. Er sah sie mit fiebrigem Blick an.
„Du bist schön, meine Dizzy-Daisy", sagte der unheimliche Besucher. „Ich begehre dich, ich möchte dich als meine Partnerin mit auf Reisen in phantastische Bereiche nehmen, wie du sie nicht einmal erträumen kannst." Seine Augen wanderten zu dem Turban. „Ich sehe, du hast mein Geschenk erhalten, Daisy. Setz die Swing-Krone auf und benutze den Tecom. Ich erkläre dir, wie du auf meine Welle kommst, dann können wir gemeinsam..."
„Verschwinde!" brachte Daisy endlich hervor, als sie sich einigermaßen gefaßt hatte.
„Hau ab! Ich möchte weder wissen, wer du bist, noch wie es dir gelungen ist, in meine Intimsphäre einzudringen. Ich möchte nur, daß du auf demselben Weg wieder verschwindest, Peeping Mong."
„Interessiert es dich wirklich nicht, wie ich zu dir gelangt bin, kleine Dizzy-Daisy?" sagte die Holo-Projektion. „Es war gar nicht so schwer.
Und wenn du die Swing-Krone aufsetzt, kannst du auf die gleiche Weise überallhin reisen, dich im Geist bis zur Endlosen Armada tragen lassen. Ich kenne deine geheimsten Wünsche, also brauchst du sie nicht zu verleugnen. Ich weiß, wonach du dich sehnst, und ich kann es dir bieten. Komm mit mir, und ich zeige dir all die Wunder, die nur das Swingen zu bieten hat."
Daisy hatte sich bereits für die Nacht hergerichtet; sie schlief immer nackt. Aber ihre Nacktheit war ihr weniger peinlich, denn ihr war inzwischen klargeworden, daß dieser „Peeping Mong" geistigen Voyeurismus betrieb. Er mußte ihre Psyche eingehend studiert haben, bevor er auf diese Weise Kontakt zu ihr aufnahm. Ihre Abscheu wurde darum nicht geringer, aber gleichzeitig war auch ihr Interesse geweckt. Sie mußte herausfinden, wie es dem Besucher gelungen war, sich über das Kommunikationsnetz in ihre Intimsphäre einzuschleichen.
„Wie machst du das?" erkundigte sie sich. „Ich verstehe nicht, wie es möglich ist, ein so klares Holorama von dir zu übertragen, zumindest als Schwarzsendung."
„Da ist doch weiter nichts dabei", meinte Peeping Mong herablassend. „Du brauchst nur die Swing-Krone aufzusetzen und den Tecom auf die entsprechende Frequenz zu justieren. Das geschieht halbautomatisch, und mit ein bißchen zusätzlichem Fingerspitzengefühl bist du sogleich mitten in der Sendung."
„Es kann aber auch nicht so einfach sein, sich in das Kommunikationsnetz einzufädeln und harmlose Bürger zu erschrecken", sagte sie, nunmehr ganz ruhig. Sie wollte ihn aushorchen, festnageln und an die Behörden übergeben. „Sonst gäbe es sicher viel mehr Geister-Swinger wie dich."
„Da hast du recht", gab Peeping Mong geschmeichelt zu. „Das ist meine Spezialität.
Aber so schwierig ist das gar nicht. Vermutlich ist außer mir noch niemand auf die Idee gekommen, die Kodes zu knacken zu versuchen. Du könntest eine Menge von mir lernen, Daisy. Komm mit mir auf einen Trip in die Dizzylands, und ich mache dich zur Königin der Swinger. Wenn du erst einmal auf den Geschmack gekommen bist, dann läßt dich das Swingen nicht mehr los, es macht gerade süchtig. Aber es vermittelt auch ein Gefühl, wie du es zuvor noch nie in deinem Leben kennen gelernt hast. Swingen ist wie... wie ein zur Realität gewordenes Träumen."
„Aber wie bist du
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