1241 - Der Smiler und die Sphinx
daß der Warner auf einmal schweigt", sagte Tekener. „Ist das nicht seltsam? Hast du darauf eine Antwort, NATHAN?"
„Nein, ich bin doch kein Kontra-Computer." Die Stimme der lunaren Hyperinpotronik klang geradezu beleidigt.
*
Sri hatte tatsächlich von Ronald Tekener geträumt. Aber nicht davon, wie er zu seinen Lashat-Pocken kam, obwohl diese im Traum eine tragende Rolle gespielt hatten.
Ein seltsames Gefühl stieg in ihr auf, als sie sich den Trauminhalt ins Gedächtnis rief.
Ihre Fingerspitzen, mit denen sie Teks Gesichtsnarben gestreichelt hatte, begannen zu prickeln. Sie schloß die Augen, um den Traum in wachem Bewußtsein noch einmal nachzuvollziehen. Aber plötzlich überkam sie große Scham. Sie hätte am liebsten alles aus ihrem Gedächtnis radiert, und dann begann sie zu schluchzen.
Vishna! Gesil, was ist los mit mir? rief sie in Gedanken. Warum fühle ich mich auf einmal so depressiv, obwohl ich gerade noch ein überwältigendes Hochgefühl verspürte.
Ihre beiden Schwestern hörten ihre telepathischen Rufe und machten sich bemerkbar.
Kein Grund zur Besorgnis, Sri, meldeten sich Gesils einfühlsame Gedanken. Diese Phase deiner Entwicklung wird bald abgeschlossen sein. Du reifst vom Kind zur Frau. Im Moment bist du noch weder das eine noch das andere, darum deine überschäumenden Gefühlswallungen. Du wirst bald merken, daß das nicht so dramatisch ist, wie es scheint.
Wie kannst du das beurteilen, Gesil? erkundigte sich Sri sarkastisch, die eher eine Bevormundung als einen Trost aus Gesils Gedankensendung heraushörte. Warst du denn überhaupt mal ein Mädchen? Du wurdest doch als reifere Frau in die Welt gesetzt.
Das ist wahr, aber gewisse Erinnerungen werden manchmal in mir wach, die mir die Probleme des Kindseins und der Werdung zur Frau verständlich machen, kamen Gesils Gedanken. Vielleicht sind es Erinnerungen an frühere Leben...
Stellt euch nicht so an! Das war Vishna, streng und tadelnd. Es zählt nicht, wie und woraus ihr wurdet, sondern nur das, was ihr seid. Ich habe euch ins Leben gerufen, schön und gut, aber nun tragt ihr eure Eigenverantwortung. Ich denke, wir haben vereinbart, daß dieses Thema kein Diskussionspunkt mehr sein soll.
Schon in Ordnung, gab Srimavo nach. Ich komme auch alleine zurecht. Der Hauptgrund, daß ich euch kontaktiert habe, ist aber ein anderer. Ronald Tekener hat mich um eine Aussprache mit dir, Vishna, gebeten. Ich glaube, es geht um den Warner und in diesem Zusammenhang auch um die drei Ultimaten Fragen.
Was soll das eine mit dem anderen zu tun haben? Vishnas telepathische Stimme klang ungehalten. Du kannst ihm erzählen, was du willst, Sri, aber lasse uns aus dem Spiel.
Es ist Tek aber sehr wichtig. Sri war entschlossen, nicht lockerzulassen, bis Vishna ein Versprechen gab. Er könnte sonst glauben, daß das Virenimperium etwas mit dem Warner zu tun hat.
Wir haben zwar Probleme mit dem Virenimperium, aber die sind ganz anderer Art, meldete sich da Gesil. Es hat sich sehr verändert, und Vishna meint...
Ronald Tekener soll seinen Willen haben. Du kannst die gewünschte Unterredung vermitteln, Sri.
Danach war die telepathische Verbindung unterbrochen, und Srimavo bekam keinen Kontakt mehr zu ihren beiden Schwestern.
„Wer glaubst du denn, wer du bist, Vishna!" rief Srimavo zornig und schlenderte den nächstbesten Gegenstand, der ihr in die Finger kam, gegen die Wand. Sie beruhigte sich aber sofort wieder und fügte leiser hinzu: „Du weißt wenigstens, wer du bist. Aber wer bin ich - und was wird aus mir?"
Sie fühlte sich auf einmal wieder so unglücklich, so verlören und unbedeutend. Als sie Tek zu erreichen versuchte, jedoch erfuhr, daß er sich immer noch im STALHOF aufhielt, fühlte sie sich nur noch elender.
Und wie zum Trotz begann sie sich auffällig zu schminken, legte ihr Federimitat-Kleid an und machte sich dann auf den Weg, um irgend etwas zur Hebung ihrer Stimmung zu unternehmen.
Es war nicht der pure Zufall, daß sie auf dem Spaziergang durch die weiten Räumlichkeiten von HQ-Hanse mit Timo Porante zusammentraf. Und es tat ihrem Selbstbewußtsein überaus gut, daß er ihrer Herausforderung nicht widerstehen konnte und sich für den Rest des Tages freinahm, obwohl er bis über beide Ohren in Arbeit steckte.
*
„Das ist ja eine Folterkammer!" rief Sri aus, als Timo sie durch die Fitneßräume des Sport-Centers führte und ihr die verschiedenen Geräte der Kraftkammern erklärte, an denen sich schwitzende
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