1241 - Der Smiler und die Sphinx
antwortete Tekener. „Aber davor warst du ein Teil von Vishna. Hast du denn keine Erinnerung an die Zeit, bevor du in Shoonar auftauchtest?"
„Nein, und sie fehlt mir auch nicht. Ich möchte mich damit erst gar nicht belasten. Du kannst aber Vishna danach fragen. Ich werde deine Fragen an sie weiterleiten. Was willst du wissen?"
Tekeners Versuch, Srimavo aus der Reserve zu locken und mehr über ihre Herkunft zu erfahren, war fehlgeschlagen. Er drang nicht weiter in sie.
„Ich möchte von Vishna gerne wissen, was es mit ihren Inkarnationen auf sich hat", sagte er. „Wie sie entstanden sind, wo überall und wie viele davon."
Tek beobachtete Srimavo. Sie zeigte keine Veränderungen, und kaum, daß er ausgesprochen hatte, kam auch schon ihre Antwort - die Antwort Vishnas aus ihrem Mund. Und es war Vishnas Stimme, die sagte: „Es ist längst bekannt, daß überall dort, wo Virenkonglomerate mit meiner Komponente zu Teilrekonstruktionen des Virenimperiums zusammengesetzt wurden, Inkarnationen von mir entstanden. Wo diese Teilrekonstruktionen einen bestimmten Umfang erreichten und ich somit die entsprechende Stärke erreichte, entstanden diese Inkarnationen, damit sie die Arbeit am Virenimperium überwachten. Das geschah an vielen Ortern des Universums. Manche Inkarnationen waren nicht von Bestand, mutierten oder starben wieder ab, kaum daß sie entstanden waren. Aber unzählige von ihnen blieben erhalten."
„Was ist aus ihnen geworden?" fragte Tek.
„Ich habe sie alle in mir vereinigt, als das Virenimperium zusammengefügt wurde. Man könnte sagen, daß Belice die Quintessenz aller Inkarnationen wurde. Ich sehe mich darum als die Summe aller Inkarnationen - anders hätte ich nicht körperlich werden können."
„Warum hast du nicht auch Sri und Gesil in dich aufgenommen?"
„Sie waren bereits zu stark, hatten sich sozusagen verselbständigt", antwortete Vishna aus Srimavos Mund. „Ich habe mich selbst gefragt, wie das geschehen sein könnte. Und ich habe eine Antwort gefunden, ohne wirklich sagen zu können, daß es der Weisheit letzter Schluß ist."
„Und wie lautet die Antwort?"
„Ich glaube, daß die Ritter der Tiefe Gesil und Srimavo Bestand verliehen haben. In Gesils Fall war es Atlan, der sie auf Spoodie-Schlacke fand und den Quasi-Status eines Ritters der Tiefe besaß. Und bei Sri, in der ich mich auf Terra verwirklichte, waren es Rhodan und Salik."
Das war eine Antwort, die Tekener einleuchtete. Aber er wollte es ganz genau wissen, darum fragte er: „Und alle anderen Inkarnationen hast du in dich zurückgeholt? Bestimmt alle?"
Srimavo machte ein erstauntes Gesicht, als sie antwortete, und diesmal war sie es selbst, die sprach: „Vishna ist da ganz sicher. Warum zweifelst du daran, Tek?"
„Es ist nur so eine Idee, aber die Begründung mit dem Ritter-Status für deine Existenz bestärkt mich darin", sagte Tekener. „Darum frage ich Vishna, ob sich auf Terra nicht eine weitere Inkarnation manifestiert haben könnte, die ebenfalls existent geblieben ist."
„Das ist völlig ausgeschlossen!" behauptete Vishna durch Srimavo. „Es gibt nur uns drei überlebende und lebensfähige Inkarnationen. Wie kommst du auf den absurden Gedanken einer vierten Inkarnation?"
„Da du deiner Sache so sicher bist, erscheint mir meine Idee selbst als absurd", sagte Tekener ausweichend. „Sie kam mir nur wegen verschiedener seltsamer Vorgänge im Solsystem..."
Srimavo begann plötzlich schallend zu lachen, und Tekener hätte schwören können, daß es ein dreistimmiges Lachen war.
„Entschuldige, Tek, aber es klingt doch zu komisch", sagte Srimavo mühsam beherrscht, und die Lachtränen vermischten ihre Illusionsschminke. „Du glaubtest doch tatsächlich, der Warner könnte eine Inkarnation von Vishna sein?"
„Vergiß es, Sri!" sagte Tekener. „Verdammt noch mal, vergiß es!"
6.
Celeste Maranitares war erst 42 Jahre, aber sie erwartete vom Leben nicht mehr viel.
Sie hatte alles erreicht, was sie eigentlich wollte - fast alles, fügte sie in einer gedanklichen Fußnote hinzu.
Sie war Exoethnologin, und nach Abschluß ihres Studiums war es ihr großer Traum gewesen, eines Tages mit einem Forschungsschiff die Heimatgalaxie zu verlassen, in unbekannte Tiefen des Weltraums vorzustoßen und fremde Völker kennenzulernen.
Für die Erreichung dieses Zieles erschien ihr die Kosmische Hanse gerade recht. Sie reichte einige Abhandlungen ein, die sich über menschliche Verhaltensweisen beim ersten
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