1245 - Der böse Geist von Terra

Stelle, wo die ersten aufgetaucht waren, und folgten diesen auf gleichem Kurs. Es war eine endlose Prozession, und während der staunende Beobachter den schweigend dahinhuschenden Lichtpunkten nachblickte, formte sich in seinem Bewußtsein eine erste, wenn auch bescheidene Vorstellung von der ungeheuerlichen Größe der Endlosen Armada.
    Ganz anders sah der zeitgenössische Medien-Konsument die Dinge. Die Medien-Crews waren in ihrem Element. Mit den modernsten Mitteln der Technik, mit Ortergeräten, die das gesamte Ausmaß der Endlosen Armada zu überblicken vermochten, mit Computern, die die Ortersignale in visuelle Eindrücke übersetzen und ihnen unterschiedliche Farbtöne quer durch den gesamten sichtbaren Bereich des Spektrums verliehen, zauberten sie Bilder in die Video-Empfänger, die dem Betrachter den Atem raubten. Die Sterne verblaßten im Hintergrund, während im Vordergrund eine riesige, das Bild erfüllende Wolke aus Hunderten von Millionen bunter Lichtpunkte entstand. Binnen weniger Minuten wuchs sie zu einem Lichtspektakel, das das Auge verwirrte. Aber damit nicht genug: Audio-Impressionen vermittelten dem Konsumenten das Gefühl, unmittelbar an dem phänomenalen Vorgang beteiligt zu sein. Er hörte das Wispern positronischer Signale, fremdartige Stimmen, die über Hyperkom in fremden Sprachen sprachen. Er hörte Fanfarentöne, die ihm die Bedeutung des Augenblicks klarmachen sollten - und er hörte immer und immer wieder die bombastischen Worte der Berichterstatter, die von ihrer eigenen Schau so überwältigt waren, daß sie kaum mehr zusammenhängend sprechen konnten.
    „Seht doch, seht, ihr Medien-Freaks!" dröhnte Krohn Meysenharts Stimme aus dem Äther. „Sagt, ob ihr je etwas derart Phantastisches gesehen habt! Die wahrhaft größte Schau aller Zeiten! Wie oft haben wir diesen Ausdruck schon gebraucht - aber diesmal ist sie es wirklich ..."
    Der ringförmige Schleier, den das Virenimperium mit einem Radius von 50 Lichtstunden rings um das Solsystem zog, verschwand im Gewimmel der Lichtpunkte. Dann aber, als Krohn Meysenhart die Worte, mit denen er das Unbeschreibliche zu beschreiben gedacht hatte, schon längst ausgegangen waren, erschien das wahrhaft Überwältigende. Inmitten der Lichtflut entstand eine mächtige, trapezoide Fläche, die in sanftem Rotgold leuchtete.
    Niemand wußte, wie weit sie von den Aufnahmegeräten entfernt war; niemand konnte die scheinbaren Maße auf die wahren Abmessungen umrechnen. Und den Berichterstattern hatte es endgültig die Sprache verschlagen.
    Alle wußten: Der Loolandre war angekommen.
    Es waren indes nur wenige Bewohner der Erde, die das Schauspiel auf diese beeindruckende Weise zu sehen bekamen. Die Träumer nahmen nichts mehr wahr. Die Pseudoimmunen wagten sich nicht in die Nähe eines Kommunikationsgeräts. Nur die Swinger verfolgten Krohn Meysenharts und seiner Konkurrenten Sendungen noch. Die wenigen Menschen, die sich in abgelegenen Gegenden die Mühe machten, zum Himmel aufzublicken, sahen ein ganz anderes Bild. Für sie war der neblige Ring des Virenimperiums nach wie vor vorhanden. In seiner Nähe jedoch war ein verwaschener Lichtfleck entstanden, matt und lichtschwach, so daß nur dunkeladaptierte Augen es überhaupt wahrzunehmen vermochten. Die geringe Helligkeit zeugte vom großen Sonnenabstand des Objekts, und die Menschen, die genug von Optik und Geometrie verstanden, um im Kopf rasch ein paar überschlägige Rechnungen vorzunehmen, erschauerten, wenn sie erkannten, wie ungeheuer groß der geheimnisvolle Himmelskörper sein mußte.
    Aber auch sie wußten, womit sie es zu tun hatten.
    Der Loolandre war angekommen.
    Das Enigmatische der Endlosen Armada spiegelte sich in ihrem ersten Auftritt über der Erde wider. Für Terra hätte das Erscheinen der Armada ein erschütterndes, ein einmaliges Ereignis sein sollen - ein absoluter Höhepunkt der Menschheitsgeschichte.
    Aber es war fast niemand mehr da, der den Vorgang hätte zur Kenntnis nehmen können.
    Die wenigen, die ihn wahrnahmen, waren in der Tat erschüttert. Und ein klein wenig Hoffnung stahl sich in ihre Herzen - die Hoffnung, daß die Ankunft der Endlosen Armada die entsetzliche Gefahr bannen könne, die die Erde heimgesucht hatte.
     
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    „Suche eine tüchtige Hilfskraft, die Spektren auswerten und intelligente Schlüsse ziehen kann." Fredo Gopher grinste, während er den Text seiner Nachricht diktierte. „Biete: angenehme Gesellschaft, Frühstück, Mittag- und Abendessen;