1244 - Traumwelt Terra
ist angebrochen. Unsere Milchstraße wird nie mehr dieselbe sein..."
„Nun übertreib's aber nicht", meldete sich Ravael Dongs warnende Stimme auf dem Monitor-Kanal. „Mir schießen schon die Tränen in die Augen."
„Halt's Maul", knurrte Krohn Meysenhart offline, während die Minikameras seiner Montur schwenkten und die Orterimpulse aufnahmen, die der Computer in grelle, bunte Lichtpunkte verwandelte.
„... nie mehr dieselbe wie zuvor", setzte er seinen Vortrag fort. „Wir stehen am Beginn einer neuen Ära, und ihr erlebt ihn live dank des unermüdlichen Einsatzes eures Rasenden Reporters und der KISCH-Medien-Crew."
Es machte sich immer gut, wenn er den Kredit nicht allein für sich beanspruchte. Ravael Dongs Warnung war indes nicht wirkungslos an ihm vorbeigegangen.
„Finden wir jetzt zur Wirklichkeit zurück", sagte er. „So überwältigend der Anblick dieser unübersehbaren Menge fremder Raumschiffe auch sein mag, uns interessiert nach wie vor die Frage, was dieser Zirkus bedeuten soll. Wir wollen wissen..."
Er wurde rüde unterbrochen. Eine grollende, dröhnende Stimme, ganz eindeutig die eines Epsalers, donnerte aus dem Audiokom: „Welcher Idiot spricht da auf dem Kommandokanal des Flaggschiffs? Halt dich da 'raus, Mann, oder ich zieh' dir die Haut ab!"
Eine Sekunde lang bekam Krohn Meysenhart keine Luft. So hatte man ihn im Lauf der vergangenen zwanzig Jahre niemals anzusprechen gewagt. Für die Dauer eines Augenblicks war er verwirrt, fühlte sich erniedrigt. Dann vergewisserte er sich, daß seine Sendung auf dem üblichen, für seine Zwecke reservierten Band lief. Er gewann seine Würde zurück und sprach mit Stentorstimme: „Welcher Kretin hat sich auf die Privatleitung der KISCH-Medien-Crew geschaltet?" Er war offline gegangen. Die galaktische Öffentlichkeit brauchte dieses Zankgespräch nicht mitzuhören. In der Zwischenzeit würde seine Mannschaft die Konsumenten mit Nachrichtenfüllern und weiteren Bildern der Endlosen Armada versorgen. Die Mitglieder der KISCH-Besatzung waren aufeinander eingespielt. Es ging nichts schief. „Hier spricht Krohn Meysenhart", dröhnte er weiter, „einer der bekannten Spezialisten des Medien-Geschäfts. Ich erwarte, daß du dich an die Regeln und Vorschriften der interstellaren Kommunikation hältst."
„Ach, sieh da - Krohn Meysenhart", erwiderte die andere Stimme höhnisch. „Der Mann, der sich seit einer halben Stunde über den mangelnden Intellekt der Epsaler ausläßt. Na, du kommst mir gerade recht, Bürschchen.".
„Wer ... wer spricht da?" erkundigte sich der Rasende Reporter verdattert.
„Rimser Kapp. Kommandant der RIMDAN, des Flaggschiffs der epsalischen Empfangsflotte. Du kennst mich. Habe ich nicht vor kurzem gehört, du seist auf dem Weg zu mir?"
Krohn Meysenhart wurde es abwechselnd heiß und kalt. Da hatte er sich mit dem Falschen angelegt. Wenn er die Reportage haben wollte, die er seinen Konsumenten versprochen hatte, dann mußte er einlenken.
„Ein Mißverständnis wahrscheinlich", sagte er hastig. „Ich meine, die Sache mit dem doppelt belegten Kanal. Ich kann dir zwar meine Lizenz für den Exklusivanspruch auf diese Frequenz vorweisen..."
„Pah, Lizenz!" donnerte Rimser Kapp. „Was kümmern wir Epsaler uns um Lizenzen?"
„Ich dachte es mir", sagte Krohn Meysenhart. „Nicht überall in der Milchstraße richtet man sich nach denselben Gepflogenheiten. Hör zu, Kapp: Hier bist du zu Hause, und ich bin ein Fremder. Ich überlasse dir deinen Kommandokanal und schalte mich auf ein anderes Band. Einverstanden?"
„Die ersten vernünftigen Worte, die ich je aus dem Mund eines Reporters gehört habe", grollte der Epsaler.
„Bin ich an Bord deines Schiffes noch willkommen?" erkundigte sich Krohn Meysenhart.
„Selbstverständlich", antwortete Rimser Kapp in versöhnlichem Tonfall. „Wir haben dich im Visier. Halt dich fest - wir holen dich herein."
Ein leiser Ruck fuhr durch Meysenharts eigenartiges Gefährt, als die Kraftfeldlinien des Traktorfelds nach ihm faßten und es beschleunigten.
*
Im Halbdunkel seines Swing-Gemachs richtete Fredo Gopher sich grinsend auf und ließ die Swing-Krone von der Schädeldecke gleiten. Was da vorging, war ihm nicht ganz klar.
Ohne Zweifel hatte Krohn Meysenhart auf Monitor oder offline geschaltet, als die Diskussion mit dem epsalischen Kommandanten begann. Kein Reporter, der etwas auf sich hielt, ließ die Öffentlichkeit hören, wie er beschimpft wurde - und Meysenhart hielt
Weitere Kostenlose Bücher